Haan Aufgepäppelte Igel starten ins stachelige Leben

Haan · Die Haanerin Elena Stermann (50) hatte im vergangenen Oktober fünf junge Igel an ihrem Kellerfenster gefunden. Nach einem langen Winterschlaf in der Wuppertaler Igelstation wurden sie jetzt im Itteral augewildert

 Vor der Auswilderung sind die aufgepäppelten Ige farbig markiert worden.

Vor der Auswilderung sind die aufgepäppelten Ige farbig markiert worden.

Foto: Mikko Schümmelfeder

Es war einer dieser herbstlichen Oktobertage, als Elena Stermann in ihrem Garten plötzlich innehielt. Das Geräusch kam vom Kellerfenster, irgendwas zwischen Fiepen und Rascheln. Dort gibt es einen Vorsprung und in den waren sie hineingefallen: Vier junge Igel, hilflos gefangen und in aussichtsloser Lage. Elena Stermann überlegte nicht lange und nahm die Stacheltiere mit ins Haus. So wirklich vorbereitet ist man auf derartigen Besuch üblicherweise nicht. Und weil nicht so ganz klar war, ob sie gleich kreuz und quer durch die Wohnung laufen würden, zogen sie erst einmal in der Badewanne ein. Mal eben den Kühlschrank aufmachen und die unerwarteten Besucher bewirten? Ganz so einfach war es nicht. „Ich habe es mit Sahne versucht und erst später bei der Igelstation erfahren, dass man das nicht machen soll“, plaudert die Haanerin über dass, was einem so einfällt, wenn man den Igel-Speiseplan nicht kennt.

Das Wuppertaler „Netzwerk Igel“ war schnell gegoogelt - dort hat man die vier stacheligen Jungs und Mädels sofort aufgenommen. Eigentlich war die Sache damit auf einem guten Weg – wäre da nicht dieses Jucken gewesen. Flöhe! Die Mitbringsel der stacheligen Gäste hatten nicht nur mal eben so im Vorbeigehen zugebissen, sondern es schon bis in die Wohnung geschafft. Es dauerte ein paar Tage, bis das Malheur beinahe schon vergessen war. „Und dann fiepte es wieder am Kellerfenster“, erinnert sich Elena Stermann an den Moment, in dem sie auch noch den kleinen Nachzügler in den Händen hielt. Er bekam einen Namen: Ultimo, der Letzte. Klein, schwach – die Zeit drängte. Ohne Umweg durch die Badewanne ging´s diesmal gleich zur Igelstation. Dort wurde die „Finderin“ entlassen mit der Aussicht, die fünf Gestrandeten wieder abholen zu können, wenn sie ausgeschlafen hätten.

Es kam der warme März, die Fünf schliefen. Dann war´s April – und sie schliefen. Als sich Elena Stermann im Mai schon so langsam zu fragen begann, wie lange so ein Winterschlaf den eigentlich dauert, klingelte das Telefon. Monika Thomas von der Igelstation hatte gute Nachrichten, die Truppe war aufgewacht. Alle fünf hatten es geschafft, obwohl es vor allem für Ultimo anfangs gar nicht gut ausgesehen hatte. Der kleine Kerl musste erst mal aufgepäppelt und dann sanft in den Schlaf begleitet werden. Auch die anderen Vier waren raus aus dem üblichen Rhythmus und später eingeschlafen. „Wir hatten 140 Igel im Winterschlafquartier“, erzählt Monika Thomas vom vergangenen Jahr, in dem viele Igel wegen der großen Hitze in Not geraten waren. Jungtiere sind an den Zitzen ihrer Mütter verhungert und auch den Altigeln hatte der heiße Sommer ordentlich zugesetzt.

 Elena Stermann wildert die aufgepäppelten Igel im Ittertal aus.

Elena Stermann wildert die aufgepäppelten Igel im Ittertal aus.

Foto: Mikko Schümmelfeder

Wie es überhaupt sein konnte, dass gleich fünf Stacheltiere im Kellervorsprung stranden? Was Monika Thomas darüber sagt, hört sich nicht gerade romantisch an: Der Vater? Schnell weg. Die Mutter? Läuft einfach weiter. Helikopter-Eltern sind in der Natur nun mal nicht vorgesehen.

Ach ja, Ultimo und seine Geschwister sind schon wieder ausgezogen aus der Igelstation. Elena Stermann hat sie abgeholt, um sie im heimischen Garten und im Ittertal auszuwildern. Dort gab´s noch für ein paar Tage den Futter-Bring-Dienst und nun heißt es: Auf ins stachelige Igel-Leben!

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