Letzter Akt im Streit ums Osterholz Räumung des Waldstücks hat begonnen

Haan/Wuppertal · Seit dem frühen Morgen riegeln massive Polizeikräfte das Waldstück ab. Baumbesetzer schießen immer wieder Feuerwerkskörper ab. Die Mahnwache der Initiative wurde des Platzes verwiesen.

 Polizeikräfte im besetzten  Waldstück

Polizeikräfte im besetzten  Waldstück

Foto: magu/maguire

Wenige Stunden, nachdem die Kalkwerke Oetelshofen die Räumung des Osterholz angekündigt hatten, macht die Polizei jetzt offenbar ernst. Beobachter sprechen von massiven Polizeikräften, die das Gelände mit Flatterband absperren wollen, offenbar sind mehrere Hundertschaften im Einsatz. Die Räumung des Gebietes von den Baumbesetzern ist offenbar in vollem Gange.

Diese zünden von ihren Plätzen aus  Beobachtern zufolge immer wieder Feuerwerkskörper. Die Sprecherin der Initiative  „Osterholz bleibt“, Marjolein Schlüter, und die Mitglieder der Mahnwache, die sich regelmäßig im Wald versammelt, wurden inzwischen des Platzes verwiesen. Mit Megaphon ausgerüstet, brüllen sie den Polizisten immer wieder den Slogan Osterholz bleibt“ entgegen.

Das Oberverwaltungsgericht hatte die letzten juristischen Hürden aus dem Weg geräumt, die Rodung werde „in absehbarer Zeit“ erfolgen, hatte das Unternehmen Kalkwerke Oetelshofen am Montag in einer Presseerklärung mitgeteilt.

In dem mehrseitigen Schreiben heißt es unter anderem wörtlich: „Zunächst wird ein 5,5 Hektar großer Teil unseres Waldgebietes eingezäunt, der bislang öffentlich zugänglich war. Der Bereich ist damit Baustellengebiet, wo der Zutritt verboten ist.“

Dann richten sich die Verfasser unmittelbar an die Aktivisten, die seit einiger Zeit Bäume im Osterholz besetzt halten. Ihr Engagement sei „bislang von uns geduldet worden, muss aber nun nach außerhalb verlagert werden. Sollte dies nicht freiwillig geschehen, sind wir – auch zum Schutz aller Beteiligten – auf die Unterstützung der Polizei angewiesen.“

Die restlichen etwa. 195 Hektar des Osterholzes sollen unangetastet bleiben. Außerhalb der bestehenden Steinbruchgrenzen wolle man keine weiteren Flächen in Anspruch nehmen – „weder für Ausgrabungen noch zur Ablagerung“. Das gelte auch für Bereiche, die im aktuellen Regionalplan als Vorrangflächen zum weiteren Ausbau ausgewiesen sind: „Das Osterholz wird bleiben!“

Im Anschluss an Räumung und Einzäunung wird die gesperrte Fläche mit Großmaschinen gerodet. Sogenannte Harvester (Vollholzernter) fällen den Bestand von etwa 1.500 Bäumen, zum Großteil zwischen 30 und 70 Jahre alt.

Nach ihrem Abtransport – so führen die Kalkwerke in ihrem Schreiben weiter aus – werden die Baumstämme von der Holzindustrie verwertet; ihre Verwendung liegt demnach im industriellen Bereich (Bauholz).

Auf der entstandenen Ebene erfolgt dann planmäßig vor den Erdarbeiten die Flächensondierung durch den Kampfmittelräumdienst, um die Möglichkeit vergrabener Blindgänger auszuschließen. Dann erst – geplant wenige Wochen nach Einzäunung –

beginne die Nutzung der Fläche als Halde, auf der die Kalkwerke den Abraum (Erdreich) aus ihrem Tagebau in den nächsten Jahren lagern werden.

„Wir wünschen uns dringend eine gewaltfreie Auseinandersetzung“, heißt es in dem Schreiben weiter. Man folge jeder Möglichkeit, zusätzlichen Schaden zu minimieren. „Unsere oberste Sorge gilt der Gesundheit aller Beteiligten: Belegschaft, Demonstrationsgruppen und Ordnungskräfte.“

Kalk sei im Übrigen kein Luxus- sondern ein Kulturgut, das seit über 10.000 Jahren die Menschheitsgeschichte begleite. Einst vornehmlich Baustoff, seien Kalkprodukte heute unverzichtbarer Rohstoff für praktisch jeden physischen Schöpfungsprozess – vom Arzneimittel bis zur Zahnpasta.

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