Hilden 12,5 Millionen Dollar liegen in ihrer Hand

Hilden · Janina Overbeck ist Führungskraft im Multitechnologiekonzern 3M. Nun erwartet sie ihr erstes Kind.

 Janina Overbeck erwartet ihr erstes Kind. Nach viereinhalb Monaten kehrt die Führungskraft in den Multitechnologiekonzern 3M zurück.

Janina Overbeck erwartet ihr erstes Kind. Nach viereinhalb Monaten kehrt die Führungskraft in den Multitechnologiekonzern 3M zurück.

Foto: Staschik

Sie hat eine Investition für rund 11 Millionen Euro auf den Weg gebracht: Janina Overbeck ist 34 Jahre alt und arbeitet für den Multitechnologiekonzern 3M. Abwechselnd ist sie an dem Standort in Hilden, dem größten 3M Werk in Europa, und in Neuss eingesetzt. Sie leitet dort den Bereich "Corporate Research Process Laboratory" - also den Bereich Entwicklung von neuen Produktionsprozessen und ist verantwortlich für ein junges Team, das derzeit aus 17 Mitarbeitern besteht.

"Wir schaffen Produktionstechnologien für morgen", sagt Janina Overbeck. Konkret heißt das, dass sie neue Produktionslinien im Kleinstmaßstab zusammenbauen, gewissermaßen die Pilotanlagen, die später im Produktionsmaßstabnachgebaut werden. Dafür müssen auch theoretische Überlegungen getroffen werden, zum Beispiel, welche Materialien verwendet werden oder wie die Komponenten einer Maschine ausgelegt werden müssen.

Der Konzern 3M wurde für die Förderung von Frauen mit dem Catalyst Award 2017 ausgezeichnet. Der Preis geht jährlich an Initiativen, die die Chancen von Frauen im Berufsleben weltweit verbessern. Bei 3M ist es die Initiative: "I'm in. Accelerating Women's Leadership" mit der Frauen etwa durch spezielle, personalisierte Seminare gefördert werden. " Wir befinden uns auf dem Weg zu einer vielfältigeren und inklusiveren Kultur, die allen unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Erfolgsmöglichkeiten bietet. Diese positive Entwicklung werden wir künftig noch intensiver fördern", sagt Inge G. Thulin, Vorstandsvorsitzender, Präsident und CEO desMultitechnologiekonzerns und fügt hinzu: "So möchten wir beispielsweise die Diversität bei unserem Führungskräftenachwuchs bis 2025 verdoppeln."

Eine dieser Führungskräfte ist Janina Overbeck. Als sie für drei Monate bei 3M in den USA war, kehrte sie mit der Idee für eine neue Laboranlage nach Deutschland zurück. Es ist ein großes Investment: 12,5 Millionen Dollar kostet das Projekt, für dessen Einführung sie gekämpft hat und das sie nun umsetzt. Bis Juni 2018 soll die neue Laborlinie entstehen, auf der Forscher und Entwickler neue Verfahren und Produkte etwa für den Automobil- und Medizinmarkt entwickeln.

"Die Investition stärkt 3M in Deutschland und den Standort Hilden", sagt Jürgen Klingen, Leiter der Corporate Research Materials & Process Laboratories für Deutschland, Österreich und die Schweiz.

Janina Overbecks Weg in den technischen Beruf war unkonventionell. Ihr Abitur machte sie an einem musisch-künstlerischen Gymnasium. "Es ist eine Zeit, die ich nicht missen möchte und die meine Persönlichkeit sehr geprägt hat", sagt sie. Nach der Schulzeit entschied Janina Overbeck sich für ein Maschinenbau-Studium, zunächst in Bochum, dann in Aachen. Dort promovierte sie 2013 am Institut für Kunststoffverarbeitung.

In ihrem Studiengang war sie als Frau eine Ausnahme: "Circa 10 Prozent der Studierenden waren weiblich", sagt sie. Doch für ihren Werdegang hat das "Frausein" nie eine Rolle gespielt. Selbst dann nicht, als sie als Anlagenbediener vor den Maschinen stand. "Ich habe nie erlebt, dass ich Nachteile hatte."

Sie betont, dass es bei den Karrieremöglichkeiten besonders wichtig ist, darauf zu achten, wie sich das Unternehmen beim Thema Gleichberechtigung verhält und vor allem, wie dies tatsächlich auch durch die Vorgesetzten gelebt wird. Denn auch Janina Overbeck kennt die gängigen Klischees und Fälle, in denen Frauen benachteiligt werden: "Einige können erst Karriere machen, wenn die Familienplanung abgeschlossen ist."

Positiv sieht sie die Vereinbarkeit von Beruf und Familie, die das Unternehmen ermöglicht. Ein Thema, das sie momentan selbst betrifft. Denn in einigen Wochen bekommt die 34-Jährige ihr erstes Kind. Nach viereinhalb Monaten will sie in den Konzern zurückkehren.

Die werdende Mutter lobt die Wiedereinstiegsmöglichkeiten: "Es besteht eine große Gesprächsbereitschaft, so dass flexible Lösungen gefunden werden können, die eine optimale Verbindung von Familie und Beruf ermöglichen."Nach ihrem Mutterschutz möchte sie weitere Projekte angehen - und das große Investmentprojekt erfolgreich zu Ende bringen.

(ubg)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort