Immer weniger Tiere in Haan Sorge um Erdkröte, Grasfrosch & Co.

Haan · Der Klimawandel macht den Amphibien zu schaffen, sie wandern kaum noch zu ihren Laichplätzen. Und auch diese trocknen zusehends aus.

Am Wochenende haben ehrenamtliche Helfer wie Conny Heckermann (AGNU) die Krötenzäune aufgebaut, wie hier am Hermgesberg.

Am Wochenende haben ehrenamtliche Helfer wie Conny Heckermann (AGNU) die Krötenzäune aufgebaut, wie hier am Hermgesberg.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Eifrige Helfer haben bereits den Graben ausgehoben. Nun wird der grüne Krötenschutzzaun ausgerollt und entlang des Zugangssträßchens zur Quarterhorse-Ranch am Hermgesberg aufgestellt. Insgesamt 25 Helfer – von Kindern bis Senioren – haben sich an diesem Samstag eingefunden, um die 200 Meter Schutzzaun aufzustellen. Sie sollen Amphibien retten.

Noch sind keine Kröten, Frösche und Molche unterwegs, denn die Nächte sind zu kalt. „Die Kröten brauchen eine Temperatur von mindestens 5 Grad“, erklärt AGNU-Krötenspezialistin Conny Heckermann. Da die Tiere nachts unterwegs sind, müssen die Nächte mild und feucht sein, damit die Amphibien auf die Wanderschaft zu ihren Laichgewässern gehen.

Und genau da liegt das Problem. Durch den Klimawandel verändern sich die Bedingungen im Frühjahr. „Wir haben es entweder warm und trocken oder feucht und kalt“, sagt Heckermann. Beides für die Kaltblüter ungünstig. Die Wanderzeiten verschieben sich. Zieht sich das zu lange hin, wandern sie überhaupt nicht mehr. Dann gibt es ein ganzes Jahr keinen Nachwuchs, was bei den sowieso schon bedrohlichen Bedingungen für Amphibien äußerst besorgniserregend ist.

Denn nicht nur die Wanderungen zu den Laichplätzen sind durch den Klimawandel gefährdet, auch die Laichplätze selbst. „Die Biotope trocknen aus“, sagt Conny Heckermann. Denn die geringen Niederschläge im Frühjahr führen zu sinkenden Wasserständen in den Tümpeln, Teichen und Kleinstgewässern, wie Pfützen und nasse Wiesen. Dadurch kann beispielsweise der Grasfrosch, der hier seine Laichplätze hat, die Laich oder seine Kaulquappen verlieren. Die trockenen und damit mageren Sommer führen außerdem dazu, dass sich die Erdkrötenweibchen nicht die ausreichenden Reserven anfressen können, die für die Paarungsbereitschaft notwendig sind.

Die Folge sind erschreckend sinkende Zahlen bei der Wanderschaft – deutschlandweit und genauso in Haan. Das bemerken auch die Ehrenamtlichen, die jedes Jahr die Krötenschutzzäune am Reiterhof und am Hahnenfurther Weg betreuen. Morgens gehen sie die Schutzzäune ab und schauen in den Eimern nach, was sich dort über die Nacht angesammelt hat. Dann tragen sie die Tiere zu ihrem Laichplatz, einem Biotop hinter dem Reiterhof. „Früher bin ich manchmal noch abends gegangen“, erzählt Christiane Schmitt. „Es gab Tage, da waren es so viele, dass ich aufpassen musste, dass sie nicht aus dem Eimer springen.“

Seit 1994 engagiert sich Christiane Schmitt im Amphibienschutz. „Wenn das Wetter richtig ist, macht es Spaß“, sagt sie. „Aber es ist enttäuschend, wie wenig es in den letzten Jahren geworden sind.“ Der Schutz von Erdkröte, Grasfrosch und Molch ist ihr wichtig. Auch die AGNU versucht alles, um das Überleben der Tiere möglich zu machen. Schon die Kinder werden in den Schutz mit eingebunden. „Der evangelische Kindergarten kommt in Gruppen, um die Eimer zu leeren“, erzählt Conny Heckermann. In diesem Jahr kommt zum ersten Mal auch der katholische Kindergarten, um sich die Kröten und Frösche einmal anzuschauen.

Außerdem informieren die Umweltschützer gerne darüber, was die Haaner Bürger tun können, um die Amphibien zu unterstützen. „Jeder, der einen Garten hat, kann hier eine feuchte Stelle anlegen“, sagt Conny Heckermann. „Manchmal reicht schon eine Pfütze, wo sich das Regenwasser sammeln kann. Es gibt Kröten, die ihre Eier in Pfützen legen.“ Auch Gartenteiche eignen sich als Laichgewässer. Die Teichbecken sollten mit Ausstieghilfen, wie schrägen Steinplatten oder Froschleitern ausgestattet werden. Außerdem ist es wichtig, auf Fische zu verzichten.

Insekten und Amphibien freuen sich, wenn ein ungenutztes Stück Garten „verwildern“ darf. Hier finden sie Rückzugsorte. „Auch Totholzhaufen bieten den Kröten Lebensraum“, sagt Conny Heckermann. Froschhäuschen, Steinhaufen und Pflanzen schützen vor Sonneneinstrahlung sowie Fressfeinden und können außerdem als Winterquartier dienen. Auf Kunstdünger und Pestizide sollte gänzlich verzichtet werden. Wer keinen Garten hat, kann trotzdem die Augen offenhalten, wie Sven M. Kübler, Vorsitzender der AGNU Haan, betont: „Man sollte in die Kellerabgänge, Lichtschächte oder Gullys schauen, dass da keine Kröten reingepurzelt sind. Viele Tiere verenden in Lichtschächten.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort