Haan Haan und die Bahn vor 150 Jahren

Haan · Ein Geschichtsvortrag lässt das Entstehen und Wachsen des Bahnhofs lebendig werden: ein Besuch im Speckstübchen.

Haan: Haan und die Bahn vor 150 Jahren
Foto: Bergischer Geschichtsverein Haan

"Wie kam der Eisenbahnverkehr nach Haan?" war Thema des Vortrags von Paul Zimmermann, dem Vorsitzenden des Bergischen Geschichtsvereins Haan (BGV), den er in der Gaststätte Speckstübchen an der Kaiserstraße hielt. Gekommen waren 32 Personen, die bequem in dem barrierefreien Raum Platz nehmen konnten. Paul Zimmermann lobte ausdrücklich die Hilfsbereitschaft des Gaststätten-Personals. Grundlage des Vortrags war eine Arbeit von Dr. Reinhard Koll, die der ehemalige und inzwischen verstorbene Vorsitzende des Geschichtsvereins im Jahr 2000 anlässlich des Tages des Offenen Denkmals gehalten hatte. Der aktuelle Anlass des Vortrages von Paul Zimmermann war jetzt das 150-jährige Jubiläum der Eröffnung der Bahnstrecke Gruiten-Opladen. Später führte diese sogenannte "Gebirgsstrecke", erklärte Zimmermann, dann weiter nach Köln-Deutz. Auf dem freien Feld sei die Haltestelle Gruiten damals gebaut worden und hieß darum einfach "Station".

Die Bebauung Gruitens rund um den Bahnhof erfolgte später. Der Begriff "Station" ist noch heute bekannt. Etwa 20 Jahre später um 1885 folgte dann der Haltepunkt "Haan Ort". Auch das war zunächst ein einfacher Halt. Aber die Haaner wollten einen "ordentlichen Bahnhof", fuhren doch um die Jahrhundertwende viele Arbeiter zum Beispiel vom Wohnort Ohligs zu den schnell wachsenden Haaner Industrieunternehmen. Geld für den Bahnhof gab es nicht. Aber der Berliner Landtagsabgeordnete Böttinger, der seinen Wahlkreis unter anderem in Haan hatte und ein Schwiegersohn des Bayer-Unternehmers aus Wuppertal war, ließ seinen Einfluss spielen. Geld zum Bau des Bahnhofs floss also aus Berlin und aus der Haaner Gemeindekasse. Spatenstich war 1907 - also genau vor 100 Jahren. Fertiggestellt wurde der Bahnhof im Jahr 1909.

Eine Firma aus Sprockhövel hat den Bahnhof gebaut, weiß Zimmermann. Ein Haus im bergischen Stil sollte es sein. Die oft verbreitete Geschichte, dass ein Gebäude in Massachusetts, USA, Vorbild des Haaner Bahnhofsgebäudes gewesen sein soll, hält Zimmermann für unwahrscheinlich. Unter Denkmalschutz steht der Bahnhof seit 1993. Zimmermann meint, dass die Gaststätte "Waldesruh" am Ortsausgang von Haan neben der Autobahnauffahrt zur A46 im gleichen Stil erbaut worden sei. An den damaligen Bahnhof-Förderer erinnert noch heute die Böttinger Straße.

In seinem Vortrag erinnert der BGV-Vorsitzende auch an den alten Güterbahnhof, der im Bereich des ehemaligen Baumarktes an der Böttinger Straße lag. In den 80er Jahren wurde der Güterbahnhof abgerissen. Aber die Güterbahnhof Straße gibt es auch heute noch.

Zu den alten, bekannten Haaner Geschichten gehört, dass Jacob Litsch in seiner Eigenschaft als Postbote seine Postsendungen Mitte des vorigen Jahrhunderts in einer Schubkarre von Haus zu Haus befördert habe.

(gund)
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