Überfall in Haan Vier Männer nach brutalem Raub vor Gericht

Haan · Der Überfall am 31. Mai 2017 auf einen damals 82-jährigen Rentner in einer Wohnung in Haan wird seit Montag vor Gericht verhandelt. Der Rentner überlebte den brutalen Überfall nur knapp.

 So sah der abgesperrte Tatort in Haan aus, wo die Polizei den überfallenen Rentner gefesselt und unter Schock vorgefunden hat.

So sah der abgesperrte Tatort in Haan aus, wo die Polizei den überfallenen Rentner gefesselt und unter Schock vorgefunden hat.

Foto: Alexandra Rüttgen

Der Überfall auf einen heute 84-jährigen aus Haan im Mai des vergangenen Jahres hat über die Stadtgrenzen hinaus für Entsetzen gesorgt. Vier Männer und eine Frau sollen die Tat geplant und gemeinschaftlich begangen haben. Drei der Angeklagten kommen aus Haan, einer hatte einen sicheren Job im Tiefbauamt. Sein Verfahren wurde abgetrennt, weil er derzeit in Hagen angeklagt ist, über zwanzig Jahre hinweg Geldtransporter überfallen und mehrere Millionen Euro erbeutet haben. Wegen des Überfalls auf den Pensionär in Haan ist nun seine Ehefrau ebenso angeklagt, wie ein Kompagnon aus Haan. Zwei weitere Männer aus Erkrath sollen diejenigen gewesen sein, die das Opfer über Stunden gefoltert und am Ende das Haus angezündet haben. Zuvor hatten sie den Rentner gezwungen, sich bis auf die Unterhose zu entkleiden.

Schon bei der ersten Aussage kam man aus dem Kopfschütteln nicht mehr heraus. Er habe den ehemaligen Mitarbeiter der Stadt, der als Drahtzieher des Überfalls gilt, in einer Spielhalle kennengelernt. Der habe ihn gefragt, ob er nicht jemanden kenne, der bei einem Raubüberfall mitmachen wolle. Weil er selbst in Geldnot gewesen sei, habe er zugesagt. Schnell sei klar gewesen, dass zwei Leute nicht genügen würden, um den Plan in die Tat umzusetzen. Er habe daher einen Nachbarn gefragt – der einstieg. Irgendwann sei ein vierter Mann dazugekommen.

Carl Kaufhold am Tatort. Sein Haus am Hermann-Löns-Weg ist auch gut ein Jahr nach noch nicht bewohnbar.

Carl Kaufhold am Tatort. Sein Haus am Hermann-Löns-Weg ist auch gut ein Jahr nach noch nicht bewohnbar.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Gemeinsam habe man das Opfer über Wochen hinweg ausgespäht. Man wollte sicher sein, dass der damals 82-Jährige zu Hause ist. „Wie kommt man da sonst rein?“, fragte der Angeklagte den Richter. Dass es zwei Wochen zuvor schon einen misslungenen Versuch gegeben hatte, den man habe abbrechen müssen, weil ihm selbst im Garten des Pensionärs die Nerven versagt und die Knie gezittert hätten, erzählte der Mann auch noch. „In der Tasche hatten wir Kabelbinder, Klebeband und Flaschen mit Benzin“, sagte der Angeklagte, der selbst nicht mit im Haus gewesen sein will. Er und der Drahtzieher hätten erst unweit des Tatortes über vier Stunden hinweg darauf gewartet, dass die beiden anderen Mittäter mit dem erhofften Geld aus dem Haus kommen. Die Frau tauschte zwischenzeitlich das Auto. Das 84-jährige Opfer berichtete bei Gericht über sein Martyrium.

Ob es denn einen Plan gegeben habe, an das Geld des Opfers zu kommen, wollte der Richter wissen. „Dem Opa sollte nichts passieren“, beteuerte der Angeklagte. Das Haus habe man anzünden wollen, um Spuren zu beseitigen. Nach der Tat hätten bei allen die Nerven blank gelegen, weil nichts zu holen gewesen sei. Er habe 400 Euro und eine Uhr bekommen sollen, letztere wollte er nicht haben. „Da arbeitet man mit so einem Risiko und nichts kommt dabei rum“ – das will der Vater von vier Kindern seinen Kompagnons damals an den Kopf geworfen haben. Der Prozess wird fortgesetzt.

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