Diebstahlprozess Jeep Cherokee in Haan per Funksignal geklaut

Haan · Vor dem Kölner Landgericht geht es im Strafprozess um eine Bande, die neueste Technik für ihre Autodiebstähle einsetzte.

 Eine einfache Methode zum Diebstahlsschutz. Das Metall der Keksdose schirmt das Funksignal des Schlüssels ab.

Eine einfache Methode zum Diebstahlsschutz. Das Metall der Keksdose schirmt das Funksignal des Schlüssels ab.

Foto: Krebs, Andreas (kan)

Alle zweieinhalb Stunden wird in Nordrhein-Westfalen ein Auto gestohlen. Das belegen Statistiken der deutschen Versicherungswirtschaft. Immer häufiger gehen die Diebe dabei jedoch gewaltlos vor – keine aufgehebelten Türen mehr, keine eingeschlagenen Fensterscheiben, keine geklauten Schlüssel: Es reicht mittlerweile immer öfter aus, einfach nur Funksignale abzufangen.

Das belegt auch ein aktuelles Strafverfahren vor dem Kölner Landgericht, bei dem es unter anderem um den Diebstahl eines Jeep Cherokee in Haan aus dem vergangenen Jahr geht. Die mutmaßlichen Täter hatten außerdem einen Ford Edge, eine Ford Mustang GT sowie einen Mazda CX5 geklaut – alles in allem in einem Wert von rund 600.000  Euro.

Der Diebstahl lief immer nach derselben Masche ab, wie die Staatsanwaltschaft bei der Verlesung der insgesamt zwölf Anklagepunkte vortrug. Die Autodiebe positionierten demnach einen sogenannten Funkwellen-Verlängerer in der Nähe der Fahrzeuge. Damit konnten sie die Signale der „Keyless Go“-Technik in den Autos abfangen und die Funkschlüssel überlisten.

Mit einem Empfänger, dessen Bauteile jeder Elektronikmarkt im Sortiment hat, fingen sie die Signale des Schlüssels ab, verlängerten das Signal bis zu einem Sender in der Nähe der jeweiligen Autotür. So konnten sie ohne weitere Hilfsmittel Türen öffnen und Fahrzeuge starten.

Nach den Diebstählen sollen die fünf Angeklagten im Alter zwischen 23 und 42 Jahren die Fahrzeuge nach Polen gebracht und dort zum Weiterverkauf abgeliefert haben. Die Anklage jetzt lautet auf schweren Bandendiebstahl.

Der Fall wirft einen Schatten auf die neue Technik, die nicht nur mehr Komfort, sondern auch besseren Schutz vor Diebstahl versprochen hatte. Jetzt rät die Polizei, Autos mit dieser Technik in Garagen zu parken und die „Keyless Go“-Schlüssel in Metallbehältern wie Keksdosen oder Etuis mit speziellen Folien aufzubewahren. Dadurch können die stets abgestrahlten Funksignale nicht ausgelesen werden.

Funkschlüssel sollten zudem nicht in der Nähe von Fenstern und Außentüren aufbewahrt werden. Das raten Experten des Automobilclubs ADAC. Vor allem sollten Autofahrer überprüfen, ob das Auto wirklich abgeschlossen ist. Denn für „Keyless Go“-Modelle gelte ebenso wie für Funk-Schlüssel – die abgefangenen Funksignale können mit den Geräten auch  unterbrochen werden. Das Auto sei dann gar nicht abgeschlossen.

Wer so etwas kontrollieren wolle, müsse nach dem Abschließ-Vorgang einfach noch einmal per Hand am Türgriff ziehen.

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