Haan Naturwiese in Haan entwickelt sich gut

Haan · Die Haaner Umweltverbände betreuen seit gut einem Jahr das Areal in Kriekhausen im Auftrag der Stadt.

 Die von der AGNU betreute Naturwiese in Gruiten ist für den Zoologen  Armin Dahl ein Vorzeigeobjekt.

Die von der AGNU betreute Naturwiese in Gruiten ist für den Zoologen  Armin Dahl ein Vorzeigeobjekt.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Vor gut einem Jahr hat die Arbeitsgemeinschaft Natur und Umwelt (AGNU) Haan, der Zusammenschluss der in Haan aktiven Umweltverbände, ein etwa sieben Hektar großes Areal am Technologiepark Haan gepachtet. Es ist die Ausgleichsfläche für den zweiten Bauabschnitt des Technoparks Haan, der im Juli vor zwei Jahren durch den Stadtrat genehmigt wurde.

Nachdem für den ersten Bauabschnitt ein Gelände in Wülfrath als Brutfläche für Kiebitze hergerichtet wurde, war es für die Umweltverbände von großer Bedeutung, die zweite Ausgleichsfläche in Haan anzusiedeln. „Die Stadt Haan hat uns angeboten, sie zu betreuen“, berichtet Schmetterlingsexperte Armin Dahl. Die AGNU hat daraufhin ein Konzept für Landwirtschaft mit reduzierter Intensität erstellt und im Frühjahr 2018 die Wiese gemeinsam mit einem Lohnunternehmer ausgesät.

„Nach der Aussaat war es im vergangenen Jahr lange trocken und es ist nichts passiert. Und nach einem heftigen Regenschauer Ende Mai 2018 ist die Wiese in ihrem Wachstum regelrecht explodiert“, erzählt Dahl begeistert, der in Tübingen Zoologie studiert hat. Und in diesem Jahr ging es weiter. Die AGNU hat in einem weiteren Teil der Fläche die Saat für artenreiches Grünland ausgebracht.

„Mittlerweile haben es einige verstanden, dass Artenreichtum wichtig ist. Und vor unserer Haustür gibt es dafür genug zu tun“, sagt der Biologe. Doch bisher fehle den meisten Menschen das Wissen über ihre unmittelbare Umwelt. Daher sei die Vermittlung von Artenkenntnis in der Schule und im Elternhaus extrem wichtig.

Und besonders bei guten Wetter lässt sich auf dem Naturwiese einiges entdecken: So gibt es bei den Pflanzen Margeriten, einheimische Kleearten, die Kuckucks-Lichtnelke und auch verschiedenen Grasarten zu sehen. Im vergangenen Jahr sind bis zu 22 Tagfalterarten auf der Wiese gesichtet worden, wie zum Beispiel Kohlweißlinge und Schwalbenschwänze.

Im letzten Jahr hat Armin Dahl gemeinsam mit dem Entomologischen Verein Krefeld, der im Sommer 2018 für viel Aufsehen mit seiner Studie zum Insektensterben erregt hatte, auf der Fläche eine Malaise-Falle aufstellen lassen, um die dort auftretende Anzahl von Insekten und auch den Artenreichtum zu messen. Und schon jetzt ist klar, dass es auf der Fläche eine große Menge an Insekten gibt. Für eine detaillierte Auskunft muss nun allerdings noch die Artbestimmung durchgeführt werden. Leider gibt es laut Dahl jedoch viel zu wenige Experten auf dem Gebiet, besonders über Nachtfalter wisse kaum jemand etwas.

Dass es im Bereich der Artenvielfalt kurz vor 12 ist, hat der Weltbiodiversitätsrat Anfang Mai 2019 verkündet. So sind bis zu eine Million Arten vom Aussterben bedroht, viele davon bereits in den nächsten Jahrzehnten. Doch biologische Vielfalt hat eine große Bedeutung für den Menschen. Denn neben der wirtschaftlichen Abhängigkeit von bestimmten Arten, zum Beispiel bei insektenbestäubten Obst- und Gemüsepflanzen, bildet eine artenreiche Umwelt neben einem Beitrag zur Lebensqualität auch die Basis von biologischen Ressourcen, wie zum Beispiel von medizinischen Wirkstoffen, sowie für sauberes Wasser und saubere Luft. „Man hat eine Verantwortung für seine Umwelt“, erklärt Armin Dahl: „Und es muss nicht immer so sein, dass der maximale Ertrag herausgeholt wird, sondern man muss Flächen nachhaltig bewirtschaften.“

Bis jetzt ist Armin Dahl sehr zufrieden mit der Naturwiese. „Jetzt haben wir, wenn es sich so weiter entwickelt, ein Vorzeigeobjekt. Mein Ziel ist es, dass sich die Wiese selbst trägt. Wir wollen mit reduzierter Intensität gutes Heu generieren und das Heu verkaufen. Da wir allerdings noch kein Jahr hatten in dem wir wirklich das Heu vermarkten konnten, weil wir erst letztes Jahr eingesät haben, muss man erst einmal sehen wie es sich gestaltet“, so der Naturschützer.

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