Haan Kita-Betreuung: Eltern fühlen sich allein

Die Stadt Haan will in einer kurzfristig anberaumten Sitzung des Jugendhilfeausschusses am Montag, 8. Juni, die Betreuungssituation in den Kindertagesstätten und Tagespflegeeinrichtungen in einer großen Runde mit allen jeweiligen Trägern und Elternvertretern erörtern.

 Normalbetrieb, daran ist vor den Sommerferien in den Kitas wohl nicht  zu denken. Immer mehr Familien geraten so in Schieflage.

Normalbetrieb, daran ist vor den Sommerferien in den Kitas wohl nicht  zu denken. Immer mehr Familien geraten so in Schieflage.

Foto: dpa/Jens Büttner

Die Stadt Haan will in einer kurzfristig anberaumten Sitzung des Jugendhilfeausschusses am Montag, 8. Juni, die Betreuungssituation in den Kindertagesstätten und Tagespflegeeinrichtungen in einer großen Runde mit allen jeweiligen Trägern und Elternvertretern erörtern. Dabei soll es konkret auch um Optimierung und Verbesserungsmöglichkeiten für überlastete Familien gehen. Dies habe man gemeinsam mit dem Ausschussvorsitzenden Jochen Sack (GAL) festgelegt, heißt es auf Anfrage aus dem Rathaus.

Die Verwaltung kommt damit einer Forderung des Stadtelternrates nach. Der hatte am Montag die dramatische Lage beklagt, in der sich viele Familien zurzeit befänden. Diese müssten sich seit fast zwei Monaten mit einer „nie da gewesenen Ausnahmesituation“ auseinandersetzen, heißt in dem Schreiben: „Familien laufen derzeit am Limit.” Daran ändere auch der jetzt veröffentlichte Fahrplan des NRW-Familienministeriums zu weiteren Lockerungen nichts. Der mache den Ausnahmezustand auf Monate hinaus vielmehr zur Regel. Die Familien, betont der  Stadtelternrat, müssten Probleme schultern, die nicht länger mit einem ,Irgendwie läuft das schon’ bewältigt werden könnten.

Ab Donnerstag dürfen in NRW mehr Kinder zurück in die Kitas und Tagespflegeeinrichtungen  – in der ersten Phase unter anderem Vorschulkinder, die Anspruch auf Leistungen nach dem Bildungs- und Teilhabe-Gesetz haben, sowie alle Kinder mit Behinderung. Alle Zweijährigen dürfen zurück in die Tagespflege. Geplant ist, dass in einer zweiten Phase ab dem 28. Mai auch alle anderen Vorschulkinder wieder zurück in die Kita dürfen. Ziel sei es, in einer dritten Phase im Laufe des Juni allen Kita-Kindern den Besuch ihrer Einrichtung zu ermöglichen, kündigt Haans Bürgermeisterin Bettina Warnecke an. In welchem Umfang das möglich sein werde, müsse die Landesregierung aber noch entscheiden. Maßgeblich sei dafür die Entwicklung des Infektionsgeschehens. „Auch hier sind wir noch weit von der Normalität entfernt”, betont Warnecke. Selbst in der dritten Phase werde die Betreuung von zwei Tagen pro Woche für die meisten Eltern zu einer echten Belastung, da Job und Kinder parallel laufen müssten. Später korrigierte sich die Stadt sogar noch und nannte die korrekte Zahl: nicht zweimal pro Woche, sondern nur zweimal insgesamt bis zu den Ferien. Wer Home-Office mache und gleichzeitig Kindergartenkinder betreue, müsse Nerven aus Stahl haben. „Ich ziehe den Hut vor allen Vätern und Müttern, die diese Doppelbelastung meistern”, lobt die Stadtchefin, bittet aber gleichzeitig weiter um Geduld. Warnecke erhofft sich viel von der anberaumten Jugendhilfeausschuss-Sitzung, denn „so stolz wir in Haan darauf sind, dass wir viele verschiedene Träger in der Kinderbetreuung im Stadtgebiet haben – es hapert mitunter am direkten Austausch”. Der soll jetzt zielgerichtet erfolgen, wozu auch gehört, dass auf  Fragen geantwortet wird, die der Stadtelternrat jetzt gestellt hat. Dabei geht es unter anderem um personelle und räumliche Auslastung der einzelnen Einrichtungen sowie um den erwarteten Andrang ab dem 28. Mai. Außerdem erwartet der Stadtelternrat von der Sitzung „ein transparentes System zur Erfassung des Bedarfs aller berechtigten Kinder in den Kitas und Kindertagespflegestellen, zudem ein Konzept, wie dieser Bedarf gedeckt werden soll“. Ausschussvorsitzender Jochen Sack (GAL) fordert zudem, die Stadt solle Beratungs- und Unterstützungsangebote für Kinder und Familien auf ihrer Internetseite besser und verständlicher kommunizieren. Die WLH will von der Stadtspitze erfahren, wie Kindeswohlgefährdungen in der Coronazeit „bestmöglich ausgeschlossen werden können, da die soziale Kontrolle durch Kitas, Schulen und Freizeiteinrichtungen fehlt“.

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