Hilden Abschied mit Konzert

Hilden · Der Gemischte Chor löst sich nach 105 Jahren auf – "aus gesundheitlichen und Altersgründen", wie Vorsitzende Marlies Thieme auf der Stadthallenbühne sagte. Unerwartet war die Ehrung mit Stadtwappen und Fabry-Medaille.

 Nicht nur mit einem Potpourri aus "My Fair Lady" begeisterte der Gemischte Chor bei seinem letzten Konzert.

Nicht nur mit einem Potpourri aus "My Fair Lady" begeisterte der Gemischte Chor bei seinem letzten Konzert.

Foto: Olaf Staschik

Es herrschte eine besondere Stimmung am vergangenen Samstag in der gut besuchten Stadthalle, als Marlies Thieme das Abschiedskonzert des "Gemischten Chor Hilden 1907" ankündigte. Das lag zum einen sicher an Art der Vorsitzenden, das Gefühl zu vermitteln, man wäre an diesem Ort "in Familie". Dabei drückte sie so gar nicht auf die Tränendrüsen, als sie das Ende der Chores "aus gesundheitlichen und Altersgründen" bekannt gab. Zum andern konnte sich das durchweg ältere Publikum ein letztes Mal an einem harmonischen, immer noch voll klingenden Chorgesang erfreuen.

"Zauber der Erinnerung" hatten die Mitwirkenden ihr Programm aus Oper-, Operetten- und Musical-Melodien genannt, dessen Gesamtleitung Jürgen Schoeneberger hatte. Am Klavier begleitete Arthur Keilmann. Unterstützung bekamen die 24 Sängerinnen und fünf Sänger von den Männerstimmen der Gesangsabteilung BTV-Ronsdorf-Graben 1912 (Leitung Klaus Möbius) und den Solisten Reinhard Dix (Bass) und Cordula Kautzner. Ihr klarer, modulationsfähiger Sopran machte schon beim "Lied an den Mond" Eindruck.

Dass auch ältere Stimmen einen bezaubernden Klangkörper bilden können, bewies der Gemischte Chor, der in früheren Zeiten auch "Almrausch" hieß, spätestens beim Potpourri aus "My Fair Lady": Ob Ascot Gavotte oder – unterstützt von Reinhard Dix – "Hei heute Morgen mach ich Hochzeit" – die Herren in dunklen Anzügen und weißen Schals, die Damen mit türkis-farbenen Jacken und weißen Haaren – sie sangen schwungvoll, als wäre es gestern. Ohne Mikrofon, nur vom Klavier begleitet, füllte der Gesang trotzdem den Raum, immer perfekt im Einsatz wie mit einer Stimme.

Auch der Gast-Männerchor konnte mit dem gesungenen "Donauwalzer" überzeugen. Nach der Pause ließ Marlies Thieme noch einmal die 105-jährige Geschichte des Chors Revue passieren. "Die Ernsthaftigkeit der Chormusik ist nie unter gegangen." Rührung kam dann aber doch auf, als sie völlig überraschend auf der Bühne das Stadtwappen und die Fabry-Medaille in Silber von Bürgermeister Horst Thiele überreicht bekam: "Weil Sie und der Chor viel zum kulturellen Leben der Stadt beigetragen haben."

Mit "Zauber der Erinnerung", einem fröhlichen Mix bekannter Melodien wie "Salomé" oder "Heut ist der schönste Tag in meinem Leben", ging es im Programm weiter. Reinhard Dix glänzte mit "Wenn ich einmal reich wär" und Cordula Kautzner war hinreißend mit den Strauss-Liedern "Mein Herr Marquis" und "Klänge der Heimat". Spätestens beim gemeinsamen Finale "Klinge Lied lange nach" spürte man trotz des lauten Applaus auch die leise Wehmut, dass mit diesem Konzert-Abend auch eine über100-jährige Chorgeschichte zu Ende ging.

(chm)
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