Haan Rentner-Überfall: Angeklagter schweigt weiter

Ende Mai 2017 wurde der damals 82-jährige Rentner Carl K. in seinem Haus am Hermann-Löns-Weg in Haan überfallen, stundenlang drangsaliert und später fast nackt auf die Terrasse gesetzt, während die Täter das Haus in Brand setzten. Der Prozess vor dem Wuppertaler Landgericht läuft.

Raub auf Rentner in Haan Prozess geht weiter
Foto: Kreispolizei Mettmann

Seine Aussage war mit Spannung erwartet worden. Zwei seiner Komplizen hatten schon erzählt, wie der Überfall am Hermann-Löns-Weg abgelaufen sein soll und den Erkrather dabei schwer belastet. Er war der Letzte, der dazu noch nichts gesagt hatte – und er tat es auch diesmal nicht. Der Vorsitzende Richter Holger Jung schaute den Verteidiger an, der sich daraufhin zu seinem Mandanten umdrehte – und den wiederum sah man nur mit dem Kopf schütteln. Also auch diesmal kein Geständnis, was sich möglicherweise als strafmildernd hätte erweisen können.

Stattdessen gab´s eine Entschuldigung von einem der drei anderen Angeklagten beim Opfer. Es sei so nicht geplant gewesen, ihm täte das alles leid. „Das war keine Absicht, es ist einfach so passiert“, sagte der Mann zum Überfall auf den 82-jährigen Pensionär. Keine Absicht? Einfach so passiert? Kopfschütteln im Saal und als Prozessbeobachter fragte man sich, wie eine solche Gewalttat einfach so passieren kann. Wohlgemerkt: Das Opfer wurde gefesselt, geknebelt und mit einer Tüte über dem Kopf über vier Stunden hinweg drangsaliert. Am Ende fand sich Carl K. auf dem Stuhl gefesselt aus seiner Terrasse wieder, während hinter ihm sein Haus brannte.

Der Angeklagte war allerdings noch nicht am Ende angelangt mit seiner Entschuldigung. „Es tut mir leid,, dass ich ihre Privatsphäre gestört habe“, ließ er Carl K. wissen. Eigentlich sei es ja nur ein Einbruch gewesen, der aus dem Ruder gelaufen sei. Nachdem man im Haus nichts gefunden habe, will er seine Komplizen dazu gedrängt haben zu verschwinden. Der Drahtzieher im Hintergrund, der in sicherer Entfernung auf der Straße gewartet habe, hätte sie dazu genötigt die Sache durchzuziehen. „Sollte ich etwa abhauen? Was hätten die Jungs dann mit mir gemacht“, sagte der Angeklagte, zum Opfer gewandt. Er habe wegen dieser Sache seinen Job und überhaupt alles verloren, die Familie leide unter der Situation.

Carl K., der den Prozess als Nebenkläger verfolgt, hatte sich das alles mit bewundernswerter Ruhe angehört. So, wie er schon an einem der letzten Verhandlungstage seine Zeugenaussage mit Gelassenheit bewältigte. Und dann sagte er doch noch ein paar Worte, die durchklingen ließen, wie tief ihn das Geschehene getroffen hat: „Ist Ihnen eigentlich klar, was Sie mir angetan haben? Ich bin ruiniert, am Ende.“ Er wisse nicht, auf welcher Ebene der Seele diese Entschuldigung zustande gekommen sei. „Vermutlich war es eine Empfehlung Ihres Anwalts, das so zu machen“, richtete er unversöhnliche Worte an den sich selbst bemitleidenden Angeklagten.

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