Haan Sargträger haben schwer zu tragen

Haan · Für die Friedhöfe werden Menschen gesucht, die zur Würde auf dem letzten Weg beitragen. Drei sprechen über ihren Dienst.

 Sargträger bei der Arbeit. Sechs sind nötig, um einen Sarg zu tragen; das gibt die Berufsgenossenschaft vor. Unser Archivbild stammt aus Düsseldorf.

Sargträger bei der Arbeit. Sechs sind nötig, um einen Sarg zu tragen; das gibt die Berufsgenossenschaft vor. Unser Archivbild stammt aus Düsseldorf.

Foto: Bernd Schaller

Hans Spratte und Axel Meyer gehen keiner alltäglichen Tätigkeit nach. Vielleicht ist sie deshalb umso wichtiger. „Es gibt Leute, die sagen, ich finde gut, dass du das machst“, erzählt Axel Meyer. Bei anderen dagegen sei die Skepsis und das Unverständnis zu spüren. Manche wollen gleich gar nichts davon wissen. Hans Spratte und Axel Meyer sind Sargträger und somit ständig mit dem Tod konfrontiert. Ihr Tätigkeitsfeld ist der Friedhof. Sie gehören zu den freiberuflich tätigen Sargträgern, die gerufen werden, wenn eine Beerdigung auf den Friedhöfen in Haan ansteht.

„Es ist inzwischen so, dass der Sarg nicht mehr von Angehörigen getragen werden darf“, erklärt Heinrich Mersch, Friedhofsgärtner des Evangelischen Friedhofs Haan, der hier auch die Sargträger koordiniert. „Da sitzt uns die Berufsgenossenschaft im Nacken.“ Also müssen diese Aufgabe extra dafür engagierte Sargträger übernehmen. Die bekommen natürlich eine Einführung. „Viele haben Berührungsängste mit dem Sarg“, weiß Mersch, „das merkt man oft erst, wenn man einmal mitgegangen ist.“

Auch Hans Spratte war beim ersten Mal in seiner neuen Aufgabe unwohl zumute. „Die Nähe zum Sarg war schon schwierig“, gibt er zu. Doch diese Berührungsängste hat er längst überwunden. Inzwischen ist er seit fast zehn Jahren dabei. „Mittlerweile habe ich eine gewisse Routine.“ Wenn allerdings Menschen seines Jahrgangs beerdigt werden, macht ihn das schon nachdenklich. „Und wenn junge Leute sterben, dann geht einem das nah“, sagt Spratte.

Das geht auch Axel Meyer so. „Als ein junger Mann gestorben ist, der war im gleichen Jahrgang wie mein Sohn und lag mit 31 Jahren tot im Bett“, erzählt er, „das ist mir sehr nah gegangen. Es war sehr ergreifend.“ Axel Meyer war sein Leben lang Lehrer. Nach seiner Pensionierung 2014 suchte er nach einer Aufgabe. „Ich habe mich als Nachhilfelehrer und Nachtportier versucht, und beides war schrecklich“, erinnert er sich. Dann wurde er darauf aufmerksam, dass Sargträger gesucht werden. Seit Juni 2015 ist er dabei und hat eine Aufgabe gefunden, die sinnvoll ist. „Es ist jedes Mal anders“, erklärt er, „es ist eine Herausforderung.“ Außerdem halte die Tätigkeit als Sargträger auch körperlich fit. „Ich halte es für eine sinnvolle und wichtige Aufgabe, den Angehörigen zu vermitteln, dass es ein würdiger Abschied ist.“

Zwischen 10 und 15 Beerdigungen begleitet ein Sargträger im Schnitt, für eine Beisetzung erhält er einen Nettoverdienst von 20 Euro. „Ein Sarg wird von sechs Trägern getragen“, sagt Heinrich Mersch, „für eine Urne brauchen wir nur zwei.“ Meist sind die Sargträger im beruflichen Ruhestand, da die Beerdigungen tagsüber stattfinden. „Wir haben auch einen Schauspieler dabei, der abends am Theater spielt und vormittags als Sargträger tätig ist“, erzählt der Friedhofsgärtner. Die Gruppe der freien Sargträger versteht sich auch untereinander sehr gut, wie Heinrich Mersch weiß: „Die haben eine gemeinsame Weihnachtsfeier geplant.“ Wer sich für die Tätigkeit als Sargträger interessiert, kann sich gerne bei Heinrich Mersch melden (Tel. 0152/08570890).

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