Haan Haaner Raub-Prozess: „Keiner will es gewesen sein“

VON SABINE MAGUIRE

 Das Raub-Opfer Carl K. (r.) und sein Anwalt Rüdiger Deckers.

Das Raub-Opfer Carl K. (r.) und sein Anwalt Rüdiger Deckers.

Foto: Mikko Schümmelfeder

Mit dem mittlerweile dritten Verhandlungstag wurde am Donnerstag das Verfahren gegen drei Männer und eine Frau fortgesetzt, die sich derzeit am Wuppertaler Landgericht wegen des brutalen Überfalls auf einen Pensionär am Hermann-Löns-Weg zu verantworten haben.

Der Drahtzieher wird gesondert angeklagt, gegen ihn wird gerade am Landgericht Hagen wegen des Überfalls auf Geldtransporter und versuchten Mordes verhandelt. Einer der vier hier Angeklagten hatte bereits zum Prozessauftakt ausgesagt, er will nur vor der Türe „Schmiere gestanden“ haben. Die Ehefrau des Drahtziehers will von all dem nur wenig gewusst haben. Sie will nur am vereinbarten Treffpunkt gewartet haben, weil eine wartende Frau im Auto weniger auffallen würde. Zwei der Angeklagten hatten bislang noch nichts gesagt. Es wird davon ausgegangen, dass die beiden Männer aus Erkrath im Haus gewesen sind und es später auch angezündet haben, nachdem sie ihr Opfer über Stunden hinweg drangsaliert hatten.

Einer der beiden Angeklagten hat mittlerweile erklärt, dass auch er nur im Garten gewartet haben will. Bleibt also noch einer übrig – und der will dem Vernehmen nach gar nichts sagen. „Keiner will es gewesen sein“, war vom Nebenklagevertreter zu hören.

Für das Opfer des Überfalls dürfte ein solches Aussageverhalten eine Zumutung sein. Einem Polizeibeamten hatte der mittlerweile 84-Jährige noch am Abend nach der Tat erzählt, dass er zwei Männer gesehen habe. Nur einer der beiden soll gesprochen haben, mit osteuropäischem Akzent. Die Täter seien vermummt gewesen und ihm selbst habe man eine Tüte über den Kopf gezogen. Vier Stunden später habe man ihn dazu noch geknebelt und an einen Stuhl gefesselt auf der Terrasse zurückgelassen, während sein Haus hinter ihm in Flammen stand.

Der Nachbar, der das Opfer dort bis auf die Unterhosen entkleidet und mittlerweile auf der Wiese liegend gefunden hatte, sagte nun vor Gericht aus. „Er war in einem erbärmlichen Zustand.“ Der Mann habe nach Benzin gerochen, er habe eine Decke um ihn gelegt. Er sei erstaunt gewesen, wie ruhig der 84-Jährige ihm davon erzählt habe, was passiert sei. Dass der früher in seinem Garten so agile Pensionär nun nur noch traurig neben seinem zerstörten Haus stehe, sagte ein anderer Nachbar aus.

Die Gebäudeversicherung habe wohl ein Gutachten erstellt, das weit unter dem liege, was die Sanierung des Hauses kosten würde. Vor dem Überfall sei in der Straße ein weißer Fiat Ducato aufgefallen, der vor einem Gartengrundstück geparkt habe. Eine mögliche Verbindung des Opfers zum Tiefbauamt, bei dem der Drahtzieher des Überfalls gearbeitet haben soll, nannte der Zeuge dann auch noch: „Herr K. hatte zuvor einen städtischen Weg gekauft.“ Auf dem Weg zur Polizeiwache, zu der ihn Nachbarn gebracht haben, habe der Mann gezittert. Dort angekommen, soll er einem Polizeibeamten gesagt haben: „Als ich auf der Terrasse vor meinem brennenden Haus lag, habe ich gedacht: Dann ist das Leben eben mit 83 vorbei.“

Das Verfahren wird am 17. September fortgesetzt.

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