Schöpfungsmonat September Gute Ideen brauchen einen langen Atem

Haan · „Meine Welt in 20 Jahren“: Zukunftstalk in der Evangelischen Kirche Haan. Alt und Jung tauschten Gedanken und Hoffnungen aus, moderiert von dem Filmemacher und Medienexperten Rüdiger Daniel.

 Rüdiger Daniel moderierte den „Zukunftstalk“ in der Evangelischen Kirche.

Rüdiger Daniel moderierte den „Zukunftstalk“ in der Evangelischen Kirche.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

    Zu einem Generationentalk in der evangelischen Kirche trafen sich in dieser Woche Haaner Bürger, um gemeinsam über das Thema „Meine Welt in 20 Jahren“ Gedanken und Zukunftshoffnungen auszutauschen. In freundlicher Atmosphäre wurden Verantwortung und Erwartungen der Menschen aus unterschiedlichen Sichtweisen aufgezeigt. Die Podiumsdiskussion war eine unter vielen Aktionen im Schöpfungsmonat September. Geleitet wurde sie – wie auch in vorherigen Talkrunden – von Rüdiger Daniel, dem Medienexperten und Filmemacher.

Eine gute Mischung von menschlichen und beruflichen Werdegängen aus drei Generationen gewährte Einblicke in persönliche Sichtweisen. Barbara Olbertz, die vor 38 Jahren den Haaner Weltladen gründete, sprach von ihrer Lebenserfahrung. Man müsse einen langen Atem haben, um eine gute Idee umzusetzen. Am Anfang sei die Weltladen-Idee von vielen belächelt worden. „Jetzt stehen fair gehandelte Produkte in allen Supermärkten“, sagt sie und verkündet gleichzeitig ihr Lebensmotto: „Empathie und ein freundliches Lächeln“. Da der Schöpfungsmonat unter dem Thema Wasser steht, war Thomas Römer, Mitinhaber der Haaner Felsenquelle, eingeladen, um über sein Verständnis von Nachhaltigkeit zu sprechen. Das Felsenquellenwasser werde nicht weiter als in einem Umkreis von 50 Kilometer verkauft. Das sei Firmenphilosophie. Er forderte die Menschen auf, ihr Konsumverhalten zu überprüfen. Günstig um jeden Preis sei nicht mehr verantwortungsbewusst. Paul Rath, der Psychoanalytiker und umweltbewusste Hobbygärtner, hob die Bedeutung der menschlichen Fantasie und auch der Neugierde hervor. Andere Geschöpfe haben diese Eigenschaften nicht. Der Mensch sei schöpferisch, er könne Grenzen überschreiten. Aber Passivität zerstöre die Welt. Natürlich sei die Demokratie die beste Form für die Gesellschaft. Aber hin und wieder müsse „an der Demokratie ein paar Schrauben gedreht werden“, um ein Ziel zum Wohle Aller zu erreichen. Martin Haesen, junges Stadtrat-Mitglied, ehemaliger Haaner Juso-Vorsitzender und Student, wirft den verantwortlichen Politikern vor, dass oft erst gehandelt werde, wenn etwas Schlimmes passiert ist. Es müsse verantwortungsbewusster regiert werden. Als Grundstein einer intakten Gesellschaft fordert er mehr Bildungsgerechtigkeit. Es müsse miteinander geredet werden und nicht übereinander. Und Simone Rohmann, Presbyterin und Studentin, forderte mehr Einsatz für den Klimaschutz. „Wir sind spät dran“, sagte sie. Der Kunstgeschichtler und Schmuckdesigner Johannes Hundt gab zu bedenken, dass seit der Veröffentlichung der weltweit viel beachteten Studie des Club of Rome im Jahr 1972 in Sachen nachhaltige Entwicklung und Schutz von Ökosystemen nicht viel passiert sei. Das Thema sei sehr komplex und die Politiker seien zu langsam. Jetzt erst komme die Problematik in das Bewusstsein der Menschen. Der Schmuckfachmann führte an, dass die Wiederverwertung von Gold seit Pharaonenzeiten in der Menschheit gang und gäbe sei. Das sei wie modernes Recyceln und zur Nachahmung empfohlen. Die überschaubare Zahl der Zuhörer in der Kirche beteiligte sich interessiert an der Talkrunde und animierte immer wieder zu neuen Gedankenflüssen.

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