Arztpraxis schließt zum Monatsende Sorgen um die Hausarzt-Versorgung in Haan

Haan · Am Monatsende schließt die Praxis Dr. Kurt Simon. Die Zahl der Hausarztpraxen im Stadtgebiet wird weiter sinken, sagt die Kassenärztliche Vereinigung (KV) Nordrhein und nennt Zahlen.

 Nur noch bis zum Monatsende, dann geht der Haaner Hausarzt Dr. Kurt Simon in Rente. Die Praxis wird geschlossen.

Nur noch bis zum Monatsende, dann geht der Haaner Hausarzt Dr. Kurt Simon in Rente. Die Praxis wird geschlossen.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Mehr als drei Jahrzehnte hat Dr. Kurt Simon als Hausarzt in Haan Patienten behandelt – viele von ihnen sind ihm bis heute treu geblieben. Seine Praxis am Alten Kirchplatz 2 ist zentral gelegen, das Gebäude indes in die Jahre gekommen. Simon ist eine feste Größe in Haan.

Am 30. September wird der Mediziner seine Praxisräume zum letzten Mal für Patienten öffnen. Mit 64 Jahren gehe er dann in den Ruhestand, ließ er auf Anfrage unserer Redaktion mitteilen. Eine Nachfolgeregelung gebe es nicht.

Damit droht nicht nur die Praxis wegzufallen, sondern auch die damit verbundene Hausarztlizenz für Haan. Dies könne nur abgewendet werden, wenn ein „Antrag auf Nachbesetzung“ gestellt werde und sich innerhalb eines halben Jahres ein Nachfolger finde, teilte die Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein (KV) auf Anfrage mit.

Offenbar scheiterten Überlegungen in dieser Richtung bisher aber, auch wegen fehlender Räumlichkeiten. Bürgermeisterin Bettina Warnecke bestätigte auf Anfrage, die Wirtschaftsförderung habe bereits versucht, mögliche Praxisräume zu finden und kümmere sich auch weiterhin, bislang aber vergeblich. Außerdem stehe die Stadt mit der KV in Kontakt.

Sorge um die künftige Hausarzt-Dichte in Haan äußerte jetzt die SPD: Die Praxis Simon sei bereits die zweite Schließung innerhalb kurzer Zeit, berichtet Ratsherr Jörg Dürr. Das alles führe dazu, dass die Versorgung der Bevölkerung in Haan mit Hausärzten immer schwieriger werde. Dürr befürchtet, „dass in unserer Stadt wohnende Menschen die ärztliche Grundversorgung im schlimmsten Fall außerhalb von Haan wahrnehmen müssen“. Er wisse von einigen Patienten, die auf der Suche nach einem neuen Hausarzt bereits abgewiesen worden seien.

Für die Stadtratssitzung am Dienstag, 21. September, fragt die SPD daher unter anderem: „Welche Maßnahmen hat die Verwaltung ergriffen, um die Suche nach geeigneten Räumlichkeiten für eine Arztpraxis zu unterstützen?“ Außerdem will Dürr wissen, welche Lösungsmöglichkeiten es gebe, um die ärztliche Grundversorgung und die Methadonversorgung für die in Haan lebenden Menschen sicherzustellen und vor allem, wie lange das dauere. Denn längst nicht jede Hausarztpraxis nehme am Methadon-Programm teil.

Wie gut ist Haan mit Hausärzten versorgt? Ein Sprecher der KV Nordrhein nennt Zahlen. Demnach gab es im Mai dieses Jahres 21 Hausarzt-Praxen in der Gartenstadt. Bezogen auf die Einwohnerzahl bedeute das eine Versorgungsquote von 105 Prozent.

Also alles in Ordnung? Nicht unbedingt, denn jeder dritte Hausarzt im Land ist bereits über 60 Jahre alt. Eine Bedarfsprognose der Kassenärztlichen Vereinigungen in NRW bis zum Jahr 2030 sieht Haan nur noch bei einem Versorgungsgrad von 87,7. Als unterversorgt gälte die Stadt damit zwar immer noch nicht - das ist erst ab 75 Prozent der Fall - aber der Sprecher räumt ein, „dass es für Patienten dann sicher deutlich schwieriger würde, eine Praxis in der Nähe zu finden“. Erst recht, wenn es ältere Menschen sind.

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