Haan-Gruiten Sie ist Kork-Pionierin

Haan-Gruiten · Anja Schulz vertreibt Produkte aus Kork, von Handtaschen über Regenschirme bis hin zu Hüten oder Schmuck. Sie sieht für das Naturmaterial eine gute Zukunft.

Haan-Gruiten: Sie ist Kork-Pionierin
Foto: Staschik, Olaf (ola)

Es gibt Menschen, die leben Leidenschaft bei dem, was sie tun. Anja Schulz gehört zweifelsfrei dazu. Ihre Liebe und Begeisterung für das Naturprodukt Kork ist scheinbar grenzenlos. Ihr gesamtes Gesicht strahlt, wenn sie die Vorteile des bei uns bislang so unbeachteten Rohstoffs beschreibt. "Kork ist vor allem nachhaltig, das heißt, die Korkeiche muss nicht gefällt werden, um die Korkrinde zu erhalten, sondern sie wächst stets nach, für Kork muss kein Tier sterben oder leiden, Kork hat einen Dämmeffekt, Kork ist wasserabweisend, handschmeichelnd und wunderbar leicht."

Anja Schulz vertreibt seit Jahren erfolgreich Terraristikprodukte aus Kork an den Großhandel, Röhren, Höhlen oder Kletteräste für Schlangen, Spinnen oder Wasserschildkröten. Seit Anfang des Jahres hat die gebürtige Wuppertalerin, die jetzt in Gruiten lebt, ihr Sortiment radikal erweitert und bietet vor allem Handtaschen, Regenschirme, Hüte und Schmuck in Designs von modisch bis klassisch an. Bedingt durch die individuelle Marmorierung der Rinde und durch Handanfertigung, gleicht kein Produkt exakt dem anderen, optisch und haptisch entspricht der verarbeitete, nahezu geruchslose Kork weichem, softigen Rindsleder. "Ich werde häufig auf meine Tasche angesprochen", erzählt Rosemarie Discher, die Mutter des Lebensgefährten von Anja Schulz. "Die Leute wollen einfach nicht glauben, dass sie aus Kork ist und sind total begeistert. Besonders toll finde ich, dass Kork wasserdicht ist und sehr pflegeleicht, Flecken lassen sich mühelos entfernen".

Aufmerksam geworden auf Kork ist Anja Schulz durch ihre Zeit in Portugal. Mit knapp 20 wurden aus einem geplanten vierwöchigen Urlaub sieben Jahre. Eine Zeit, in der die sympathische Importeurin durch ihren damaligen Freund in die hohe Kunst der Korkverarbeitung eingeführt wurde. "Er stellte Marionetten aus Kork her, ich habe es dann auch gelernt. Und ich habe viel über den Rohstoff erfahren."

Mittlerweile gilt die leidenschaftliche Motorradfahrerin als echte Korkexpertin und kann anschaulich und plakativ davon erzählen, wie vorsichtig und vor allem fachmännisch die Bäume geschält werden müssen, warum Holzeinlagerungen im Kork schlechte Qualität erkennen lassen und Korkeichen bei großen Waldbränden durch ihre nahezu feuerfeste Rinde geschützt sind. "Ich bin absolut davon überzeugt, dass Kork der unentdeckte Werkstoff der Zukunft ist, er ist antiallergen, antistatisch, wärmedämmend, schwer entflammbar und äußerst langlebig. In der Luftfahrt oder der Automobilindustrie ist das ja bereits bekannt, in der Öffentlichkeit bislang kaum", sagt Olaf Discher, der Lebensgefährte von Anja Schulz.

In einer Zeit, in der Nachhaltigkeit, ökologisches Bewusstsein, eine vegane Lebensweise zunehmend in das Bewusstsein der Menschheit rückt, bieten sich für Anja Schulz und ihre Geschäftsidee viele Chancen. "Bislang habe ich ja nur Kontakt zu Großhändlern im Terraristikbereich. Das andere Sortiment vertreibe ich bislang nur an Privatpersonen. Ich würde aber gerne Einzelhändler für meine Idee gewinnen zum Beispiel Lederwarengeschäfte."

(RP)
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