Analyse Schöner Wohnen bleibt ein Wunschtraum

Haan · In Haan fehlen Quartiere für die Unterbringung von Obdachlosen. Anerkannte Flüchtlinge mit Wohnortpflicht werden mittelfristig in Übergangsheimen wohnen müssen, weil preisgünstige Wohnungen fehlen. Die Politik steigt jetzt in Diskussionen ein.

 Seit vielen Jahren gelten die Unterkünfte an der unteren Deller Straße 90-90b als menschenunwürdig. Dennoch bleiben die Gebäude erhalten, weil der Stadt Haan Quartier-Alternativen fehlen. Aktuell leben in den drei Gebäuden 28 Personen; zwei Räume sind frei.Ein offizieller Blick in die Wohnhäuser ist der Rheinischen Post zuletzt verwehrt worden.

Seit vielen Jahren gelten die Unterkünfte an der unteren Deller Straße 90-90b als menschenunwürdig. Dennoch bleiben die Gebäude erhalten, weil der Stadt Haan Quartier-Alternativen fehlen. Aktuell leben in den drei Gebäuden 28 Personen; zwei Räume sind frei.Ein offizieller Blick in die Wohnhäuser ist der Rheinischen Post zuletzt verwehrt worden.

Foto: Staschik

Desolat ist der Zustand der Unterkünfte Deller Straße 90-90b. Vor elf Jahren schon beschloss der Rat, die Gebäude abzureißen und das Gelände zu vermarkten. Doch dazu kam es nicht. Und jetzt kann es sich die Stadt nicht leisten, die eigentlich abgängigen Häuser aufzugeben. So schlecht der Zustand auch ist - die Raumkapazitäten werden weiter benötigt. Um die Unterkünfte am Heidfeld steht es nicht besser: Ein Haus ist unbewohnbar, im zweiten hausen sechs Personen. Ein Ersatzbau scheiterte vor gut zehn Jahren erst am Widerstand aus der Nachbarschaft, später fehlte das Geld. Nur: Jetzt drängt es gewaltig, und die Stadt muss Quartierfragen lösen. Die Diskussion hat der Sozial- und Integrationsausschuss am Dienstag eröffnet. Am 16. Mai wird sie in einer gemeinsamen Sitzung von Stadtentwicklungs- und Liegenschaftsausschuss fortgesetzt.

33 Wohnungslose sind derzeit in den Unterkünften Deller Straße und Heidfeld untergebracht. Die Zahl ist relativ gering, weil die Caritas in ihrer Betreuung viele Menschen vor dem Umzug in die Obdachlosenunterkunft bewahrt; die 33 Personen gelten aber auf dem Wohnungsmarkt als nicht vermittlungsfähig.

472 Flüchtlinge leben in Haan. Davon sind 113 anerkannt und der Stadt per Wohnsitzauflage zugewiesen. Aufgrund dieses Status müssten sie eigentlich in den Obdachlosenunterkünften wohnen. Das ist aber - schon gar nicht für Familien mit Kindern - unzumutbar. Also wohnen die anerkannten Flüchtlinge in Räumen der ehemaligen Landesfinanzschule und in der Unterkunft Düsselberger Straße. Das wird auch für die etwa 85 Menschen gelten, die ab Mai nach und nach der Stadt Haan zugewiesen werden.

"Die Menschen werden drei Jahre in der Flüchtlingsunterkunft bleiben müssen", prognostizierte Sozialdezernentin Dagmar Formella mit Hinweis auf das Haaner Mietniveau. "Wir müssen weitere Standorte suchen und finden", stellte Jochen Sack (GAL) klar. Unter diesem Aspekt halte die Verwaltung auch die Kampheider Straße im Auge, wo per Bebauungsplan ein Flüchtlingsquartier möglich wäre. Hinter verschlossenen Türen wurden weitere Grundstücke angesprochen.

Für Jörg Dürr (SPD) steht fest, dass 350 bis 400 Sozial- oder öffentlich geförderte Wohnungen in Haan fehlen. Die Zahl wird zwar nicht bestätigt. Aber: Allein 2016 sind in Haan 143 Wohnberechtigungsscheine ausgestellt worden, im laufenden Jahr kamen bis Montag 87 hinzu. Die Mietobergrenze je Quadratmeter beträgt zwischen 7,58 Euro (für 110 Quadratmeter, fünf Personen) und 8,28 Euro (für 50 Quadratmeter, eine Person). Der Haaner Bauverein hat 94 öffentlich geförderte Wohnungen. Allerdings hat die Stadt Haan für keine mehr ein Besetzungsrecht. Wohnungseigentümer müssen frei werdende Wohnungen an die Stadt melden, die ihrerseits registrierten Wohnungssuchenden Vorschläge macht. In einem RP-Interview hatte Bauvereinsgeschäftsführer Uwe Schmidt vor wenigen Wochen angemerkt, dass die Stadt nur einen Mieter mit Wohnberechtigungsschein benannte, obwohl zwischen Mitte 2014 und 2016 rund 30 Wohnungen frei wurden. Nach dem RP-Bericht haben sich Stadt und Bauverein in Gesprächen auf eine verbesserte Kommunikation verständigt.

Dagmar Formella weiß, dass es "nur eine begrenzte Bereitschaft der großen Wohnungsgesellschaften" gibt, anerkannten Flüchtlingen Wohnungen zu vermieten. "Aber wir können das nicht erzwingen", merkte sie an. Ein Grund mehr, den Sozialwohnungsbau zu forcieren.

(RP)
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