Hilden 53 Jahre deutsch-französische Freundschaft

Hilden · „Wir reden über alles, notfalls mit Händen und Füßen“, lacht Gabriele Meurer-Peters und ihre französische Freundin Françoise Lansard bestätigt das.

 Deutsch-französische Freundschaft seit 50 Jahren, vl Francoise Lansard und Gabriele Meurer-Peters betrachten alte Fotoalben.

Deutsch-französische Freundschaft seit 50 Jahren, vl Francoise Lansard und Gabriele Meurer-Peters betrachten alte Fotoalben.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Im Wohnzimmer von Familie Meurer ist die Esstischlampe bereits mit Luftschlangen dekoriert. Auf dem Tisch liegen alte Fotoalben, in denen die beiden Freundinnen blättern. Die ältesten sind von Hand ordentlich beschriftet, die neuesten bereits vom Computer. 53 Jahre sind die beiden Frauen schon befreundet. „Am längsten kenne ich meine Familie, aber danach kommt gleich Françoise, hatte Gabriele Meurer-Peters bereits an ihrem 50. Geburtstag verkündet. Inzwischen geht die Hildenerin (Jahrgang 49) auf die 70 zu, die Französin wird 68.

Im Januar 1963 besiegelten der französische Staatspräsident Charles De Gaulle und der deutsche Bundeskanzler Konrad Adenauer im Élysée-Vertrag die deutsch-französische Freundschaft. Nur drei Jahre später lernten sich Gabriele Meurer-Peters und Françoise Lansard in Paris kennen. Die Deutsche aus Düsseldorf (lebt jetzt Hilden) und die Französin aus Paris waren Pfadfinderinnen und nahmen an den ersten Jugendaustauschprogrammen teil, die es gab. „Ich war bei den Sankt Georg Pfadfindern in Düsseldorf. Die haben die Reise nach Paris und die Begegnung mit den „Scout de France“ organisiert. Wir wurden erst in einem Kloster untergebracht und dann 15 Tage in Zelten, in deutsch-französischen Mädchengruppen. Es wurde gewandert, gesungen und man kam sich in den Zelten zwangsläufig näher. Die beiden Mädchen waren sich gleich sympathisch.

Bereits 1967 sahen sie sich wieder, diesmal in einem Pfadfinderhaus in Bergisch Gladbach. Françoise erinnert sich an „15 Tage Regen“, Gabriele weiß davon nichts. „Sie hat andere Erinnerungen als ich“, sagt sie großzügig. „Wir haben dann über Briefe den Kontakt gehalten, sind später ohne Pfadfinder mit einer Mädchengruppe durch Deutschland gewandert.“ Ihre Eltern hätten den internationalen Jugendaustausch immer unterstützt und ihr große Freiheiten gelassen.

Der Kontakt überlebte die Jahrzehnte: Beide heirateten, wurden Lehrerinnen, bekamen Kinder, ließen sich scheiden - die Freundschaft hielt sich. Die Französin sagt, dass einfach „die Chemie stimmt“ zwischen ihnen; die Deutsche spricht von einer unglaublichen Vertrautheit: „Selbst wenn wir uns ein paar Jahre mal nicht sehen, ist es nach wenigen Sätzen so, als wären wir nie getrennt gewesen.“ Man überlässt sich gegenseitig die Wohnung, so dass Gabriele Meurer-Peters mietfrei Zeit in Paris verbringen kann oder umgekehrt. Françoise Lansard mag Hilden - und den Karneval. In Frankreich werde er unterschiedlich gefeiert, im Raum Paris aber nur der Aschermittwoch. Diesmal wollen sie sich zusammen den „Zoch“ in der Landehauptstadt ansehen. Und zum Haribo-Outlet nach Solingen fahren: „Gabriele steht für mich für Gummibärchen und Negerküsse“, sagt Françoise und benutzt die beiden deutschen Wörter. Das waren früher meine Gastgeschenke, wenn ich in Paris war“, erklärt die Hildenerin.

Die Französin spricht kaum Deutsch; Gabriele erwartet das auch nicht. Sie dagegen tut viel für ihr Französisch, besucht anspruchsvolle Konversationskurse an der Volkshochschule und Francoise begleitet sie, wenn sie da ist. „Ich kann nur gut reden. An der Schule hatte ich abwechselnd in Englisch oder Französisch eine 5 - wegen der Grammatik“, erzählt sie freimütig. Und: „Wir reden wirklich über alles, notfalls mit Händen und Füßen, sagt sie.“ Inzwischen erleichtern Übersetzungsprogramme den Austausch. Und: Der schnelle Kontakt wird über What´s App gepflegt.

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