Haan Sporthalle steht für Flüchtlinge bereit

Haan · Die Hilfsorganisationen schlossen gestern die Vorbereitungen ab. Die Ankunft der Flüchtlinge wurde ab 18 Uhr erwartet.

DRK-Helfer Felix Tonn vor der Sporthalle Adlerstraße. Hier haben Hilfsorganisationen eine Erstaufnahme-Einrichtung für Flüchtlinge geschaffen´.

DRK-Helfer Felix Tonn vor der Sporthalle Adlerstraße. Hier haben Hilfsorganisationen eine Erstaufnahme-Einrichtung für Flüchtlinge geschaffen´.

Foto: staschik

Martin Sahler schüttelt den Kopf. Der Caritas-Mann hat Erfahrung. "Wenn Flüchtlinge in einer Erstaufnahmeeinrichtung für 18 Uhr angekündigt werden, dann kommen sie oft nicht vor 22 Uhr an." Das bedeutete eine große Ungewissheit gestern Abend für die Einsatzkräfte der Hilfsdienste und die Mitarbeiter der Stadtverwaltung: "Wir wissen nicht, wann wie viele Menschen welchen Alters und aus welchen Nationen bei uns ankommen werden", sagte die Erste Beigeordnete Dagmar Formella gestern Nachmittag. Da hieß es: warten.

Seit Freitag haben Mitarbeiter der Stadtverwaltung, das Technische Hilfswerk, das Deutsche Rote Kreuz und Helfer der Feuerwehr die Dreifachsporthalle des Gymnasiums Adlerstraße zu einem Flüchtlingsquartier hergerichtet. Außerdem wurden auf dem Schulhof Zelte aufgestellt und mit Zäunen und Blickschutz vom Schulgelände getrennt. "Die Leute haben einen super Job gemacht", lobt Dagmar Formella, die auf die aus anderen Einsätzen bereits erfahrenen Helfer bauen konnte. Viele davon sind ehrenamtlich tätig, gehen tagsüber ihrem Beruf nach. Nicht jeder hat das Glück, sich davon freistellen lassen zu können.

Bei der Caritas sind beispielsweise kreisweit 50 speziell geschulte Integrationslotsen im Einsatz, die insgesamt 25 Sprachen können - Berufstätige, Hausfrauen, ehemalige Flüchtlinge. Sie helfen bei der Ankunft der Flüchtlinge, dolmetschen, sind anwesend bei der Registrierung und bei der medizinischen Untersuchung. "Wir versuchen, sie schichtweise einzusetzen und abzulösen. Aber manchmal sind sie auch viele Stunden im Einsatz, ziehen von einer Stadt in die nächste", sagt Sahler vom Caritas-Fachdienst für Integration und Migration. Kommen - so ist es die Regel - 150 Flüchtlinge in ein Erstaufnahmelager, werden ihnen acht bis zehn Lotsen an die Seite gestellt. Ihre Rolle ist nicht zu unterschätzen, können sie doch dank ihrer Sprachkenntnisse auch deeskalierend auf die Flüchtlinge einwirken. Diese Erfahrung ist von großem Wert: "Unsere Lotsen haben bis jetzt rund 3000 Flüchtlinge begleitet", sagt Sahler.

Doch nicht nur von den Caritas-Lotsen wird das Erstaufnahmelager betreut. Zwei Einsatzkräfte des THW sind ab sofort rund um die Uhr im Einsatz, um Licht, Heizung und Generatoren zu überwachen. Die Stadt hat einen Sicherheitsdienst beauftragt. Zehn Mitarbeiter kümmern sich ab sofort um die Einrichtung selbst sowie ihre Zugänge und den Übergang zum Schulgelände. Weitere vier bis fünf Sicherheitsmitarbeiter sind bei der Ankunft der Flüchtlinge anwesend, erläutert Formella.

Derweil hält auch der Zustrom bereits registrierter Flüchtlinge und Asylbewerber an. Auch gestern sind wieder einige in Haan angekommen, "wir sind dann bei 430, 440 Zuweisungen im normalen Bereich", sagt Formella. Für sie werden unter Hochdruck weitere Quartiere in der Landesfinanzschule und im ehemaligen Rockwell-Gebäude eingerichtet. In dieser Woche führt die Stadtverwaltung zudem Gespräche mit dem Bauverein, um leer stehende Häuser der Wohnungsbaugenossenschaft für Flüchtlinge nutzen zu können. Wie lange die Belegung der Sporthalle Adlerstraße andauert, kann niemand sagen. "Wir gehen von einem sehr langen Zeitraum aus", sagt Formella. "Wir müssen mit mehreren Monaten bis weit ins nächste Jahr rechnen - vielleicht deutlich länger", schätzt auch Holger Weiss, Vorsitzender des Haaner Turnvereins. Gleichwohl bittet der HTV darum, "den verständlichen Frust über die eingetretene Situation nicht gegen die hier schutzsuchenden Flüchtlinge zu richten".

(arue)
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