Haan Heimatschützer pflegen Erinnerung an Vergangenheit

Haan · Mitten im Gruitener Naturschutzgebiet - zwischen Neandertal, Mettmann und Millrath - wohnen zwölf Familien, die zum Verein "Schutzgemeinschaft der Anwohner Ehlenbeck, Bracken, Schragen und nähere Umgebung" gehören. Postanschrift des Vereins ist Frinzberg 2, besser bekannt als Gaststätte "Zum Kühlen Grund".

 Linda Dylla reinigt alte Steine neben der Düsselbrücke, die ihre Grundsteinlegung 1645 und Reparaturen 1755 und 1870 bezeugen.

Linda Dylla reinigt alte Steine neben der Düsselbrücke, die ihre Grundsteinlegung 1645 und Reparaturen 1755 und 1870 bezeugen.

Foto: Olaf Staschik

Vereinsmitglieder sind fast alle, die dort wohnen. Ehrenmitglied ist Hildegard Schulte, die Wirtin vom Kühlen Grund. Am Samstagvormittag staunten die zahlreichen Wanderer auf der beliebten Strecke an der Düssel nicht schlecht, denn an der jahrhundertealten Brücke wurde von den Mitgliedern des Vereins Rhabarber-Kuchen und Kaffee serviert. So sehr überrascht schienen die Wanderer, dass die meisten trotz liebevoller Einladung vorbei gingen.

Anlass war die Reinigung der alten Steine neben der Düsselbrücke, die inzwischen schon von Kraut überwuchert waren und deren Inschrift nicht mehr lesbar war. Die Brücke wurde vor 35 Jahren gebaut und ersetzte die Steinbrücke aus dem 17. Jahrhundert. Die drei am Wegesrand einbetonierten Steine beurkunden die Grundsteinlegung der Brücke (lesbar ist 1645) sowie zwei Reparaturen 1755 und 1870.

Seit Gründung des Vereins vor 30 Jahren ist es den Mitgliedern wichtig, ihre geschichtsträchtige Heimat zu pflegen und die Erinnerung an die Historie wach zu halten. Dieter Schauf, Vereinsvorsitzender seit fünf Jahren, weiß viel zu erzählen. Vor nicht allzu langer Zeit wurden Teile seines fast unbegehbaren Grundstücks von Denkmalpflegern vermessen, weil Strecken eines Hohlweges unter Denkmalschutz gestellt wurden. Hintergrund ist die Tatsache, dass vor und während des Zweiten Weltkriegs diese versteckte Trasse als Schießübungsgelände für Kriegsgeschosse benutzt wurde, die bei der Düsseldorfer Firma Rheinmetall hergestellt worden waren.

Dieter Schauf hat vor Jahren noch Zeitzeugen dieser Vergangenheit persönlich sprechen können. Tatsächlich war das Gebiet um Schragen-Bracken am Anfang des 20. Jahrhunderts wegen des Kalkabbaus und des Betriebs eines Dosierwerks, in dem laut Schauf Betonteile gegossen wurden, noch lebhaftes Industriegebiet.

16 schwere Loks fuhren täglich durch das Tal, sagt der Vereinsvorsitzende. Hunderte Männer arbeiteten hier täglich. Naturschutzgebiet ist es jetzt seit 30 Jahren. In dem Steinbruch haben seinerzeit viele italienische Gastarbeiter geschuftet. Einige Familien sind in Gruiten geblieben, sagt Schauf. Zu den nächsten Haltestellen der Ansiedlung sind es nach links und rechts - S-Bahn Millrath und S-Bahn Gruiten - jeweils 2,5 Kilometer, berichtet Bärbel Schauf, die Ehefrau des Vereinsvorsitzenden. Ein beachtlicher Weg, wenn das Auto versagt. Aber dank der guten Nachbarschaftshilfe kommt jede Familie auch ohne Fußmarsch gut voran.

(RP)
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