Haan Deller Straße: Sanierung oder Neubau?

Im Bauausschuss lagen wieder keine belastbaren Zahlen zu den möglichen Renovierungskosten vor.

 An der Deller Straße waren auch schon Wohnungen wegen Schimmels gesperrt. Damals hieß es, eine Sanierung sei nicht mehr rentabel.

An der Deller Straße waren auch schon Wohnungen wegen Schimmels gesperrt. Damals hieß es, eine Sanierung sei nicht mehr rentabel.

Foto: Ralph Matzerath

Die drei Häuser Deller Straße 90, 90a und 90b sollen renoviert werden, so hatte es der Stadtrat mit Mehrheit beschlossen. – Das war Stand der Dinge im Dezember 2018. Damals hatte Reinhard Zipper (FDP) beantragt, die Verwaltung solle bis zur nächsten Sitzung des Bauausschusses (…) eine Bestandserhebung in den Gebäuden machen und dem Ausschuss die Kosten zusammenstellen. Eine Million Euro stehen für die Sanierung im Haushalt zur Verfügung. Insbesondere die CDU hatte sich dafür ausgesprochen, weil sie schnell menschenwürdige Wohnverhältnisse für die dort lebenden Flüchtlinge haben wollte und ein Neubau ja nicht so schnell zu realisieren sei.

Der Hintergrund: In den Obdachlosen-/Flüchtlingsunterkünften Deller Straße leben aktuell 31 Personen. (Internetauskunft der Stadt). Die Häuser sind damit voll belegt, obwohl Heizung, Elektrik und Dächer marode sind. Seit Jahren debattiert die Politik darüber, ob eine Sanierung der 1957 in „Schlichtbauweise“ errichteten Häuser Sinn macht, oder ob man nicht lieber neu bauen soll. Die Entscheidung darüber wird aber erst getroffen werden, wenn es belastbare Zahlen gibt, was die Sanierung beziehungsweise was der Neubau an gleicher Stelle oder nicht weit entfernt am Heidfeld, kosten würde. Für den Neubau hatte Simone Drechsler, Leiterin des Gebäudemanagements, grob kalkuliert 5 Millionen Euro veranschlagt.

Im Mai 2019 ist man keinen Schritt weiter: Belastbare Zahlen lagen dem Bauausschuss auch diesmal nicht vor und die Politiker lieferten sich die altbekannten Wortgefechte. Die Pläne zur Sanierung sind nicht öffentlich, werfen aber offenbar Fragen auf. So wollte die GAL wissen, ob sich der Grundriss geändert habe, was die Verwaltung verneinte.

Meike Lukat (WLH) kritisierte, dass die Leute immer noch in Gebäuden leben müssten, die in einem schlechten Zustand seien, und dass der Ratsbeschluss zu den Mindeststandards nicht umgesetzt sei, da es immer noch zwei Räume gäbe, die unter 10 Quadratmeter groß seien. Selbst Einzelpersonen sollen aber mindestens 10 Quadratmeter große Räume bewohnen, hatte der Rat verfügt.

Der sichtlich genervte Technische Beigeordnete Engin Alparslan widersprach: „Diese Räume sind nicht zum Wohnen gedacht.“ Lukat wollte wissen, wann mit einer Kostenaufstellung zu rechnen sei. Gebäudemanagerin Simone Drechsler erläuterte, dass es aktuell eine Schätzung gäbe, man aber erst ausschreiben könne, wenn es eine Kostenberechnung gäbe. Lukat argwöhnte, dass die Renovierung wohl teurer werden würde als der Neubau. Der Beigeordnete Alparslan betonte in diesem Zusammenhang, die Verwaltung werde von einer Sanierung absehen, sollte sich im Vorfeld zeigen, dass die Kosten davonliefen.

Auch die SPD sprach sich wieder für den Neubau des Obdachlosenquartiers aus, das seit der Flüchtlingswelle 2015 für diese genutzt wird, so dass es an Unterkünften für Wohnungslose mangelt. Tobias Kaimer (CDU) ließ wissen, dass auch der Rat erst mehr über die anfallenden Kosten wissen und dann eventuell für den Neubau votieren wolle.

Das Thema wird die Politik wohl noch geraume Zeit beschäftigen. Zumindest vor den Sommerferien werden wohl keine Beschlüsse mehr gefällt.

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