Haan Haans Kaisereiche ist fast vergessen

Haan · Bundesweit gibt es noch 15 Bäume, die zu Ehren eines Kaisers gesetzt wurden. Die Haaner Eiche ist im Laufe ihrer 120 Jahre zugunsten von Gebäuden gestutzt worden.

 Die alte Schlagbaumer Schule wurde 1969 abgerissen. Der Schulhof mit der Eiche befand sich rechts neben dem Gebäude.

Die alte Schlagbaumer Schule wurde 1969 abgerissen. Der Schulhof mit der Eiche befand sich rechts neben dem Gebäude.

Foto: Stadtarchiv Haan

Mitten auf dem Schulhof der damaligen Schlagbaumer Schule an der Ohligser Straße wurde sie am 22. März 1897, dem 100. Geburtstag von Kaiser Wilhelm I. gepflanzt. Eine große Volksmenge war zu diesem Festakt gekommen, den der Dieker Müller August Vossig mit folgendem Weihespruch begleitete: "Wo alle treulos weichen, von falschem Schein betört, wir stehen fest wie Eichen, von Lügen ungestört." Der Baum entwickelte sich prächtig.

Doch von seiner ausladenden Krone, die auf dem Schulhof für Schatten sorgte, ist nicht mehr viel zu sehen. Denn im Laufe der fast fünf Jahrzehnte, die es die Schule nicht mehr gibt, musste der Baum sich schlank machen. Heute steht er zwischen dem Bürohaus an der Ecke Ohligser-/Büssingstraße - einen Pkw-Stellplatz am Fuß - und dem Lagerplatz eines Gartenbaubetriebes auf dem Nachbargrundstück, das damals Schulhof war.

 Zwischen einem Lagerplatz und einem Bürogebäude an der Ohligser Straße steht die Kaisereiche, die einst einem Schulhof Schatten spendete.

Zwischen einem Lagerplatz und einem Bürogebäude an der Ohligser Straße steht die Kaisereiche, die einst einem Schulhof Schatten spendete.

Foto: ola f Staschik

"Wir haben als Kinder da gespielt", erinnert sich Gabriele Steven, die in der direkten Nachbarschaft aufwuchs und 1953 in die Schlagbaumer Schule eingeschult wurde. In einer Klasse wurden die Kinder der Jahrgänge 1 bis 4 unterrichtet, in der anderen die Klassen 5 bis 8.

Die Schule wurde 1790 eröffnet, musste später erweitert werden. 1833 wurde das einstöckige Schulhaus fertig. Aber auch das platzte bald aus allen Nähten. In der alten Schulchronik ist der Satz notiert: "Wie auf einem Raum 130 Kinder unterrichtet werden können, ohne dass sie in ihrer Gesundheit geschädigt werden, ist kaum zu begreifen!" Aus ihm ging später die evangelische Volksschule Unterhaan hervor. Ende der 1960er Jahre wurde die inzwischen aufgegebene Schule abgerissen. Im Zuge der Erschließung des Gewerbegebietes West benötigte die Stadt die Flächen.

Die Kaisereiche blieb stehen. Über Jahrhunderte hindurch sollte sie die vaterländische Gesinnung in Haan wach halten. Doch sie ist nicht nur von Kastanien verdeckt, sondern gründlich vergessen worden. Beim Bau des Bürohauses auf dem alten Schulareal stutzten Bauleute die unteren, weit ausladenden Äste der ehemals mächtigen Krone, so dass das Gebäude neben den Baum passte.

In Haan gilt eine Baumschutzsatzung, zuletzt 1991 verändert. Sie verbietet Entfernung, Zerstörung, Schädigung eines Baumes oder wesentliche Veränderungen des Aufbaus bei Bäumen, deren Stammumfang größer als 80 Zentimeter, gemessen in einem Meter über dem Erdboden, beträgt. Die Stadt kann auf Antrag Ausnahmen und Befreiungen genehmigen.

(-dts)
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