Ökokonto für Haan Haan sorgt für Waldausgleich – in Mettmann

Haan · Für mehrere Bauvorhaben greift die Stadt in den Waldbestand ein. Doch statt neu zu pflanzen, kauft sie „Ökopunkte“.

 Stadtplaner Martin Stolz zeigt, dass an der Düsselberger Straße sich in den vergangenen Jahren durch Vernachlässigung des Geländes ein Waldstück entwickelt hat. Dies soll jedoch wie geplant gewerblich genutzt werden.

Stadtplaner Martin Stolz zeigt, dass an der Düsselberger Straße sich in den vergangenen Jahren durch Vernachlässigung des Geländes ein Waldstück entwickelt hat. Dies soll jedoch wie geplant gewerblich genutzt werden.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Vermutlich im kommenden Jahr soll die Kindertagesstätte an Erikaweg fertig werden. Dabei wird auch das Außengelände erweitert. Davon betroffen ist aber auch ein 427 Quadratmeter großer Waldbestand an der Ohligser Straße. Da dies ein Eingriff in ein kleines Waldgebiet ist, muss die Stadt eigentlich für einen Ausgleich sorgen. Will, aber kann sie nach eigener Aussage so ohne Weiteres nicht. Denn laut Verwaltung gibt es keine adäquaten Waldflächen zur Aufforstung in Haan. Der Landesbetrieb Wald und Holz fordert sogar eine doppelt so große Ersatzfläche, da durch  das Vorhaben am Erikaweg auch die angrenzenden Waldflächen beeinträchtigt werden. Eine Alternative bietet eine Aufforstung in der Nachbarstadt Mettmann.

 „Klima- und Naturschutz hört nicht an der Stadtgrenze auf“, erläutert Stadtplaner Martin Stolz und betont damit, dass dies der Stadt ein wichtiges Anliegen sei. Er weist daraufhin, dass Eingriffe in den Waldbestand forstrechtlich und /oder naturschutzrechtlich auszugleichen seien. Da der Stadt Haan diese Ausgleichsflächen aber fehlten, sei sie an die Stiftung Rheinische Kulturlandschaft herangetreten. Die hat der Stadt Haan Ökopunkte aus dem Ökokonto „Mettmann-Nösenberg“ angeboten. Dies wird von der Unteren Naturschutzbehörde des Kreises Mettmann geführt.

Konkret bedeutet dies, dass nicht im Haaner, sondern im Mettmanner Stadtgebiet aufgeforstet wird. Für eine Ausgleichsfläche in Mettmann stellte der Stadtrat jetzt insgesamt 130.000 Euro bereit. Denn in Haan gibt es langfristig gesehen zwei weitere ähnliche Bauvorhaben.

Eins davon befindet sich an der Düsselberger Straße auf dem ehemaligen Rockwell-Gelände in Gruiten. Eingebettet in Gewerbeflächen links und rechts gibt es dort auf einer Fläche von rund 5000 Quadratmetern ein kleines Waldstück.

„Hier sieht man, was passiert, wenn die Natur freies Spiel hat“, sagt Stolz. Die Fläche selbst sei seit den 1970er-Jahren durch einen Bebauungsplan als Gewerbefläche ausgewiesen. Doch da sich der frühere Besitzer nicht um den Rückschnitt auf dem eigenen Gelände gekümmert hat, ist auf der ehemaligen Reservefläche von Rockwell in den vergangenen 30 Jahren Wald herangewachsen.

„Auch wenn diese Fläche als Gewerbegebiet ausgewiesen ist, können wir hier nicht so einfach roden“, erläutert Stolz. Auch wenn das Areal vielleicht nicht dem entspreche, was die meisten als Wald bezeichneten, sei die Stadtverwaltung, die das Gelände vor einigen Jahren erworben habe, zu einem Ausgleich verpflichtet.

Da auch an der Bachstraße ein kleines Wohngebiet vorgesehen ist, wobei die Stadt wiederum in einen Waldbestand von 2000 Quadratmetern eingreifen müsste, kommt sie zusammengerechnet auf einen kurz- bis mittelfristigen Waldersatzbedarf von 7854 Quadratmetern. In Mettmann soll jetzt eine Gesamtfläche von 10.000 Quadratmetern aufgeforstet werden. Damit bleibt noch eine Reserve von etwas mehr als 0,2 Hektar für einen eventuell späteren Bedarf.

Das Ausgleichsstück in Mettmann besteht übrigens aus zwei verschiedenen Teilstücken – zum einen aus einer ehemaligen Weihnachtsbaumkultur, die nun durch Laubbäume ökologisch aufgewertet werden soll, zum anderen einer bestehenden Pflaumenbaumplantage. Zwischen den bestehenden Obstbäumen sollen dann etwa 200 neue Gehölze gesetzt werden, damit sich auch dort ein Laubwald entwickeln kann.

(isf)
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