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Haan Politik will neue Schottergärten stoppen

Die Stadt hat keine Möglichkeiten, bereits bestehende Anlagen zu verändern. Häuslebauer sollen künftig aber in die Pflicht genommen werden.

 Die Schotterflächen an den Gebäudemauern und in den Pflanzkübeln am Hallenbad Alter Kirchplatz sind nachträglich bepflanzt worden.

Die Schotterflächen an den Gebäudemauern und in den Pflanzkübeln am Hallenbad Alter Kirchplatz sind nachträglich bepflanzt worden.

Foto: Ursula Piepenstock

Wer künftig in Haan ein Haus bauen will, könnte mit dem Grundsteuerbescheid auch ein Informations-Blatt darüber erhalten, was bei der Anlage seines Gartens beziehungsweise Vorgartens erlaubt ist. Gleichzeitig soll die Stadt im Baugenehmigungsverfahren ebenfalls auf die Gartengestaltung einwirken.

Auf diese Vorgehensweise hat sich die Politik jetzt im Ausschuss für Stadtentwicklung, Umwelt und Verkehr inhaltlich verständigt. Allerdings soll die Stadt prüfen, was es für Möglichkeiten gibt und dazu eine Sitzungsvorlage verfassen. Es geht um Steinwüsten, wie sie in den vergangenen Wochen im Stadtgebiet verstärkt ausgemacht und kritisiert worden waren.

Dass Schottergärten für eine Gartenstadt eigentlich nicht zumutbar sind – darüber bestand quer durch die Parteien Einigkeit. Wie das umgesetzt werden soll, darüber gab es indes einige Diskussionen.

Der Technische Beigeordnete Engin Alparslan machte darauf aufmerksam, „dass wir als Stadt keine rechtliche Möglichkeit haben, auf bereits bestehende Gärten Einfluss zu nehmen“. Jede Lösung, die beschlossen werde, müsse daher in die Zukunft gerichtet sein.

Während die Diskussion lief, in welcher Form man künftig denn Einfluss nehmen könne, verwies Meike Lukat von der Wählerinitiative Lebenswertes Haan darauf, dass es bereits aus vergangenen Jahren eindeutige Beschlüsse zum Umgang mit der Ausgestaltung von Gärten gebe: „Wir haben kein Problem mit der Rechts- oder Beschlusslage – wir haben ausschließlich ein Umsetzungsproblem in Haan“, fügte Lukat hinzu.

Carlo Sattler (SPD), der Vorsitzende des Seniorenbeirats, brachte noch einen anderen Aspekt in die Diskussion ein. Gerade viele Einfamilienhäuser seien inzwischen von verwitweten älteren Damen bewohnt, schilderte er: „ Die können sich umfangreiche Gartenpflege einfach nicht leisten – weder finanziell noch körperlich.“

Für GAL-Fraktionschef Andreas Rehm ist die Frage „Wo mischen wir uns ein?“ ein ganz wichtiger Punkt in der Debatte. „Ich persönlich finde beispielsweise auch die so genannte Blumenerde aus dem Baumarkt unzumutbar“, fügte er hinzu.

Die FDP, so wurde im Verlauf der Sitzung deutlich, kann damit leben, wie künftig auf neue Gartenbesitzer Einfluss genommen werden soll. Sie hatte am 19. April als erste eine Anfrage dazu gestellt. Die SPD hatte sechs Tage später ihren Antrag formuliert.

„Gärten haben eine erhebliche Bedeutung für die Artenvielfalt und das Klima besonders in städtischen Bereichen“, begründete der umweltpolitische Sprecher der Fraktion, Jörg Dürr, die Initiative. Vorgärten, Beete oder gar ganze Gartenbereiche, die mit wasserdurchlässigem Vlies sowie mit Kies, Steinen, Split und Schotter abgedeckt werden, führten zu einer Verarmung des Lebens im Boden und seien mitverantwortlich für das Insektensterben. Sie heizten sich auf, speicherten Wärme und strahlten sie ab. Dazu kämen negative Auswirkungen auf das Grundwasser. „Auch in Haan ist eine deutliche Zunahme von Schottergärten festzustellen“, betont Dürr. „Sie sind ökologisch wertlos und wenig nachhaltig. Sie werden einer Gartenstadt nicht gerecht. “

Nicht nur in Haan – auch in anderen Städten im Kreisgebiet, wie etwa Velbert oder Ratingen wird das Thema Schottergärten zurzeit intensiv diskutiert.

Auf einer Fläche, die in der Gartenstadt Haan zuletzt massiv in der Kritik gestanden hatte, hat sich offenbar inzwischen etwas zum Positiven bewegt.

Zur Erinnerung: Ausgerechnet die Stadtwerke – Träger des Schwimm- und Sportbades – hatten auf ihrem Gelände am Alten Kirchplatz eine Steinwüste der besonderen Art geschaffen. Schotter, soweit das Auge reicht. Der von einer Holzkonstruktion umgebene kleine Klimabaum wirkte zwischenzeitlich so verloren, als wolle er die Flucht ergreifen.

 Anwohner des Alten Kirchplatzes haben die Gärtnerarbeiten wohlwollend registriert.

Anwohner des Alten Kirchplatzes haben die Gärtnerarbeiten wohlwollend registriert.

Foto: Ursula Piepenstock

Mittlerweile ist für jeden sichtbar, dass die Stadtwerke versuchen, die Fläche mit Pflanzungen aufzuwerten – vielleicht ein Beleg dafür, dass ohne detaillierte Regelung bei entsprechender Kritik ein Umdenken erreicht werden kann.

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