Corona in Haan Neue Verordnung beendet App-Ärger – vorerst

Haan/Hilden · Nach wochenlangem Hickhack um die Nutzung einer App zur Kundendaten-Verfolgung, die der Kreis nicht anerkennt, können die Gastwirte erst einmal aufatmen: Die neueste Coronaschutzverordnung sieht die Rückverfolgung nicht mehr vor.

 Eine Frau scannt am Eingang eines Geschäftes einen QR-Code zum Download der Luca-App. Ab Freitag, 20. August, fällt diese Kundenrückverfolgung weg.

Eine Frau scannt am Eingang eines Geschäftes einen QR-Code zum Download der Luca-App. Ab Freitag, 20. August, fällt diese Kundenrückverfolgung weg.

Foto: dpa/Christoph Soeder

Schon lange hat Alex Unger sich nicht mehr so über eine Nachricht gefreut, wie über die, die seit neuestem auf der Internetseite des Hotel-und Gaststättenverbandes Dehoga zu lesen ist: Der Branchenverband listet dort auf, was die ab Freitag, 20. August, geltende neue Corona-Schutzverordnung für die Gastronomen bedeutet. Und der Haaner Gastwirt, der die Traditionsgaststätte Becherhus erfolgreich betreibt, hat zwei Punkte mit besonderem Interesse gelesen: „dass wie gefordert Gastronomie und Hotellerie unabhängig von Inzidenzwerten geöffnet bleiben kann – und dass die Kontaktdatennachverfolgung entfällt“.

Die hat nicht nur ihm, sondern auch vielen anderen Gastronomen im Kreis Mettmann zuletzt das Leben schwer gemacht. Denn im Gegensatz zu vielen anderen Städten und Landkreisen, die die digitale Rückverfolgung von Kundenkontakten über die so genannte Smartphone-App Luca möglich machten, erkannten die Stadt Haan und der Kreis Mettmann dieses System nicht an. Ein Wahnsinn sei das gewesen, berichtet Unger und fragt sich wie viele seiner Kollegen: „Wieso macht man es den Gastronomen künstlich noch schwerer, als sie es ohnehin schon haben?“

13 Bundesländer hatten Lizenzen für Luca für insgesamt 21,3 Millionen Euro gekauft. Auch in 33 Landkreisen und kreisfreien Städten in NRW wird die Luca-App an mehr als 47.000 Standorten wie etwa Restaurants zur Kontaktdatenerfassung genutzt. Das System ist einfach: Beim Betreten eines Restaurants oder Cafés wird ein QR-Code gescannt, über den dann die Kontaktdaten erfasst werden. Das Angebot geriet zwischenzeitlich wegen angeblicher Sicherheitslücken in die Kritik. Hersteller Nexenio wies das jedoch umgehend zurück: Es liefen „dauerhaft sowohl interne als auch externe Überprüfungen“.

Der Kreis Mettmann entschied sich im Sommer jedoch gegen das System. Um den Besuch von Kunden und Gästen in direkt einlesbaren Datenformaten zu dokumentieren, nutzte die Verwaltung stattdessen eine Schnittstelle namens „IRIS connect“. In einer Presseerklärung hieß es damals wörtlich: „Gewerbe- oder Handeltreibende müssen sich dadurch nicht auf eine spezielle Lösung einstellen, sondern haben ,freie Hand’ in der Auswahl der für ihren Verantwortungsbereich passenden Kontaktverfolgungs-Lösung – empfehlenswert ist lediglich, dass die ausgewählte Lösung mit IRIS kompatibel ist.“ Genau das ist bei Luca allerdings nicht der Fall.

Die Haaner Gastronomen, von denen viele Luca nutzen, ärgerten sich in diesem Zusammenhang besonders über ein Schreiben der Stadt Haan, in dem das Ordnungsamt die Betriebe aufgefordert habe, eine mit dem IRIS-Gateway kompatible Software anstelle von Luca zu verwenden. Hinweise vom Kreis, welche Apps geeignet seien, sorgten zudem für Kopfschütteln. „Ein irre hoher Arbeitsaufwand“, sei mit der angeblichen Alternative verbunden, kritisiert Unger. Bis alles ausgefüllt sei, hätten die Gäste schon keinen Hunger mehr.

Was die Behörden in Wahrheit mit ihrem Vorgehen erreicht hätten, sei zusätzliche Zettelwirtschaft, die eigentlich vermieden werden sollte. Denn statt digitaler Datenerfassung griffen viele angesichts des Hin und her zu Papier und Kugelschreiber.

Eine Anfrage unserer Redaktion bei der Stadtverwaltung Haan, ob es zutreffe, dass die Gastwirte Luca tatsächlich nicht nutzen dürften und was die Gründe dafür seien, wurde mit einem einzigen Satz beantwortet: „Die ab morgen gültige Coronaschutzverordnung sieht keine Rückverfolgung der Kundendaten in der Gastronomie mehr vor.“

Das weiß Alex Unger auch. Er hofft nur, dass das auch dauerhaft so bleibt. In jedem Fall wünscht er sich, „dass wir uns wieder ganz darauf konzentrieren können, für unsere Gäste da zu sein, anstatt uns um Bürokratie zu kümmern“.

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