Neuer Landschaftsarchitekt für Haan „Wir schaffen Lebensräume, keine Kunstwerke“

Haan · Zum 1. Juli hat Jens Gabe seine Arbeit bei der Stadt begonnen. Ein Interview mit Haans neuem Landschaftsarchitekten über Haans Reize und seine wichtigsten Projekte, gelungene Spielplätze, Outdoor-Fitness und Nachhaltigkeit.

 Landschaftsarchitekt Jens Gabe arbeitet seit 1. Juni für die Stadt Haan.

Landschaftsarchitekt Jens Gabe arbeitet seit 1. Juni für die Stadt Haan.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Jens Gabe hat gerade als Landschaftsarchitekt bei der Stadt Haan begonnen. Der 47-Jährige unterstützt David Sbrzesny, Leiter des Baubetriebshofes, der bisher allein für die Planung der zahlreichen Projekte zuständig war, die in und für Haan geplant sind.

Herr Gabe, was wird Ihr erstes großes Projekt sein?

Gabe Das Konzept für die Innenstadt. Das wird äußerst spannend. Ich möchte mich dort gerne einbringen und finde es umgekehrt ungemein spannend, die Meinung der Bürger zu hören. Landschaftsplaner sprechen vom „Genius Loci“, dem Geist des Ortes. Ohne diesen kann man nicht vernünftig planen. Es ist wichtig, auf die Bedürfnisse der Menschen einzugehen, die in dem jeweiligen Ort leben.

Welche Erfahrung bringen Sie mit?

Gabe Ich bringe 19 Jahre Berufserfahrung mit, habe in zwei Planungsbüros gearbeitet und viele große Projekte im Rheinland betreut. Ein sehr großes war auch das Innenstadtkonzept der Stadt Hanau,  an dem ich beteiligt war und bei dem wir viele Prozesse anstoßen konnten.

Warum haben Sie sich für Haan entschieden?

Gabe Die Stadt hat einfach unglaublich viel Charme. Die vielen Grünflächen sind keine Selbstverständlichkeit. Ins Haaner Bachtal habe ich mich sofort verliebt, ins Sandbachtal auch. Besonders interessant ist für mich Haans Teilnahme am Projekt „Globale nachhaltige Kommune NRW“, da Nachhaltigkeit seit vielen Jahren mein Spezialgebiet ist. Und: Die wahnsinnig gute Erreichbarkeit durch die A 46 wird Haan künftig noch attraktiver machen. Von Düsseldorf aus zum Beispiel ist Haan einfach ganz toll zu erreichen.

Sie persönlich hat außerdem die Corona-Zeit zum Umdenken bewogen.

Gabe Ja. Ich bin alleinerziehender Vater und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf wird hier bei der Stadt Haan wesentlich besser möglich sein als in meinem bisherigen Beruf. Da bin ich um 4 aufgestanden und habe bis 21 Uhr jongliert, um meine Arbeit und die Betreuung meines Sohnes vereinbaren zu können. Das wollte ich so nicht weitermachen.

Die Corona-Zeit hat auch den Zugang vieler Menschen zur Natur verändert.

Gabe Auf jeden Fall. Das finde das richtig gut. Draußen zu sein gewinnt einen viel höheren Stellenwert: Düsseldorf verwandelt Stellplätze in Außengastronomie, Fahrräder sind teilweise ausverkauft, die Leute gehen in Parks, um Outdoor-Fitness zu betreiben. Das freut mich als Landschaftsarchitekt sehr, denn wir gestalten diese Freiflächen. Wir schaffen Lebensräume, keine Kunstwerke. Die gelungene Gestaltung von Freiflächen ist sehr wichtig ist für eine lebenswerte Stadt.

In der Vorbereitung auf Ihre Stelle waren Sie unter anderem mit Ihrem Sohn auf Spielplätzen unterwegs.

Gabe Ja, das war eine großartige Zeit für beide Seiten. Das Thema Spielplätze interessiert mich in meinem Beruf ganz besonders. Konkreter: Es sind nicht die Spielgeräte, die ich daran spannend finde, sondern das Gesamtkonzept. Mich interessieren gelungene Spielkonzepte wie das des Ketteler Hofes, der Gymnicher Mühle oder des Metabolons. Auch in Haan wird es darum gehen: Was brauchen und möchten Eltern und ihre Kinder?

Was hat Sie generell am Beruf des Landschaftsarchitekten fasziniert, sodass Sie diesen Weg eingeschlagen haben?

Gabe Ich war damals drei Wochen lang in Finnland Kanuwandern. Nach ungefähr zwei Wochen wird man ja sehr stark eins mit der Natur, ohne Technik, ohne Waschmaschine und Co. Eines Tages saß ich auf so einem Findling, wie es sie dort überall gibt, habe in die Natur geschaut und wusste: Das will ich machen. Da habe ich meine Begeisterung für Landschaften entdeckt. Dieser emotionale Aspekt war für meine Entscheidung, welchen Berufsweg ich einschlagen möchte, sehr wichtig.

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