Haan Stammzellen knüpfen Band nach Belgrad

Haan/Belgrad · Leukämie besiegt – Sofia Burkard aus Haan besucht Empfänger ihrer Stammzellen.

 Zwei Jahre nach ihrer Stammzellspende bei der Stefan-Morsch-Stiftung besucht Sofia Burkard aus Haan den Empfänger in Belgrad.

Zwei Jahre nach ihrer Stammzellspende bei der Stefan-Morsch-Stiftung besucht Sofia Burkard aus Haan den Empfänger in Belgrad.

Foto: Sofia Burkard

(pec) Als das Flugzeug am Flughafen in Belgrad landet, wird Sofia Burkard aus Haan mit Blumen empfangen, Kinder umarmen sie, und jemand hält diesen Moment mit dem Handy fest.

Die 21-Jährige hat im Februar 2016 bei der Stefan-Morsch-Stiftung Stammzellen gespendet und so dem 42-jährigen Dobrivoje Stepanović geholfen, den Blutkrebs zu besiegen. „Ihn kennenzulernen war, als hätte ich ein Familienmitglied dazugewonnen, von dem ich nicht wusste, dass es bisher gefehlt hat“, beschreibt die junge Frau ihr Gefühl nach dem Besuch in Belgrad.

Derzeit macht sie für das Pflegemanagement-Studium eine Ausbildung in der Altenpflege. Mit achtzehn Jahren entschied sie sich 2015 spontan dazu, zur Blutspende zu gehen. Bei dem Termin war auch die Stefan-Morsch-Stiftung, Deutschlands erste Stammzellspenderdatei, anwesend.

Die Schülerin ließ sich informieren. „Manchen Leukämiepatienten kann nur noch die Transplantation fremder Stammzellen helfen“, hieß es. Für mehr als zwei Drittel der Erkrankten gebe es keinen passenden Spender in der Familie. Also werde weltweit nach einem Spender gesucht, „der die passenden genetischen Merkmale besitzt“, so die Stiftung.

„Von dem Thema hatte ich vorher nie etwas mitbekommen. Die Registrierung war sehr unkompliziert dafür, dass sie so wichtig ist“, erinnert sich die 21-Jährige.

Für die Typisierung wurde einfach mit einem Stäbchen ein Abstrich im Mund gemacht. Im Labor der Stiftung wurden aus dieser Speichelprobe die für eine Stammzelltransplantation relevanten Gewebemerkmale bestimmt. Diese werden pseudonymisiert in das Zentrale Knochenmarkspender-Register für die Bundesrepublik Deutschland (ZKRD) eingespeist. Fast 30 Dateien tragen potenzielle Spender dort ein, damit sie für weltweite Suchanfragen zur Verfügung stehen.

Als sich nur vier Wochen nach der Registrierung die Stefan-Morsch-Stiftung bei ihr meldete, erinnerte sich Sofia Burkard direkt an ihr Gefühl bei der Registrierung zurück. „Beim Unterschreiben fühlte ich mich bewegt und hatte den Eindruck, es würde etwas nach sich ziehen.“

Während sie in der Entnahmeeinheit der Stiftung spendete, wusste sie nicht, wer auf den Beutel mit der roten Flüssigkeit wartete: Der heute 44-jährige Familienvater und mit ihm seine Frau und zwei Kinder.

Kaum mehr als zwei Jahre später steht die junge Frau im Zentrum der Familie Stepanović: „Wir waren in den Nachrichten und in der Tageszeitung. Es war ihm ein Bedürfnis in Serbien mehr Menschen auf das Thema aufmerksam zu machen. Wir haben aber auch zusammen eine Flussfahrt gemacht und an wunderschönen Aussichtspunkten gemeinsam gegessen. Die Fahrradtour machten wir allein und jeder hat etwas über sich erzählt.“

Ein paar Ähnlichkeiten haben sie festgestellt: „Wir trinken beide gerne schwarzen Kaffee, mögen Bücher über psychologische Themen und seine Tochter heißt wie ich – Sofija.“

Vor zwei Jahren war Dobrivoje Stepanović noch weit davon entfernt, an eine Begegnung mit seiner Spenderin zu denken. Mit ihren Stammzellen im Körper kämpfte er gegen die Leukämie und seine Familie bangte um sein Leben. Sofia Burkard bereitete sich zu dem Zeitpunkt gerade auf die Abiturprüfungen vor.

Fast genau zwei Jahre nach der Spende bekam sie einen anonymen Brief ihres Empfängers über die Stiftung zugestellt. Nach dem anonymen Briefwechsel willigten beide ein, die Kontaktdaten auszutauschen. Wochen später wurde Sofia Burkard nach Belgrad eingeladen.

„Die Typisierung, die Spende und das Treffen meines Empfängers und seiner Familie – das hat mich glücklich gemacht und mir den Sinn des Lebens nochmal nähergebracht“, erzählt die gläubige Christin. Sie plant schon den nächsten Besuch: „Dobrivojes Frau hat sich gemeldet. Als Überraschungsgast hat sie mich zu seinem Geburtstag eingeladen. Ich freue mich sehr und bin gespannt.“

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