Kölner Erzbischof in der Kritik Haaner Katholiken fordern den Rücktritt von Erzbischof Woelki

Haan/Hilden · Die Gruppe Maria 2.0 aus der katholischen Pfarrgemeinde in Haan hat deutlich Position gegen Erzbischof Kardinal Rainer Maria Woelki bezogen, der seit Wochen in der Kritik steht.

 Die Bewegung Maria 2.0 setzt sich für Reformen in der katholischen Kirche ein.

Die Bewegung Maria 2.0 setzt sich für Reformen in der katholischen Kirche ein.

Foto: KfD Münster

Der Kölner Erzbischof Kardinal Rainer Maria Woelki steht seit Wochen in der Kritik, weil er ein von ihm selbst in Auftrag gegebenes Gutachten zurückhält. Dieses Gutachten untersucht, wie Verantwortungsträger des Erzbistums in der Vergangenheit reagiert haben, wenn Priester des sexuellen Missbrauchs von Kindern beschuldigt wurden. Wie sieht man das in den Pfarreien in Hilden und Haan, hatte die RP die Pfarrgemeinderatsvorsitzenden gefragt. Josef Schäfer und Michael Sauter hielten sich mit Kritik zurück.

Das will die Gruppe Maria 2.0 aus Haan so nicht stehen lassen. Mit dem Versuch einer neutralen Positionierung der Gemeinden in Haan/Gruiten werde der Öffentlichkeit ein Bild von gewisser Loyalität gegenüber einem umstrittenen Kardinal vermittelt, das so die Stimmungslage nicht ganz widerspiegelt, sagt Hildegard Graf-Borstar, Sprecherin des Teams Maria 2.0 Haan. Die Initiative setzt sich Reformen in der katholischen Kirche ein und fordert unter anderem die Gleichberechtigung von Frauen und Männern, die Bestrafung von Sexualtätern in Weiheämtern durch das staatliche Rechtssystem, den Stopp der Ausgrenzung von Homosexuellen und Geschiedenen sowie ein freiwilliges Zölibat.

Seit zwei Jahren sind engagierte Kirchgänger in der Bewegung Maria 2.0 in Haan aktiv. Diesem Bündnis gehören unter anderen auch Mitglieder des Pfarrgemeinderates, des Kirchenvorstandes, der Lektoren, der Kommunionhelfer und der katholischen Verbände an. Das Führungsteam dieser Kirchen-bewegung um die Theologin Maria Mesrian hatte Ende Januar einen vielbeachteten Brief an den Papst geschrieben. Die Haaner Aktivistinnen hatten ihrerseits am 9. Januar eine Solidaritäts-Petition zugunsten eines Dormagener Pastors initiiert, in der dem Erzbischof ein Dienstrechtsverfahren angedroht wurde, weil er sich hinter die Forderung nach dessen Rücktritt gestellt hatte. Innerhalb von nur drei Tagen wurden 230 Unterschriften gesammelt (am 12. Januar ruderte das Erzbistum zurück).

Gut zwei Dutzend Haaner forderten darin einen Amtsverzicht Woelkis. Somit dürfe sich Maria 2.0 ermutigt fühlen, im Namen zahlreicher Christen in Haan, Gruiten (und teils auch aus Hilden, Erkrath und Hochdahl) darauf hinzuweisen, dass das Vertrauensverhältnis zur Kölner Kirchenleitung nachhaltig gestört ist, sagt Hildegard Graf-Borstar. Man halte sich also in Haan/Gruiten eben nicht mit der Kritik an Kardinal Woelki zurück und siehe sich damit im Bunde mit zahlreichen Priestern, dem Domdechanten, Pfarrgemeinderäten, Katholikenräten und Verbänden im ganzen Erzbistum. Der Druck auf Erzbischof Kardinal Woelki nehme zu.

Der Pfarrgemeinderat von St. Chrysanthus und Daria Haan wird auf seiner Februar-Sitzung (im Videoformat) Kaplan Sebastian Lambertz, den künftigen Leitenden Pfarrer für die katholischen Gemeinden Hilden und Haan, zu einem Austausch begrüßen. Weitere Beratungspunkte sind die Angebote und Vorhaben in der Seelsorge unter „Corona-Einschränkungen“ in den nächsten Monaten. Ein Schwerpunkt der Beratung werde der Beschluss des Diözesanrates sein, seine Mitarbeit am Pastoralen Zukunftsweg infolge der Differenzen mit Kardinal Woelki auszusetzen, und welche Folgerungen der PGR für seine Arbeit vor Ort daraus zieht, kündigt Vorsitzender Michael Sauter an. „In diesem Zusammenhang wird auch zu klären sein, wie wir als PGR auf die gegenwärtigen Turbulenzen in unserem Bistum und ihre Auswirkung auf unsere Pfarrgemeinde reagieren wollen“, teilt die Gemeinde im Wochenblatt „Brückenschlag“ mit.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort