Streitgespräch zum Kalkabbau Osterholz: Rehm (GAL) will „Gesetze für Waldschutz verbessern“

Analyse | Haan/Wuppertal · Was die Auseinandersetzung um das Waldstück im Osterholz für die Zukunft bewirken kann. Nach Abschluss des Polizeieinsatzes diskutierten Bürgerinitiative, Unternehmen, Verwaltung und Radiohörer.

 Seit Dienstag früh haben Einsatzkräfte der Polizei das Gelände großflächig gesperrt.

Seit Dienstag früh haben Einsatzkräfte der Polizei das Gelände großflächig gesperrt.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Bis zum Schluss unversöhnlich: So präsentierte sich Marjolein Schlüter am Donnerstagabend im „WDR5-Stadtgespräch“. Der Protest werde weitergehen.

Wie genau? Ob man auch nach der Räumung und der Rodung von 5 Hektar Wald im Osterholz weiterhin zu zivilem Ungehorsam auf dem Betriebsgelände der Kalkwerke Oetelshofen aufrufen werde? Das ließ die Sprecherin der Bürgerinitiative „Osterholz bleibt“ offen. Dabei ist durchaus zu befürchten, dass sich deren Mitglieder zunehmend radikalisieren und mit der Besetzer-Szene sympathisieren.

Wie es bei ihm lief, erzählte der live in die Sendung geschaltete Hörer Ulrich Schmidt: Er habe sich anfangs der Bürgerinitiative angeschlossen und später die Leute besucht, die den Wald besetzt hätten. Das seien „nette Menschen“, die dazu noch „sozial kompatibel“ seien.

Bei der Räumung habe er dann auf „seiner Struktur gesessen“ – gemeint ist damit eines der Baumhäuser. Und jetzt gerade stehe er bei der Mahnwache am Wuppertaler Landgericht, um die unter anderem wegen Hausfriedensbruch in Gewahrsam genommenen Aktivisten zu unterstützen. Mit Flaschen habe während der Räumung jedenfalls niemand geworfen – das seien von der Polizei verbreitete „Fake News“.

Das Fazit stand bereits früh fest: Für rechtsstaatliche Genehmigungsverfahren, Gerichtsentscheiden und sachliche Argumente scheinen einige der Protestler schon längst nicht mehr erreichbar zu sein. Das dürfte dem ebenfalls ins Düsseldorfer WDR-Studio geladenen Geschäftsführer der Kalkwerke Oetelshofen, Till Iseke, wohl ebenso wenig gefallen haben, wie dem aus Wuppertal zugeschalteten Oberbürgermeister.

Verwaltungchef Uwe Schneidewind, selbst Mitglied bei den Grünen, musste sich vorwerfen lassen, nicht ernsthaft genug um Alternativen für die Lagerung des Abraums gerungen zu haben. Dabei war er es, der den Kontakt zu den Kalkwerken im Neandertal und auch zu Rheinkalk Wülfrath (Lhoist) gesucht hatte. Schwierigkeiten bei den Eigentumsverhältnissen, lange Genehmigungsverfahren und zu hohe Kosten: Daran seien die Alternativen letztlich allesamt gescheitert, betonte er.

An dieser Stelle klinkte sich Andreas Rehm in die Debatte ein, der als Fraktionsvorsitzender für die GAL im Haaner Stadtrat sitzt. Man müsse einerseits den Waldschutz durch Gesetzesänderungen nach vorne bringen. Andererseits könnten die Kosten nicht allein den Unternehmen überlassen werden. „Wir müssen als Gesellschaft dafür einstehen“, forderte Rehm.

Dem pflichtete ein ebenfalls live zugeschaltetes Mitglied von Fridays for Future Haan bei: Wälder würden nicht genug wertgeschätzt. Die Gelder für deren Erhalt könne man aus Klimaresilienz-Fördertöpfen nehmen. Im übrigen sei es durchaus sinnvoll, Kalk lokal zu produzieren. Andernfalls würden an anderen Orten Bäume gefällt werden, was die Sache lediglich verlagern, aber nicht besser machen würde

Bei der dreitägigen Räumungsaktion waren Polizeiangaben zufolge 25 Aktivisten aus den Bäumen geholt worden. Sechs Aktivisten mussten demnach mit Unterkühlungen von Rettungskräften behandelt, einige von ihnen auch ins Krankenhaus gebracht werden. Bei einem Teil der Baumbesetzer sei es noch nicht gelungen, die Identität festzustellen, hieß es am Donnerstagaben. Sie blieben vorerst in Gewahrsam. Baumhäuser und Barrieren seien entfernt worden.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort