Gesundheit Lungenentzündung auf dem Vormarsch

Hilden/Haan · Die heimtückische Krankheit hat Saison. Experten warnen: Nicht immer sind die Symptome eindeutig.

 Chefarzt Dr. Klaus Generet.

Chefarzt Dr. Klaus Generet.

Foto: Kplusgruppe/Uli Preuss

Schauspielerin Whoopie Goldberg, Rockstar Ozzy Osbourne, Boxer-Legende Frank Bruno – sie alle haben eines gemeinsam: In den vergangenen Wochen hatten sie mit einer schweren Lungenentzündung  zu kämpfen. Auch hierzulande befindet sich die Krankheit momentan – saisonal bedingt – wieder auf dem Vormarsch, wie Jürgen Wunderlich bestätigt. Der Sprecher der Apotheker in Hilden, Haan und Langenfeld sagt: „Wir haben zwar keinen exorbitanten Anstieg zu verzeichnen, aber anhand der Zahl der verschriebenen Breitband-Antibiotika lässt sich eine Zunahme belegen.”

Genaue Zahlen sind laut Auskunft der kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein im kommenden Quartal zu erwarten. Dann liegen die Abrechnungen der jetzt ausgestellten Rezepte vor.

Aber woran erkenne ich überhaupt, dass ich eine Lungenentzündung habe – und wann sollte ich den Arzt aufsuchen? Auf die zweite Frage antwortet der Hildener Lungen-Facharzt Klaus Generet spontan: „So früh wie möglich.“ Generet ist Chefarzt der Inneren Medizin am Sankt-Josefs-Hospital in Hilden. Er sagt: „Die Frage nach einem sicheren Weg, wie man Lungenentzündung selbst erkennen kann, lässt sich kaum beantworten.“ Es komme immer wieder vor, dass Patienten mit vergleichsweise leichten Symptomen sich untersuchen lassen, „und auf dem Röntgenbild ist plötzlich eine ausgedehnte Lungenentzündung zu sehen“.

Umgekehrt sei aber genauso oft zu beobachten, dass Menschen mit hohem Fieber, schwerem und schmerzhaftem Husten zwar alle Anzeichen einer beginnenden Lungenentzündung zeigten – auf dem Röntgenbild aber nur vergleichsweise wenig zu sehen sei. „Ich empfehle in jedem Fall, nicht zu lange zu warten, bis man seinen Arzt aufsucht – und damit meine ich den Hausarzt“, sagt Generet. Die oft geäußerte Sorge, „da fange ich mir im Wartezimmer doch erst recht eine Krankheit ein“, sei deutlich weniger zutreffend, als der Schaden, den man sich daher eine Verschleppung der Lungenentzündung einhandeln könne.

„Ich habe selbst junge Patienten erlebt, die binnen weniger Stunden so abgebaut haben, dass sie an eine Beatmungsmaschine angeschlossen werden mussten“, berichtet der Pneumologe. Fieber, womöglich über mehrere Tage, deutlicher Leistungsabbau, eventuell sogar Bewusstseinsbeeinträchtigungen – das seien bereits absolute Alarmzeichen, die auf keinen Fall ignoriert werden dürften. Auch an Wochenenden sei es besser, den Notdienst aufzusuchen, als zu sagen: „Ich warte bis Montag.“

Mit einem weit verbreiteten Vorurteil räumt Facharzt Generet allerdings auf: „Die Gefahr, sich bei einem Patienten mit Lungenentzündung anzustecken, ist äußerst gering.“ Insofern spreche nichts dagegen, sich zu Hause um kranke Angehörige zu kümmern, ohne gleich Mundschutz oder Handschuhe anziehen zu müssen.

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