Hilden 1500 Pfeifen sind jetzt vom Staub befreit

Hilden · Die Schuke-Orgel der Evangelischen Reformationskirche ist erfolgreich überholt worden. Gestern war die Endabnahme.

 Der Orgelsachverständige Elmar Sauer schaut ganz genau, ob alle Pfeifen auch perfekt gereinigt sind, damit sie wieder optimal klingen. Sechs Wochen lang haben zwei bis drei Fachleute in je 60 Wochenarbeitsstunden alles gegeben.

Der Orgelsachverständige Elmar Sauer schaut ganz genau, ob alle Pfeifen auch perfekt gereinigt sind, damit sie wieder optimal klingen. Sechs Wochen lang haben zwei bis drei Fachleute in je 60 Wochenarbeitsstunden alles gegeben.

Foto: ola

Dienstagmittag in der Reformationskirche: Drei Männer wuseln um die Schuke-Orgel herum, denn heute ist der Tag der Wahrheit: Nach aufwendiger Reinigung und Sanierung soll die Orgel von Elmar Sauer, dem Orgelsachverständigen der evangelischen Kirche Rheinland, abgenommen werden. Die weiteren Anwesenden: Orgelbaumeister Martin Schwarz von der Berliner Orgelwerkstatt Karl Schuke und Friedhelm Haverkamp, Kantor, Organist und ebenfalls Orgelsachverständiger.

Von Mitte Januar bis Ostern blieb die Orgel in der evangelischen Reformationskirche am alten Markt stumm. Das wertvolle Instrument mit seinem barocken, kunstvoll verzierten Vordergehäuse von Johann Wilhelm Schöler aus dem Jahr 1754 musste dringend gereinigt und renoviert werden. Drei Mitarbeiter der Berliner Orgelbauwerkstatt Karl Schuke waren wochenlang damit beschäftigt, die in Auftrag gegebenen Arbeiten zu erledigen. "Das gesamte Innenleben - Pfeifen, Spielmechanik und Windanlage - wurde von den Berlinern 1970 gebaut. Nach den Empfehlungen von Orgelbauern und Sachverständigen sollten Orgeln alle 15 bis 20 Jahre gereinigt werden. Die letzte Sanierung lag allerdings bereits 25 Jahre zurück - und so hat sich auch entsprechend viel Staub angesammelt", erzählt Kantor Friedhelm Haverkamp. Orgelbaumeister Martin Schwarz greift zu einem anschaulichen Beispiel: "Wenn sie ihr Wohnzimmer 20 Jahre nicht saubermachen, dann sieht es dort so aus wie hier." Soll heißen: Pfeifen, Spielmechanik und Windanlage sind von Staub zugesetzt, der Klang leidet hörbar darunter. Deswegen wurde jede einzelne Pfeife auf Tonhöhe, Klangfarbe und Lautstärke geprüft und gegebenenfalls vorsichtig angepasst. Die beweglichen Teile der Spielmechanik wurden gesäubert, neu gefettet und auf leichtere Spielart eingestellt. Außerdem wurde die zum Teil undichte Windanlage überprüft und mit neuem Leder abgedichtet. "Zusätzlich hat die Orgel ein romantisches Register, ein Salicional 8, erhalten", schwärmt Haverkamp. "Ein Streicherregister", übersetzt er noch, und dass Organisten in Hilden jetzt 24 Register zur Verfügung haben. Schließlich sei auch die Elektrik auf den neuesten Stand gebracht worden. "Früher gab es drei Speichermöglichkeiten für die Register, jetzt 8000. Der Vorteil: Organisten könnten ihre Register-Voreinstellungen für bestimmte Stücke abspeichern und die Register würden dann quasi von der Elektrik gezogen."

77.000 Euro hat die Gemeinde für die Sanierung aus ihren Rücklagen bezahlt. - Gut angelegtes Geld, finden die Beteiligten. Eine neue Orgel sei heute nicht unter 500.000 Euro zu bekommen, aber davon unabhängig gelte es ja auch, jahrhundertealtes Kulturgut zu bewahren. "In Hilden arbeite ich wirklich gerne", sagt der Berliner. "Hier kommt der Organist täglich vorbei zum Fachsimpeln und die Gemeinde bringt Brötchen und Getränke vorbei. Ich empfinde das als eine Wertschätzung meiner Arbeit."

Elmar Sauer, der Orgelsachverständige, findet bei der Abnahme nichts zu beanstanden.

(ilpl)
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