Gedenken an Dr. Alois Alteköster Haaner Arzt wird in Vietnam getötet

Haan · 1968 starb Alois Alteköster gewaltsam. Haaner Geschichtsverein erinnert an das Drama.

 Mehr als 3000 Menschen kamen zur Trauerfeier für Alois Alteköster nach Haan. Darunter auch Hans Jürgen Wischnewski, damals Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit.

Mehr als 3000 Menschen kamen zur Trauerfeier für Alois Alteköster nach Haan. Darunter auch Hans Jürgen Wischnewski, damals Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit.

Foto: Paul Zimmermann

1968 starb Alois Alteköster gewaltsam. Haaner Geschichtsverein erinnert an das Drama. Genau 50 Jahre ist es nun her. Im April 1968 wurde Haan von einem Hauch Weltpolitik erfasst.

 Alois Alteköster wollte beim Aufbau einer medizinischen Fakultät in Hue/Viertnam helfen.

Alois Alteköster wollte beim Aufbau einer medizinischen Fakultät in Hue/Viertnam helfen.

Foto: Repros: Paul Zimmermann

In Vietnam herrschte Krieg, das Land war geteilt. In Südvietnam fehlten sehr viele Ärzte und Prof. Krainicks Traum war es, Missionsarzt zu werden. Der Aufbau gelang nur bedingt. Der erste Examensjahrgang vietnamesischer Ärzte wurde 1967 direkt nach Abschluss zum Militär eingezogen. Die Spannungen mit südvietnamesischen Machthabern nahmen zu und so beschloss das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit, das die Mission finanziell und politisch unterstützte, diese Ende 1967 zu beenden.

Auf Drängen der Ärzte wurde die Mission bis Mitte 1968 verlängert. Dann begann am 30. Januar 1968 die Tet-Offensive des Vietkong gegen alle großen Städte Südvietnams, auch gegen Hue. Prof. Krainick und seine Frau, Dr. Discher und Dr. Alteköster fühlten sich eigentlich relativ sicher, da sie als Ärzte beide Seiten gleich behandelt hatten. Sie hatten allerdings nicht bedacht, dass sie als "Klassenfeinde" angesehen wurden, da ihre Mission von der Bundesrepublik Deutschland bezahlt wurde.

Sie wurden gezielt mit Fotos gesucht, gefunden und am 5. Februar 1968 entführt. Intensive Bemühungen der Politik, die Ärzte frei zu bekommen, blieben ohne Erfolg. Am 3. April 1968, also vor 50 Jahren, gab dann die deutsche Botschaft in Saigon bekannt, dass die Leichen der deutschen Ärzte in einem Massengrab gefunden worden waren. Als Todesursache wurden Kopf- und Genickschüsse angegeben.

Diese Tat sorgte damals politisch für großes Aufsehen in der Bundesrepublik, die sich durch die Studentenbewegung (Attentate auf Benno Ohnesorg und Rudi Dutschke) sowie Unruhen in Osteuropa (beginnender Prager Frühling) in Aufruhr befand. Und so wurden auch die Beerdigungen der ermordeten Ärzte zu einer politischen Inszenierung . Die Rückführung der Leichen wurde von deutschen Presse genau verfolgt und über die Beisetzungen wurde durch die örtliche Presse groß berichtet.

In einer aufwändigen Trauerfeier am 19. April 1968 mit über 3000 Anwesenden wurde Dr. Alois Alteköster in Haan beerdigt. Unter den Trauergästen befanden sich Hans- Jürgen Wischnewski, der Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit, als Vertreter der Bundesregierung, sowie Prinz zu Sayn-Wittgenstein als Vertreter des Bundestages, der Landrat des Kreises Mettmann, der Präsident der Ärztekammer Nordrhein sowie die politischen Vertreter der Stadt Haan.

In einem gewaltigen Trauerzug wurde der Leichnam Altekösters vom Neuen Markt aus über die gesperrte Kaiserstraße zum katholischen Friedhof gebracht. Die Beerdigung fand laut Zeitzeugen den Unruhen der Zeit entsprechend unter für Haan enormen Sicherheitsmaßnahmen statt und war für die Stadt das größte Ereignis dieser Art überhaupt. Für die Familie Alteköster war der Tod Dr. Alois Altekösters, wie seine Schwester Sigrid Meis berichtete, ein schwerer Schlag, den die Mutter nie verkraftete, da sie schon durch den Bombenangriff Silvester 1944 einen Sohn verloren hatte.

Der Autor ist Vorsitzender des Bergischen Geschichtsvereins Haan. Er hat den Text in enger Zusammenarbeit mit dem Haaner Stadtarchiv verfasst.

(RP)
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