Haan In Haan gibt's Ärger um nette Toiletten

Haan · Seniorenbeirat kritisiert Bürgermeister, der das Thema als nachrangig bezeichnet. Es gibt sieben weitere Teilnehmer.

Haan: In Haan gibt's Ärger um nette Toiletten
Foto: Staschik, Olaf (OLA)

Klare Worte wählte der stellvertretende Vorsitzende des Seniorenbeirats, Karlo Sattler: "Wir waren mehr als betroffen von der Aussage unseres Bürgermeisters. Das war wie ein Schlag in den Magen." Sattler bezieht sich auf eine Äußerung Knut vom Boverts im Wirtschaftsförderungsausschuss Ende 2014. Als bei dieser Sitzung auch das Thema "Nette Toilette" anstand, angeregt durch die WLH, ließ vom Bovert durchblicken, dass er sich mit dem Thema nicht weiter beschäftigen will. Sattler: "So etwas kann man doch nicht sagen." Schließlich werde an den Seniorenbeirat und die Behindertenbeauftragten immer wieder der Wunsch herangetragen, dass es in Haan öffentliche Toiletten geben muss.

Das Problem Die von der Stadt betriebenen stillen Örtchen wurden aus Kostengründen geschlossen. Bei der erforderlichen, viermal täglichen Reinigung sei von 60 Euro pro Tag auszugehen. Das heißt, das Betreiben einer öffentlichen Toilette würde die Stadt inklusive Umsatzsteuer rund 26 000 Euro jährlich kosten. Geld, das Haan nicht hat. Um die Lücken dennoch zu schließen, ist auf Initiative des Seniorenbeirats die Aktion "nette Toilette" ins Leben gerufen worden. Das Konzept: Ämter und Geschäftsinhaber stellen ihre Toilette der Öffentlichkeit zur Verfügung. Darunter bald auch die der Stadt-Sparkasse, die nach dem Umbau der Hauptstelle im dritten Quartal dieses Jahres gegen ein Entgelt von 50 Cent genutzt werden kann. Für weitere Toiletten jedoch sehe die Stadtverwaltung "keinen Bedarf". Das sieht der Seniorenbeirat anders. Sattler: "Am Gruitener Bahnhof können Sie weit und breit nur an einen Busch pinkeln. Deswegen lassen wir da auch nicht locker." Außerdem bestehe das Problem, dass die "netten Toiletten" nur während der Öffnungszeiten genutzt werden können. In den späten Abendstunden oder am Wochenende finden Tagestouristen und ältere Menschen kaum eine Anlaufstelle.

Teillösung Neben den bestehenden haben sich nun sieben weitere Teilnehmer der Aktion angeschlossen. Sie sollen bald vorgestellt werden. "Wir haben schon keine Aufkleber mehr, die müssen nachgedruckt werden", erzählt Sattler. Auch Meike Lukat von der Wählergemeinschaft Lebenswertes Haan (WLH) ärgert sich über das Desinteresse des Bürgermeisters. Dass die öffentlichen Toiletten in Haan geschlossen wurden, zeige, wie sehr die Stadt "heruntergewirtschaftet" worden sei. Doch Lukat mahnt auch: "Es gibt noch ganz andere Probleme, die die Innenstadt plagen, wie die vielen Leerstände." Das Modegeschäft Molitor sei nur eines davon. Um eine Stellungnahme angefragt, winkt vom Bovert erneut ab: Das Thema "nette Toilette" sei zur Genüge erörtert.

www.die-nette-toilette.de

(RP)
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