Haan Saunen sehen Existenz gefährdet

Haan · Die Umsatzsteuererhöhung stellt die Heißluftbäder vor große Probleme.

 Saunieren wird teurer, die Empörung darüber ist groß, etwa bei Dirk Häusler, dem Inhaber der Birkensauna (rechts).

Saunieren wird teurer, die Empörung darüber ist groß, etwa bei Dirk Häusler, dem Inhaber der Birkensauna (rechts).

Foto: Göttert

"Eine Erhöhung um zwölf Prozentpunkte, das kann kein Saunabetrieb mal eben so wegstecken" schimpft der Inhaber der Haaner Birkensauna, Dirk Häusler. "Mehrheitlich besucht werden wir von Rentnern, die von einer solchen Erhöhung finanziell besonders stark getroffen werden."

Zum 1. Juli wurde die Umsatzsteuer für Saunen von sieben auf 19 Prozent erhöht. Das oberste deutsche Finanzgericht urteilte, dass der seit 1968 geltende, ermäßigte Umsatzsteuersatz nicht mehr zulässig ist. Dabei ging es um die Frage, wo gesundheitliche Vorsorge aufhört und wo Wellness beginnt. Schon 2005 urteilte das Gericht gegen den ermäßigten Satz, doch der Saunabund erkämpfte einen Nichtanwendungserlass, den die Finanzverwaltungen der Länder im vergangenen Jahr erneut auf den Prüfstand stellten - mit negativem Ergebnis für die Saunabetreiber. Initiativen des Saunabundes wie eine Unterschriftenaktion, um Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) und Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) zum Umdenken zu bewegen, schlugen fehl.

Dirk Häusler übt scharfe Kritik: "Der Saunabund hat versagt" empört sich der 47-Jährige. "Es gab keine vernünftige Aufklärung, keinen vernünftigen Informationsfluss an die Betreiber." Alleine in der Birkensauna wurden 4000 Unterschriften gesammelt. Überreicht wurden sie zusammen mit Unterschriftensammlungen des Saunabundes, der Deutschen Gesellschaft für das Badewesen und der European Waterpark Association Mitte Juli. Häusler fragt sich, was möglich gewesen wäre, wenn alle 2150 öffentlichen Saunabäder eine ähnliche Anzahl an Unterschriften gesammelt hätten. Sein Saunabetrieb sei "nur ein ganz kleines Licht in Deutschland".

Der Saunabund befürchtet einen finanziellen Schaden von 70 Millionen Euro in der Branche und rechnet mit einem Besucherrückgang von zehn Prozent der wöchentlichen Saunabesucher. Auch ein "Bädersterben" wird vom Saunabund vorausgesagt, "da gut besuchte Saunaanlagen als Bestandteil öffentlicher Bäder wesentlich zu deren Finanzierung beitragen."

Auch das Hildener Spaßbad Hildorado, das über einen Saunabereich verfügt, wird wie die Birkensauna die Steuererhöhung an die Kunden weitergeben. Kostete ein Saunaaufenthalt mit Badnutzung von Montag bis Freitag zuvor 14 Euro, nimmt das Hildorado nun 16 Euro Eintritt. Allerdings befinde es sich noch in einer Umbauphase. Die Stadtwerke hoffen, einem möglichen Besucherrückgang durch Investitionen etwa in eine Erlebnisdusche oder eine großflächige Saunaterasse ausgleichen zu können, erklärt die Sprecherin der Stadtwerke Hilden, Sabine Müller. Sie hofft noch auf weitere Aktionen des Saunabundes, ist sich aber bewusst, dass sie diese Änderung erstmal so hinnehmen muss.

Hoffnungen, dass die Steuererhöhung rückgängig gemacht werden könnte, macht sich auch Dirk Häusler nicht mehr. Stattdessen werde er, so kündigt er an, den Saunabund verlassen.

(RP)
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