Kreis Mettmann Eine Hinrichtung vor 222 Jahren

Kreis Mettmann · Es gibt Neues vom berüchtigten Räuberhauptmann Auerbäumer Hannes: Er wurde auf der Schöllersheide geköpft.

 Das alte Schloss von Schöller vor rund 120 Jahren (um 1900). Rechts im Bild die Spitze des Turms, in dem der Auerbäumer Hannes gefangen gehalten worden sein soll, oft falsch als Schinderhannesturm bezeichnet (eine der Verwechslungen mit dem Räuberhauptmann Schinderhannes aus dem Taunus/Hunsrück).

Das alte Schloss von Schöller vor rund 120 Jahren (um 1900). Rechts im Bild die Spitze des Turms, in dem der Auerbäumer Hannes gefangen gehalten worden sein soll, oft falsch als Schinderhannesturm bezeichnet (eine der Verwechslungen mit dem Räuberhauptmann Schinderhannes aus dem Taunus/Hunsrück).

Foto: Gruitener Archive/Hugo Büchter

von Ilka Platzek

„Vor 222 Jahren, am 27. September 1796, wurde auf der Schöllersheide ein Mann hingerichtet, der erstaunlicherweise in der Geschichte unserer Gegend bis in die Gegenwart als "Räuberhauptmann" weiterlebt: Der Auerbäumer Hannes.“ Lokalhistoriker Lothar Weller hat tief in den privaten und kirchlichen Archiven gegraben, auf die er mit seinem „Gruitener Geschichtsstammtisch“ Zugriff hat. Seine Erkenntnis: „Er wurde geköpft.“

Als "Köphannes" oder "Kop Hannes" oder "Auerbäumer Hannes" beschäftigt er schon seit mehr als 100 Jahren die Fantasie, wird sogar mit dem "Schinderhannes" aus dem Taunus gleichgesetzt oder verwechselt und steht für fantastische Geschichten. Etliche sind im Internet zu finden, aber von den dort zu lesenden Informationen ist kaum mehr belegt, als dass der Auerbäumer Hannes wirklich gelebt hat und auf der Schöllersheide hingerichtet worden ist. „Es sieht so aus, als habe er, kurz nach der französischen Revolution, französische Immigranten ausgeraubt. Aber solange wir die Gerichtsakten nicht kennen, ist das bloße Spekulation.“

In Mettmann gilt die Erinnerung an ihn als finsteres Kapitel der Heimatgeschichte. Im Festzug zu einem Stadtjubiläum soll das Schwert mitgeführt worden sein, mit dem er geköpft wurde. In einer Geschichte Schöllers hat man ihm eine ganze Seite gewidmet und der Schlossturm in Schöller, in dem er gefangen gehalten und in einem noch vorhandenen Käfig vor einem Turmfenster öffentlich zur Schau gestellt worden sein soll, wird Touristen als Attraktion dargeboten. In Wuppertal gilt er nach der Eingemeindung von Schöller bei Wikipedia als "Original" der Stadt.

„Die Gruitener Archive enthalten viele Informationen über ihn, darunter auch die, die seinen lange vergessenen "bürgerlichen" Namen Johannes Heimrath belegen“, erzählt Lothar Weller. Der Heimatforscher weiß deshalb, dass der Räuber am 31.12.1757 in Gruiten getauft wurde. „Auch sieben seiner Geschwister, sein Vater sowie dessen Bruder und Schwester wurden in Gruiten getauft.“

Jetzt wird es spannend: „Die katholischen Pastoren von Gruiten und Düssel haben ihn zum Richtplatz begleitet. Der katholische Pastor Gruitens hat dies an einer erst vor wenigen Wochen entdeckten Stelle im Gruitener Kirchenbuch notiert.“ Im Taufbuch findet sich auch die Ergänzuung „capite plexus publica judicum sententia 27tima 7bris 1796“, was laut Weller soviel heißt wie: Er wurde öffentlich enthauptet am 27. Septembr 1796.

Ein völlig neues Licht auf den uralten Fall werfen die bei den Taufen der Familie Heimrath in Gruiten verzeichneten illustren Paten, darunter ein Graf, ein Burggraf und ein Düsseldorfer Hofrat, der als Richter der Herrschaft Schöller amtierte. Ganz klar: Die Suche nach der wahren Geschichte des Auerbäumer Hannes, eines Mannes, der aus einer Familie mit deutlichen Verbindungen zu "höheren Kreisen" stammt, und mit 38 Jahren auf dem Richtplatz endete, geht weiter.

Weitere Informationen finden Sie im Internet unter: gruitenergeschichte.wordpress.com.

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