Manufactur Caspar Pionier des digitalen Tapetendrucks

Haan · Die Manufaktur „Caspar“ in Gruiten produziert mit Digitaldruck individuelle Tapeten für Kunden weltweit.

 Michael Caspar produziert zusammen mit seinem Bruder Jörg in Gruiten ganz besondere Tapeten und ist seit zwei Jahren Vorsitzender des Verbandes der Deutschen Tapetenindustrie.

Michael Caspar produziert zusammen mit seinem Bruder Jörg in Gruiten ganz besondere Tapeten und ist seit zwei Jahren Vorsitzender des Verbandes der Deutschen Tapetenindustrie.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Eine Wandtapete mit dem Aufdruck 13719 unterschiedlicher Schuldscheine in einem Raum mit 150 Metern Länge und knapp sieben Meter hohen Wänden. Die Idee hatte der chinesische Künstler Ai Weiwei. Seine bisher größte Ausstellung ist derzeit in Düsseldorf zu sehen. Die Realisierung ermöglichte ein kleines Unternehmen aus Gruiten: Die Manufaktur „Caspar“ ist seit 18 Jahren auf digitalen Tapetendruck spezialisiert und hat so ihre Nische in der Branche gefunden.

Seit 1886 wird in der Fabrik an der Hochstraße 10 in Haan-Gruiten Tapete gedruckt. Seit 1981 hat dort die „Caspar GmbH“, zunächst unter Gründer Karl-Ernst Caspar, ihren Sitz. Als inhabergeführtes Familienunternehmen in zweiter Generation sind jetzt die Brüder Jörg und Michael Caspar Geschäftsführer der Firma. Michael Caspar ist gelernter Banker, sein Bruder Jörg absolvierte die Ausbildung zum Tapetenhersteller bei seinem Vater. Der digitale Tapetendruck fand 2001 Einzug in das Unternehmen. Das Konzept des Digitaldrucks war damals bereits bekannt, die Anwendung auf Tapete jedoch neu. „Caspar“ nahm somit eine Pionierrolle ein und füllt sie bis heute aus: Seit 18 Jahren wird digital auf Tapete gedruckt. Die Maschinen für den klassischen Tief- und Flexodruck wurden 2005 abgestellt.

„Wir wollen zeigen, was alles mit Tapete geschaffen werden kann“, sagt Michael Caspar. Die Manufaktur steche durch das Angebot individueller Wandgestaltung heraus und habe sich in der Branche einen guten Ruf und ein starkes Netzwerk aufgebaut. Bei „Caspar“ handle es sich jedoch nicht um einen klassischen Vertrieb, sondern eine Firma, die „On-Demand“-Produkte verkauft. Die Kunden, meist Unternehmen, liefern vereinzelte Ideen oder gesamte Konzepte für exklusive Wandgestaltung. Im Atelier bei „Caspar“ werden diese vom Fachpersonal mit der selbst entwickelten Software „wallcreator 3.0“ angepasst und umgesetzt.

Zum Repertoire gehören nebst individueller Vliestapeten unter anderem Wandsticker, selbstklebende Borten, „WallTex-Frames“ oder integrierte Lautsprecher-Systeme. Mit 15 Mitarbeitern auf 2000 Quadratmetern Produktionsfläche und 300 Quadratmetern für Büro und Atelier ist „Caspar“ eine der kleinsten Tapetenfabriken Deutschlands. Trotzdem verzeichnet die Firma entgegen des Branchentrends stetiges Wachstum.

Michael Caspar erklärt sich das mit der Individualität, die die Firma bietet und die Produkte, die von der „typischen Tapete aus dem Baumarkt“ stark abweichen.

Selbst wenn die Tapeten von „Caspar“ nicht bei Großhändlern gefunden werden, sind sie vielen Menschen bereits begegnet ohne, dass es ihnen aufgefallen ist. So ist die Deckentapete der „Mayerschen Buchhandlung“ vieler Standorte eine Produktion der Gruitener Tapetenfabrik. Weitere Raumgestaltung realisierte „Caspar“ unter anderem für das „Museum Folkwang“ in Essen, für die Architekten-Lounge der „Heimtex“ in Frankfurt und zuletzt für die Ai Weiwei Ausstellung im „K20“ und im K 21 (Düsseldorf). Die Kunden seien Unternehmen aus der ganzen Welt, von Amerika bis Japan. Regional sei der Umsatz für die Firma am geringsten, berichtet Michael Caspar.

Der 55-Jährige ist seit 2017 Vorsitzender des „Verbandes der Deutschen Tapetenindustrie“ (VDT). Dort plant er mit anderen Tapetenherstellern, die kontinuierlich sinkenden Absätze der Branche aufzufangen. Trotz der schwierigen Situation der Tapetenindustrie, wirkt Michael Caspar optimistisch. „Es sind spannende Zeiten“, sagt er. „Wir haben riesige Möglichkeiten, ein tolles Produkt und auch die nötige Resonanz.“

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