Haan TSV Gruiten ist enttäuscht von der Stadt

Gruiten · Über die Absicht, die Finanzierung für den Neubau eines Sportheims möglich nur mit Landesmitteln zu erreichen, ist mit dem zweitgrößten Sportverein nicht gesprochen worden. Jetzt ist die Zukunft des Wunschprojektes ungewiss.

 So könnte das neue TSV-Sportheim aussehen, Hinter dem blauen Fassaden-Teilstück befindet sich der Eingang. Hinten in grau ist der geplante Mehrzweckraum platziert.

So könnte das neue TSV-Sportheim aussehen, Hinter dem blauen Fassaden-Teilstück befindet sich der Eingang. Hinten in grau ist der geplante Mehrzweckraum platziert.

Foto: Ingenieur Plan Siebel

Tief enttäuscht geht der Turn- und Sportverein (TSV) Gruiten in die Weihnachtspause. Denn statt eines Ratsbeschlusses über einen höheren Zuschuss für das Wunschprojekt Sportheim-Neubau mit Mehrzweckraum strich der Stadtrat die gesamte bisher zugesagte Finanzierung aus dem Haushaltsplan 2019. Die Politik will dadurch dem Verein ermöglichen, über das neue Landesprogramm „Moderne Sportstätten 2022“ an Landesmittel zu kommen. Aber: über Modalitäten für einen Antrag und zeitliche Aspekte ist derzeit nichts bekannt. Was die Stimmung aber gründlich trübte, ist die Tatsache, dass Stadt und Politik mit dem Verein über den Strategiewechsel im Vorfeld nicht gesprochen haben. „Wir stehen fassungslos vor der Art und Weise, mit wie wenig Wertschätzung mit Menschen, die sich in einem so hohen Maß einsetzen, umgegangen wird“, erklärte der Vereinsvorstand am Donnerstag in einem Pressegespräch. „Seit zweieinhalb Jahren investieren 14 bis 25 Personen ungezählte Stunden ihrer Freizeit in Planung und Gespräche“, verdeutlichte TSV-Vorsitzender Joachim Ziegert.

Damit der Verein das 1936 errichtete Sportlerheim durch einen Neubau ersetzen und dabei einen Mehrzweckraum errichten könnte, müsste ein Erbbaurechtsvertrag zwischen TSV und der Stadt Haan geschlossen werden. Darüber wird seit mehr als einem Jahr verhandelt. Strittig ist aber ein Passus, der Nutzungszeiten regelt. Dazu hat der Sportverein am Mittwoch einen neuen Vorschlag ans Rathaus gegeben. Jetzt stehen weitere Prüfungen an. Eigentlich hätte der Verein im zweiten Quartal 2019 starten wollen. Wann und ob das Projekt jetzt beginnt, ist aktuell völlig offen.

„Ich weiß nicht, wie ich die Leute noch motivieren soll“, fasst Joachim Ziegert die Stimmung zusammen. Der Sportverein sieht sich in seiner Entwicklung gestoppt. Nach Fertigstellung des Kunstrasenplatzes kamen immer mehr Mitglieder. Inzwischen gibt es 1700 Aktive in den Abteilungen, die auch erst nach 16.30 Uhr in die Turnhalle können. Inzwischen gibt es 14 Fußball-Mannschaften; 12 im Jugendbereich und 2 Seniorenteams, dazu eine Eltern-Spielgruppe. Der enge Mantel der Sportstätten-Kapazitäten im Ortsteil zwackt immer mehr. „Zeitweise trainieren vier Teams gleichzeitig auf dem Sportplatz“, sagt Joachim Ziegert. Da könnten nicht einmal die Laufwege eines richtigen Spiels eingeübt werden.“

Schon allein die Zahlen zeigen, dass in die Sportinfrastruktur des Stadtteils investiert werden muss. Gruiten stellt 18 Prozent der Gesamtbevölkerung der Stadt Haan (5625 von 31.466; Stand 31. Dezember 2017), verfügt aber nur über 7 Prozent der Hallenflächen (die Turnhalle am Sportplatz hat 288 Quadratmeter, die täglich erst am fortgeschrittenen Nachmittag nutzbar ist. An eine Ausweitung des Sportangebotes kann der Verein kaum denken, obwohl es die Nachfrage gäbe.

50.000 Euro will die Verwaltung in die notdürftige Instandsetzung der Duschen im Sportheim stecken. Im Keller ist der Warmwasserheizer kaputt und es gibt Schimmel im Gebäude. Im Dezember 2017 hatte der Rat beschlossen, über 30 Jahre den Schuldendienst für 1,5 Millionen Euro zu übernehmen und einen Gutteil der Betriebskosten eines neuen Sportheims zu tragen. Dieser Beschluss wurde jetzt einmütig kassiert.

Über den Antrag des TSV auf 658.000 Euro zusätzlicher Förderung (unter anderem bedingt durch drastisch gestiegene Baukosten) wurde gar nicht erst diskutiert. Dafür gab es die Zusage, die Stadt werde den Verein beim Antrag auf Landesmittel unterstützen.

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