Haan Im Herbstlaub durch den Wald toben

Haan · Zur Privaten Kindergruppe Haan gehört ein Waldkindergarten. Silke Mehlitz leitet diesen seit 13 Jahren und berichtet begeistert vom ganzen Tag in der freien Natur. Ausgeglichene, fröhliche Kinder geben ihr Recht.

 Die Kinder des Waldkindergartens spielen im Laub im Wald unterhalb der Erkrather Straße.

Die Kinder des Waldkindergartens spielen im Laub im Wald unterhalb der Erkrather Straße.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Schon von Weitem sind fröhliche Kinderstimmen zu hören. In bunte Funktionskleidung gehüllt stapfen die Mädchen und Jungen durch das Herbstlaub, entspannt, ausgeglichen und mit roten Wangen bei einem tollen Vormittag im Wald. Die Kinder toben durch das reiche Herbstlaub, sie bauen mit Ästen die tollsten Kunstwerke, finden sich zu fantasievollen Spielgruppen zusammen und entdecken jeden Tag Neues im Haaner Stadtwald. „Erster!“, ruft der Junge, der später als erster das Tor zum Standort der Privaten Kindergruppe Haan erreicht hat. Zur Mittagszeit kommen die Kinder und ihre Erzieher in den Räumen der Einrichtung zusammen, sie essen gemeinsam, wer noch Mittagsschlaf hält, schläft, die anderen lesen Bücher oder spielen ruhige Gesellschaftsspiele. Ein Mädchen wird früher abgeholt, „das regeln wir hier ganz unkompliziert“, berichtet Silke Mehlitz (49), die den Waldkindergarten seit 13 Jahren leitet.

Mit zwei Wagen begleiten sie und ihre Kolleginnen und Kollegen Kristiane Göllner (stellvertretende Leiterin) und Simon Grimbs sowie zwei Praktikanten die Kinder täglich durch den Wald. In den Wagen befinden sich Maltaschen, eine Händeschaukel, Bücher, Wechselsachen und Wechselkleidung, ihr Frühstück haben die Mädchen und Jungen in Rucksäcken dabei. Gemeinsam haben alle morgens die Brote geschmiert. In der ersten Zeit freien Spiels im Wald gibt es ein Picknick zwischen Baumstämmen, Moos und Laubbergen. Einträchtig sitzen die Kinder beisammen, bevor es nach dem Frühstück mit Angeboten weitergeht. An diesem Tag üben die Vorschulkinder mit Kristiane Göllner das Martinsstück, danach bauen sie aus Ästen einen Thronsaal. Nach dem Mittagessen, geliefert vom Kita-Caterer Metzentien, können sie hämmern oder schnitzen, bis auf die Ruhezeit oder bei Temperaturen unter 10 Grad alles draußen.

„Die Kinder und wir sind den ganzen Tag an der frischen Luft“, erzählt Kristiane Göllner und strahlt. Krankheiten gibt es in der Waldkita selten, weder bei Kindern noch Erziehern, auch die Corona-Zeit verläuft bisher sehr unproblematisch, da Belüftung im Wald kein Thema ist. Für Mehlitz gibt es nichts Besseres als den Wald, „wenn man einmal hier gearbeitet hat, mag man nicht mehr tauschen.“ Auch sei die Private Kindergruppe generell, auch an ihren beiden konventionellen Standorten, ein großartiger Arbeitgeber mit tollem Austausch unter den Kollegen und einem sehr professionellen Vorstand. „Bei uns gibt es kaum Fluktuationen, die meisten Mitarbeiter bleiben über viele, viele Jahre.“

Das Gleiche gilt auch für die Familien, besser gesagt, „unsere große Waldfamilie“, wie Silke Mehlitz die Kinder und ihre Eltern nennt. Familien, die beispielsweise vier Kinder haben, gehören mehr als zehn Jahre zu dieser Familie, ehemalige Waldkinder kehren als Praktikanten zurück, eine ehemalige Kita-Mutter kommt immer noch als Lesepatin in die Einrichtung. Der Zusammenhalt unter den Familien sei sehr groß. Ein Vater ist Baumfäller und lieferte die Stämme, die auf dem Gelände als Sitzgelegenheit dienen, zwei andere Familien waren sofort zur Stelle, als es galt, Pavillons aufzustellen. Typische Waldkinder gebe es dabei nicht, betont Mehlitz. „Das sind keine besonders lauten oder wilden Kinder, die in einer normalen Kita für Unruhe sorgen würden. Jedes Kind bewegt sich gern, und wenn es das darf, am besten draußen, ist jedes Kind glücklich.“ Spielzeug brauchen die Mädchen und Jungen eigentlich nicht – Ausnahme ist der Donnerstag, an dem sie etwas von Zuhause mitbringen dürfen und damit im Innenraum spielen –, da sie jegliches Spielzeug im Wald finden. Der Toilettengang wird in der freien Natur erledigt, Malen und Basteln geschieht ebenfalls im Freien. „Manchmal sind Eltern, für die das Konzept neu ist, in Sorge, ob Waldkinder dies bei Schulanfang dann überhaupt gelernt hätten. Diese Sorge ist aber absolut unbegründet.“

Verändert habe sich in den 17 Jahren ihrer Tätigkeit als Leiterin und zuvor als Erzieherin, erzählt Mehlitz, dass längere Betreuungszeiten gefragt sind. „Angefangen haben wir mit 25-Stunden-Verträgen, mittlerweile sind es 35-Stunden-Verträge, da heutzutage ja meist beide Eltern berufstätig sind.“ Von anfänglich 15 Kindern wuchs die Gruppe außerdem auf heute 25 Kinder an. Für das Konzept Wald und die Tatsache, dass es keine 45-Stunden-Betreuung gibt, entscheiden sich die Eltern sehr bewusst; ganz so ausgebucht wie andere Kitas ist die Waldkita daher noch nicht, „wir führen keine langen Wartelisten“. Informationen zur Arbeit der Kita gibt es unter www.privatekindergruppe.de

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