Interview zur geplanten Haldenerweiterung „Meiner Familie liegt der Wald sehr am Herzen“

Am 22. September ist der Erörterungstermin für die geplante Erweiterung der Kalkwerke Oetelshofen. Assistent der Geschäftsführung und Prokurist Till Iseke spricht über die Pläne, Naturschutz und seinen Umgang mit Kritikern.

 Till Iseke (rechts) greift bei den Waldwässerungs-Aktionen der Kalkwerke Oetelshofen im Osterholz selbst mit zum Schlauch. Links David Schuster.

Till Iseke (rechts) greift bei den Waldwässerungs-Aktionen der Kalkwerke Oetelshofen im Osterholz selbst mit zum Schlauch. Links David Schuster.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Welche Pläne haben Sie für die nahe Zukunft der Kalkwerke Oetelshofen?

Iseke Wir planen eine Haldenerweiterung für den Abraum, der in der Produktion anfällt, also Lehm, Sand, Ton und Steine. Das ist Abfall, aber es ist mineralischer Abfall ohne Zusätze. Wir sprechen von zwei Millionen Kubikmetern.

Warum brauchen Sie die Haldenerweiterung, die ja so nicht geplant war?

Iseke An einer Stelle, an der wir Kalk abbauen, war die Qualität nicht so, wie wir es erwartet haben. Das hat unsere Kalkulation durcheinander gebracht. „Vor der Hacke ist es duster“, lautet ein Sprichwort aus dem Bergbau. Heißt: Wir wissen vorher nie ganz genau, auf welche Zustände wir m Steinbruch stoßen. Im Verhältnis zur Kalkmenge gibt es an besagter Stelle sehr viel Lehm, sodass die Abraummenge steigt.

Eine so genannte Innenverkippung, bei der der Abraum wieder in die Grube geschüttet wird, ist nicht möglich?

Iseke Doch, aber das ist eine endgültige Lösung und erst denkbar, wenn eine Grube ausgesteint ist. Bis dahin haben wir hoffentlich noch zehn, 20 oder 30 Jahre vor uns, in denen abbauen können. Kalk ist seit Jahrtausenden ein sehr wertvoller Rohstoff – den zuzuschütten, wäre schade. Und es geht auch um Arbeitsplätze: Wir haben rund 100 Mitarbeiter. Eine Erweiterung verlängert die Lebenszeit des Steinbruchs und damit auch der Firma definitiv.

Dafür müssen Bäume gefällt werden, was viele Gegner auf den Plan ruft. Wie stehen Sie zu ihnen?

IsekeIch finde es sehr gut, wenn Menschen sich intensiv mit Themen auseinandersetzen. Das gibt es heute viel zu wenig. Aber: Man muss sachlich und korrekt bleiben. Ich gehe immer freundlich und sachlich auf die Leute zu, auch, wenn er anderer Meinung ist. Schade finde ich, wenn scharf gegen unsere Familie geschossen wird. Man sollte sich nicht auf Differenzen konzentrieren, sondern auch gemeinsame Ziele verfolgen. Bei unserer Waldwässerung kann man zusammen etwas Gutes tun.

Was genau ist das?

Iseke Wir möchten den Wald aktiv unterstützten. Leider ist er sehr trocken, weil es in den vergangenen beiden Jahren zu wenig geregnet hat. Mit dem Grundwasser, das wir abpumpen, hat diese Trockenheit nichts zu tun. Die Grundwasser führenden Schichten befinden sich 20 bis 30 Meter unter dem Waldboden, sodass das Wurzelwerk dieses ohnehin nicht erreicht. Das hat uns das Forstamt Bergisch Land versichert, und es ist auch daran zu sehen, dass wir hier bereits seit Jahrzehnten abpumpen, ohne dass die Bäume trocken waren. Unsere Wässerung ist also ein Zugewinn für den Wald. Und sie ist ein Angebot, um zusammen zu kommen.

Es heißt, Ihr Unternehmen hätte bereits 300 Hektar Buchen abgeholzt.

Iseke Wir haben 2016 Bäume gefällt, die Größenordnung ist allerdings überhaupt nicht korrekt. Unser gesamtes Haldengelände hat weniger als 100 Hektar, das gesamte Osterholz 200 Hektar. Es waren damals drei Hektar Wald.

Wie ist der Stand der Dinge in dem Verfahren zur Haldenerweiterung?

Iseke Für solch umfangreiche Vorhaben gibt es Planfeststellungsverfahren, bei dem alle Beteiligten zusammenkommen: Die Bezirksregierung, die Städte Wuppertal und Haan, wir als Antragsteller, Gutachter, der Natur- und Landschaftsschutz und auch die ehrenamtlichen Naturschützer. Das Verfahren läuft seit etwa vier Jahren. Corona-bedingt musste der für dieses Frühjahr geplante Erörterungstermin, bei dem Einwände gegen das Vorhaben eingebracht werden können, verschoben werden. Er soll aber im Herbst in der Uni-Halle in Wuppertal mit ausreichend Abstand stattfinden.

Sie selbst sind mit dem Wald aufgewachsen.

Iseke Ja. Deshalb liegt der auch mir sehr am Herzen, unserer ganzen Familie. Ich habe als Kind viel Zeit im Wald verbracht, mache das auch heute noch so. Unsere Familie lebt in einem Umkreis von wenigen Kilometern um den Bauernhof unserer Vorfahren. Bewusst leben wir zum Beispiel nicht in Düsseldorf, sondern hier mitten im Ort. Mit ihm, seiner Natur und seinen Menschen sind wir verwurzelt.

Was machen Sie noch für die Natur?

Iseke 100 Hektar des Osterholzes bewirtschaften wir naturnah, das heißt, wir verzichten auf Kahlschlag und nehmen, wenn es notwendig ist, lediglich einzelne Bäume raus. Manchmal müssen wir uns dafür Kritik anhören, weil es unaufgeräumt wirke. Aber das ist in der Natur nun einmal so. Unser Steinbruch beherbergt darüber hinaus viele seltene Arten, weil hier mit den steilen Felswänden Formationen vorkommen, die sonst es kaum noch gibt. Bei den Uhus hatten wir letztes Jahr zwei Junge, außerdem gibt es Schwalben, Flussregenpfeifer, Kröten, Kolkraben und Rotmilane. und auch, wenn es auf den ersten Blick paradox klingt: Wildtiere wie Rehe nutzen das Gelände als Rückzugsort, da es umzäunt ist und keine Spaziergänger oder Hunde kommen. An die Maschinen haben die Tiere sich gewöhnt.

Sie bieten den Steinbruch für Filmaufnahmen und Events an.

Iseke

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