Analyse Wie sich Schullandschaft verändern kann

Haan · Die Entscheidung für den Neubau des Gymnasiums hat womöglich Einfluss auch auf andere denkbare Schulformen.

Soll in Haan eine Gesamtschule eingerichtet werden? Fehlt im Bildungsangebot der Stadt eine Sekundarschule? Diese und weitere Fragen will die Stadtverwaltung bald den in Haan lebenden Erziehungsberechtigten stellen, um den so genannten Elternwillen zu erkunden. Eine entsprechende Umfrage wird im Rathaus zurzeit vorbereitet.

Am Montag, 5. Mai, will außerdem eine Delegation der Stadtverwaltung zur Bezirksregierung Düsseldorf fahren, um sich dort zur Weiterentwicklung der Schulformen beraten zu lassen. Haans Schullandschaft steht möglicherweise vor einem Umbruch.

Vor diesem Hintergrund erhalten die aktuellen Schulanmelde-Zahlen, die am Mittwochabend im Schulausschuss der Stadt Haan diskutiert werden sollen, ein besonderes Gewicht. So wurden am städtischen Gymnasium für das kommende Schuljahr 99 Mädchen und Jungen angemeldet. Das berichtet Schulleiterin Friedrike von Wiser.

Ein Jahr zuvor waren es 111. Damit wird das Gymnasium in diesem Jahr statt bislang vier nur drei Eingangsklassen bilden können — sie ist dann "dreizügig", so nennen es die Bildungsfachleute. Von Wiser ist zuversichtlich, dass dies keine Tendenz, sondern in der Entwicklung nur eine Delle sein wird, die durch einen geburtenschwachen Jahrgang zu begründen ist. "Das heißt nicht, dass im nächsten Jahr nicht wieder mehr Schüler kommen", sagt sie.

Dennoch hat diese Zahl einen gewissen Beigeschmack. Denn sollte sich die Stadt Haan doch einmal zur Einrichtung einer Gesamtschule mit gymnasialer Oberstufe entscheiden, könnte die Zahl der Anmeldungen beim Gymnasium womöglich weiter sinken — die Vierzügigkeit wäre in Frage gestellt. Dabei wird zurzeit für 26 Millionen Euro ein Neubau des Gymnasiums geplant, der auf Vierzügigkeit angelegt ist. Wohl wissend um diese Hintergründe, hat die CDU in der vergangenen Ratssitzung darauf gedrängt, im Ratsbeschluss die Vierzügigkeit ausdrücklich zu verankern. Das aber befürchten andere: Mit dem Neubau des Gymnasiums soll die Struktur der Haaner Schullandschaft in ihrer jetzigen Form zementiert werden. Nur so sind die Worte beispielsweise von Jochen Sack (GAL) zu verstehen, der immer wieder daran erinnert, auch für andere Schulstandorte finanzielle Reserven zu schaffen.

Diese Forderung erscheint zunächst widersinnig, wurde doch der Schulstandort Walder Straße erst kürzlich saniert — der Neubau der Mensa liegt in den letzten Zügen. Doch kommt eine Gesamtschule, so ist für sie stets der Standort Walder Straße im Gespräch. Die Möglichkeit, das neu zu errichtende Gymnasium Adlerstraße einfach auch an diesen Standort anzugliedern, wird von der Politik (noch) nicht diskutiert. Überhaupt ist die Debatte um Haans Schullandschaft eher verhalten. Sie soll nicht zum Wahlkampfthema werden, da sind sich alle einig.

Jetzt aber werden bereits Weichen gestellt: Das Raumkonzept für das Gymnasium Adlerstraße hat der Rat in seiner vergangenen Sitzung verabschiedet. Die Planungen für den Neubau gehen weiter — und damit auch die Investitionen der Stadt Haan in dieses Projekt. Das gab der Technische Beigeordnete Engin Alparslan zu bedenken. Zurückrudern oder ändern wird also immer teurer, je weiter die Zeit voranschreitet.

Davon aber scheinen die Fraktionen weit entfernt. Alle sprachen sich in der vergangenen Ratssitzung unter dem Applaus der Zuhörer übereinstimmend zugunsten eines Neubaus des sanierungsbedürftigen Gymnasiums aus. Doch die Diskussionen, die im Zusammenhang mit diesem Thema geführt werden, zeigen, dass zu Haans Schullandschaft das letzte Wort noch nicht gesprochen ist. Die nächste Runde in dieser Debatte wird der Schulausschuss am Mittwoch eröffnen.

(RP)
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