Abiturienten „Uns fehlt ein richtiger Abschluss“

Hilden · Die Abiturienten müssen in diesem Jahr auf vieles verzichten. Abiball, Zeugnisausgabe im Beisein der Familie, Mottowoche und Chaostag. All das gibt es nicht. Zwei Schülerinnen berichten.

 Abiturientin Pauline Heistermann mit ihrem Kleid, das ihre Mutter für den Ball genäht hat.

Abiturientin Pauline Heistermann mit ihrem Kleid, das ihre Mutter für den Ball genäht hat.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Pauline Heistermann (18), Helmholtz-Gymnasium: „Ich finde es total schade, dass so viel Schönes, was wir geplant hatten, nicht stattfinden kann. Die Mottowoche, der letzte Schultag, der Abiball, all das gibt es jetzt nicht. Auf den Abiball und die Mottowoche habe ich mich wirklich seit Jahren gefreut und bin sehr traurig darüber, wie das jetzt alles gelaufen ist.

Der letzte Schultag war total seltsam. Es wurde ja ganz kurzfristig entschieden, dass dieser Freitag im März der letzte Schultag war. Wir hatten an dem Tag eine Sportprüfung und wollten alles gut machen, gleichzeitig wusste man aber gar nicht, wie es weitergeht, und es herrschte große Unsicherheit. In dem Moment haben wir gar nicht realisiert, dass das wirklich für immer unser letzter Schultag sein sollte. Uns wurde ein richtiger Abschluss genommen, auch von den Lehrern konnten wir uns gar nicht verabschieden.

Besonders schade für mich persönlich ist: Meine Mama hat mir ein Kleid für den Abiball genäht. Das waren viele, viele Stunden Arbeit, und es ist wirklich mein Traumkleid. In diesem Kleid wollte ich meinen Abschluss genießen und feiern, dass ich mein Abi geschafft habe. Ohne den Abiball in diesem Kleid ist ein richtiger Traum geplatzt. Ich werde das Kleid jetzt bei der Zeugnisvergabe tragen, aber das ersetzt natürlich nicht den Ball.

Das ist wirklich alles sehr unglücklich gelaufen in diesem Jahr. Auch in der Zukunft wird es wohl immer heißen ,Ach, 2020, das war doch das Corona-Abi’, und ich hoffe, dass man dann nicht negativ abgestempelt wird. Ein weiterer Traum wird für mich wahrscheinlich auch noch platzen: Eigentlich wollte ich im Oktober nach Südafrika, glaube aber nicht, dass das funktionieren wird. Jetzt versuche ich, das Beste aus diesem Jahr zu machen, in dem für mich und meine Freunde eigentlich so viel Schönes passiert wäre. Ich mache Sport, treffe mich mit meinen Freunden, gebe Klettertraining und werde zumindest in Deutschland in den Urlaub fahren.“

 Johanna Bolte (18) hat gerade ihre Reifeprüfung auf dem evangelischen Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium gemacht.

Johanna Bolte (18) hat gerade ihre Reifeprüfung auf dem evangelischen Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium gemacht.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Johanna Bolte (18), Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium:

„Am Donnerstag habe ich meine letzte Abiturprüfung gehabt – und jetzt eigentlich nichts, worauf ich mich freuen kann, also nichts, womit wir das feiern können. Es wird keine Zeugnisvergabe mit Familien geben, keinen Abiball und keinen Abi-Gottesdienst. Das finde ich nicht nur für uns Abiturienten, sondern auch für die Familien total schade. Es geht ja nicht nur darum, dass das Abitur in diesem Jahr anders lief als sonst, sondern es geht um den Abschluss der gesamten Schulzeit, der jetzt fehlt.

Sehr schade finde ich auch, dass all die schönen Dinge, die unsere Komitees vorbereitet hatten, jetzt nicht stattfinden. Schon seit der Jahrgangsstufe 11 haben wir an den Sachen gearbeitet, ich selbst war zum Beispiel im Gestaltungskomitee und habe mich um die Abi-Hoodies gekümmert, andere haben super viel Arbeit in den Abifilm gesteckt.

Besonders bedauerlich ist es auch für meine Mitschüler, die in diesem Jahr eine große Reise nach Australien oder Neuseeland geplant hatten. Ich selbst möchte Medizin studieren und kann den Medizinertest im Moment nicht machen. Auch ein Pflegepraktikum ist im Moment schwierig.

Wir überlegen, den Abiball im nächsten Jahr nachzuholen, aber das ist einfach nicht dasselbe. Wer weiß, wo wir dann stehen: Wir wohnen wahrscheinlich alle über Deutschland verteilt oder im Ausland. Dann für eine Feier zurückzukehren ist etwas ganz anderes, als mit dieser Feier den Abschluss eines Lebensabschnittes zu feiern.“

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