Gute Schule - gutes Lernen Ein Lehrer aus Haan macht Schüler zu Weltmeistern

Serie | Haan · Dass Informatik spannend sein kann und auch noch Spaß macht, beweist Lehrer Roland Stiebel. Seine Roboter-AG am Gymnasium Haan ist äußert beliebt – und zudem noch erfolgreich.

Roland Stiebel hilft den Schülern in einer Arbeitsgemeinschaft beim Programmieren von Robotern.

Roland Stiebel hilft den Schülern in einer Arbeitsgemeinschaft beim Programmieren von Robotern.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Zwei bis dreimal die Woche parken nachmittags zahlreiche Fahrräder vor einer Halle an der Dieselstraße 10. Dort ist eigentlich die Firma Bohle ansässig, eine der europaweit führenden Hersteller von Maschinen und Werkzeugen für die Glasbearbeitung mit Sitz in Haan. Doch an bestimmten Tagen wie donnerstags von 16.30 bis 18.30 Uhr sind hier außergewöhnlich viele Gymnasiasten anzutreffen. „Bohlebots“ steht auf einem Schild an einer offenstehenden Tür, hinter der sich eine 160 Quadratmeter große Werkstatt verbirgt. Dort tüftelt Roland Stiebel mit seinen Schülern.

Die Roboter-AG des Gymnasiums Haan gibt es mittlerweile seit rund 22 Jahren. Bereits ein Jahr nach der Gründung nahmen die Schüler an ersten nationalen Roboter-Wettbewerben teil. Anfangs wurden Lego-Roboter gebaut und programmiert. Inzwischen tüfteln die Schüler und ihr Lehrer an der Programmierung ebenso wie an ausgefeilter Mechanik. In all den Jahren haben sie unzählige Siege errungen. Ganz oben auf der Liste die Vizeweltmeisterschaft 2019 in Sydney und 2022 der  Weltmeistertitel beim Robocup, der Roboterfußball-WM, in Bangkok (Thailand).

Aufgrund der Erfolge wurden auch Sponsoren auf die Roboter AG aufmerksam – einen hat das Team sogar in seinem Namen verewigt. Als es für die Teilnehmer des Kurses in den schulischen Räumen immer beengter wurde und man teilweise schon auf private Räume zum Üben ausweichen musste, stellte die Bohle AG den Schülern Räumlichkeiten auf dem Firmengelände zur Verfügung. Seit 2009 trägt die Roboter-AG daher auch den Namen „Bohlebots“. „Hier haben wir unser eigenes Reich, genügend Platz, Fliesen Boden, um die Roboter fahren lassen zu können und können mit Beamern sogar Schulungen durchführen“, erklärt Stiebel zufrieden. Unter den anderen Förderern sind Firmen wie Aptiv, Wendling, Eduard Kronenberg und Dr. Gonsior.

Die Roboter AG ist für alle Schüler des Gymnasiums Haan ab der 7. Klasse bis zum Abitur offen. Das schulische Angebot ist zudem äußerst beliebt. „In diesem Jahr habe ich 84 Schüler, die an unterschiedlichen Nachmittagen daran teilnehmen, und das sind nicht nur Jungs“, erklärt der studierte Mathe-, Physik- und Informatiklehrer. Mindestens ein Drittel der Teilnehmenden seien Mädchen. In der AG arbeiten die Schüler in Gruppen aus drei bis vier Personen jahrgangsübergreifend zusammen. „Auf diese Weise lernen die Schüler auch viel voneinander“, verdeutlicht der Robotik-Experte.

Die Motivation vieler Schüler sei es, immer besser zu werden, um an einem der zahlreichen Wettbewerbe teilnehmen zu können: Angefangen von einfachen Programmierungen, wie dass die Roboter einer Linie, der Rescue-line, folgen können, über das Zurechtfinden in komplexeren Räumen wie Labyrinthen oder der Bewältigung von Hindernissen bis hin zum Roboter-Fußball. „Ein Roboter-Fußballspiel dauert 20 Minuten plus fünf Minuten Halbzeit“, erläutert Stiebel. Stolz sind die Bohlebots jedes Mal, wenn Gegner oder beeindruckte Turnierbeobachter um Tipps  bitten, die das Haaner Erfolgsgeheimnis begreifbar machen könnten.

 Eine Partie Roboter-Fußball dauert 20 Minuten mit 5 Minuten Halbzeitpause. Bei der WM in Bangkok gewannen die Haaner alle Spiele.

Eine Partie Roboter-Fußball dauert 20 Minuten mit 5 Minuten Halbzeitpause. Bei der WM in Bangkok gewannen die Haaner alle Spiele.

Foto: Bohlebots

Schon jetzt starten die Anmeldungen für die nächsten Wettkämpfe. Die ersten Freundschaftsspiele werden im Januar in Bonn aufgetragen, der erste Regionalwettbewerb findet dann in St. Augustin statt. Dann werden auch die Wochenenden von Roland Stiebel wieder voller. Denn der Coach reist natürlich zu den einzelnen Austragungsorten mit. Die letzte große Reise ging mit dem Haaner Team „BohleBots quadro“ sogar nach Bangkok. „Das war natürlich schon ein Traum, dass das Team auch noch den Weltmeistertitel geholt hat“, berichtet der Gymnasiallehrer. Denn im Soccer 2vs2 open“ gewannen Julien Heikaus (17), David Stiebel (17) und Jannis Widmer (18) alle Spiele. Im Finale besiegte das Team der Gartenstadt die Slowakei mit 27:3 Toren. Die nächste RoboCup-Weltmeisterschaft 2023 wird in Bordeaux ausgetragen, die RoboCup Junior Europameisterschaft in Kroatien. „Mal schauen, wie weit wir im nächsten Jahr kommen“, sagt Roland Stiebel.

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