Prozess am Landgericht Verdächtiger gesteht brutalen Überfall auf Rentner in Haan teilweise

Haan · Im Fall um den brutalen Raub auf einen Rentner hat es einen Prozess mit Verurteilungen gegeben. Nun muss sich ein weiterer Mann vor Gericht verantworten.

 Das vom Brand schwer beschädigte Wohnzimmer des Hauses am Hermann-Löns-Weg, in dem am 31. Mai 2017 der damals 82-jährige Hauseigentümer geschlagen, mit Benzin übergossen und ausgeraubt wurde.

Das vom Brand schwer beschädigte Wohnzimmer des Hauses am Hermann-Löns-Weg, in dem am 31. Mai 2017 der damals 82-jährige Hauseigentümer geschlagen, mit Benzin übergossen und ausgeraubt wurde.

Foto: Kreispolizei Mettmann

Der brutale Überfall auf einen mittlerweile 84-Jährigen im Mai 2017 hatte über die Stadtgrenzen hinaus für Entsetzen gesorgt. Der Pensionär war in seinem Haus im Hermann-Löns-Weg überfallen, massiv bedroht und geschlagen worden. Nach mehreren Stunden hatten die Täter ihr Opfer an einem Stuhl gefesselt und mit einer Tüte über dem Kopf auf die Terrasse gesetzt, um kurz darauf das Haus anzuzünden. Zuvor sollen sie dem Mann auch ein Messer in den Oberschenkel gedrückt und damit gedroht haben, ihm einen Finger abzuschneiden, um an das im Haus vermutete Geld zu kommen. Ein Nachbar hatte das bis auf die Unterhose entkleidete Opfer dort gefunden, der 84-Jährige hatte im Zeugenstand dazu gesagt: „Eine Minute später und ich hätte das nicht überlebt.“ Obwohl die Täter augenscheinlich den möglichen Tod des Opfers in Kauf genommen hatten, lautete die Anklage „nur“ auf räuberischen Menschenraub, schwere Brandstiftung und Körperverletzung.

Als Drahtzieher der Tat galt ein ehemaliger Mitarbeiter des Haaner Tiefbauamtes, der den Pensionär zuvor über Wochen hinweg ausspioniert haben soll. Da der gebürtige Pole wegen diverser Überfälle auf Geldtransporter in einem parallel laufendem Prozess zu lebenslanger Haft mit Sicherungsverwahrung verurteilt worden war, saß er im hiesigen Verfahren nicht mit auf der Anklagebank. Seine Ehefrau und ein weiterer Mittäter sollen bei dem Überfall auf den 84-Jährigen „Schmiere“ gestanden haben, sie wurden zu Haftstrafen zwischen zwei und drei Jahren verurteilt. Zwei weitere Mittäter sollen im Haus gewesen sein – einer von ihnen hatte die Tat gestanden und wurde vom Gericht für sieben Jahre und sechs Monate hinter Gitter geschickt. Der Mittäter hatte zum Tatvorwurf geschwiegen – das Gericht sah seine Schuld dennoch als erwiesen an und verhängte elf Jahre und sechs Monate Haft. Beide hatten zuvor – und für die Prozessbeteiligten vollkommen unerwartet – einen weiteren Mann der Mittäterschaft bezichtigt. Auf Fotos hatten sie ihn identifiziert – ein 24-Jähriges Mitglied einer in Haan ansässigen, libanesischen Großfamilie wurde inhaftiert. Nach der Gegenüberstellung im Gerichtssaal konnten die Mittäter den Mann nicht mehr eindeutig identifizieren, er verließ den Saal als freier Mann.

Beinahe zwei Jahre später dann die Wende: Nach seiner Rückkehr aus dem Libanon hatten Polizeibeamte im April den Bruder des 24-Jährigen festgenommen, offenbar hatte es ausreichende Haftgründe gegeben. Nun hat der Prozess gegen ihn begonnen, und der 37-Jährige Angeklagte hat die Tat gestanden – allerdings will er nur bei dem Wohnungseinbruchsdiebstahl dabeigewesen sein und das Haus verlassen haben, als der 84-Jährige Pensionär nach Hause gekommen und dort auf die Täter gestoßen sei.

Die Mittäter kenne er aus einer Haaner Spielhalle, und er habe später erfahren, dass sie sogar diesen Laden überfallen und die Mitarbeiterin auf der Toilette gefesselt zurückgelassen haben sollen. Ein weiterer Überfall in Mettmann soll auf das Konto der Gruppe gehen, auch dort sollen die Täter einen Mann in seinem Haus gefesselt haben. Er selbst will bei keiner dieser Taten dabei gewesen sein, für den Einbruch in das Haus im Hermann-Löns-Weg habe man ihm Geld versprochen. Er habe dort auf den Balkon steigen und die Türe aushebeln sollen, um die Mittäter von der Terrasse aus ins Haus zu lassen. Dann sei die Alarmanlage angegangen und er sei vom Balkon wieder heruntergeklettert – die beiden anderen hätten dann die Terrassentüre aufgehebelt, um ins Haus zu gelangen. Als der 81-Jährige nach Hause gekommen sei, will er selbst in Panik auf die Terrasse gelaufen sein und sich dort über Stunden hinweg versteckt haben. Er will noch gesehen haben, wie die Mittäter ihr Opfer auf dem Stuhl sitzend in den Garten getragen haben. Die hatten dazu andere Angaben gemacht und den 37-Jährigen schwer belastet – ihre Aussagen dürfen nun mit Spannung erwartet werden. Das Gericht hat neun Verhandlungstage festgesetzt – der Prozess soll am 12. Oktober fortgesetzt werden.

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