Haan Junge Haaner drehen Film über das Leben auf der Straße

Haan/Düsseldorf · Milan Grafweg und Max Greve sind stolz: Ihr Spot über das Straßenmagazin Fiftyfifty läuft in drei Düsseldorfer Kinos im Vorprogramm.

 Milan Grafweg (links) und Max Greve aus Haan wollen ihr Hobby zum Beruf machen.

Milan Grafweg (links) und Max Greve aus Haan wollen ihr Hobby zum Beruf machen.

Foto: Johanna Porten

Detlef sitzt auf einer Parkbank im Hofgarten. Er hält eine qualmende Zigarette zwischen den Fingern und betrachtet das Geschehen im Park. Schnitt. Menschen hasten durch die überfüllte Düsseldorfer Innenstadt, ein Bus rauscht vorbei. Mittendrin steht ein Fiftyfifty-Verkäufer, seelenruhig trotz des Gedränges. Schnitt. Detlef zieht an seiner Zigarette und stößt weißen Rauch aus. Er spaziert zu einem Mülleimer, sucht darin nach Pfandgut und findet eine leere Dose. Der einminütige Fiftyfifty-Werbeclip ist Teil des Vorprogramms der Kinos Bambi, Souterrain und Metropol. Gedreht wurde er von zwei 19-Jährigen.

Max Greve und Milan Grafweg drehen gemeinsam Filme seitdem sie zwölf Jahre alt sind. „Zuerst waren es Laserschwert-Duelle, dann Horrorfilme – aufgenommen auf Mamas Camcorder“, erinnert sich Max Greve. Seitdem sind unzählige weitere dazugekommen. Die beiden kennen sich „seit dem Besuch der ersten Klasse an einer Haaner Grundschule“, haben das Gymnasium Haan besucht und jetzt, zusammen mit zwei Freunden, dem Fotografen Yanik Stark und dem Webdesigner Philipp Kulka, die Kreativagentur Awaque gegründet. Drei von ihnen besuchen die Lore-Lorentz-Schule, ein Berufskolleg mit beruflichem Gymnasium in Düsseldorf. Nur Milan hat das Abitur in Haan gemacht und arbeitet bis zum Beginn seines Studiums (Mediendesign soll es werden) freiberuflich.

Bei Awaque - Eigenwerbung: “eine junge Düsseldorfer Kreativagentur mit den Schwerpunkten Webdesign, Filmproduktion und Fotografie“ - sind die beiden Haaner – klar - für den Bereich Film zuständig. Mit Fiftyfifty kamen sie über die Lore-Lorentz-Schule. Das berufliche Gymnasium arbeitet seit über fünf Jahren mit dem Straßenmagazin zusammen. Jährlich gestalten die Schüler des Bildungsganges „Gestaltungstechnik“ Weihnachtskarten, die an die Verkäufer der Zeitschrift zum Weiterverkauf verschenkt werden. Hubert Ostendorf, Gründer und Geschäftsführer von Fiftyfifty, schlug den Schülern vor, eigene Ideen zur Promotion des Magazins zu entwickeln. Sofort arbeitete Max ein Konzept für einen Kurzfilm aus. „Ich wollte eine bewegte, düstere Atmosphäre schaffen mit ständigem Wechsel von Tag und Nacht“, erzählt er. „Der Ausweg aus diesem ewigen Teufelskreis: Fiftyfifty.“

Über Monate hinweg fuhren Max und Milan immer wieder aus Haan in die Düsseldorfer City, trafen die Fiftyfifty-Verkäufer und sprachen mit ihnen über das Leben auf der Straße. So auch mit Detlef, dem Protagonisten des Films, der die Zeitschrift seit dem Erscheinen der ersten Ausgaben 1995 verkauft. „Dieser direkte Einblick in das Leben der Verkäufer hat uns ein viel tieferes Verständnis davon gegeben, was es heißt, obdachlos zu sein“, sagt Max. Auch die Musik des Films stammt aus eigener Feder: Musiker Milan komponierte einen Soundtrack, der das Filmkonzept akustisch widerspiegelt. Max ist eher der Planer, der das Filmkonzept entwickelt, Milan der Kameramann. Die Produktion und den Schnitt erledigen sie oft gemeinsam.

„Den eigenen Film auf einer großen Leinwand zu sehen, das erfüllt einen mit Stolz“, meint Max. Die jungen Männer hoffen, durch ihren Film auch außerhalb der Kinowände etwas bewegen zu können. „Für viele Menschen ist es nicht leicht, mit dem Thema Obdachlosigkeit umzugehen“, stellt Milan fest. Und so ganz uneigennützig ist ihr Engagement auch nicht: „In der Branche sind Kontakte das Wichtigste“, weiß. Der Kurzfilm über Fiftyfifty dürfte den Bekanntheitsgrad ihrer jungen Agentur schlagartig steigern und die Chance, das Hobby zum Beruf zu machen, vergrößern.

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