Haan Gewerkschaft kritisiert Plastikflaschen-Flut

Die NGG Düsseldorf-Wuppertal fordert Hersteller, ihre Mehrweg-Quote zu erhöhen – und nimmt auch die Verbaucher in die Pflicht. Wie geht die Haaner Felsenquelle als einziger bergischer Mineralbrunnen mit dem Thema um?

 Maximilian Lein in der Abfüllung der Haaner Felsenquelle. Der einzige bergische Mineralbrunnen verkauft 71 Prozent seines Wassers in Glas-Mehrwegflaschen.

Maximilian Lein in der Abfüllung der Haaner Felsenquelle. Der einzige bergische Mineralbrunnen verkauft 71 Prozent seines Wassers in Glas-Mehrwegflaschen.

Foto: Matzerath, Ralph (rm-)

Sie sind so schön leicht und handlich, die großen Plastik-Getränkeflaschen aus dem Discounter, die meist noch einmal durch Folie zusammengehalten werden. Doch was auf den ersten Blick praktisch ist, verursacht vor allem eines – jede Menge Müll: Die jährlich in Deutschland anfallenden Einwegflaschen würden aneinandergereiht 14 mal von der Erde zum Mond reichen, rechnet die Deutsche Umwelthilfe vor. Und das sei nicht das einzige Problem: Schließlich verbrauche ihre Herstellung jede Menge Rohöl. Außerdem legten besonders Einwegflaschen oft unzählige Kilometer auf bundesdeutschen Autobahnen zurück – für den Verkauf in großen Handelsketten. Vor allem die stehen am Pranger: „Aldi, Lidl und Co. haben den Trend zu Einwegflaschen befeuert“, kritisiert Zayde Torun von der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) Düsseldorf-Wuppertal. „Wer eine 1,5 Liter-Flasche Mineralwasser zum Preis von 19 Cent anbietet, der macht Dumping-Preise salonfähig – auf Kosten der Umwelt und der Produzenten.“

Die klare Forderung der Gewerkschaft an Hersteller und Supermärkte im Kreis Mettmann: mehr Mehrwegflaschen aus Glas und öfter verwendbarem PET. „Sie leisten nicht nur einen wichtigen Beitrag zum Umweltschutz vor Ort – sie sichern auch Arbeitsplätze bei Abfüllern, im Handel und bei den Herstellern“, betont Torun. Das am 1. Januar in Kraft getretene neue Verpackungsgesetz sieht auch eine Mehrwegquote von 70 Prozent für Getränkeverpackungen vor. Die Realität ist davon aber wohl noch ein gutes Stück entfernt: Im Jahr 2016 etwa sank der Anteil der Mehrwegflaschen laut Umweltbundesamt sogar auf den Tiefststand von 44 Prozent. „Der Staat muss also stärker darauf achten, dass Hersteller und Handel die Quote wirklich einhalten – und Verstöße notfalls sanktionieren“, fordert Gewerkschafterin Torun. Doch sie nimmt auch die Verbraucher in die Pflicht: „Wer zum Apfelsaft aus Nordrhein-Westfalen oder zum Minerwalwasser in der Glasflasche greift, stärkt die regionalen Wirtschaftskreisläufe und tut etwas für die Umwelt.“

„Die Verbraucher geben letztlich vor, welche Verpackung sich durchsetzt“, sagt auch Gabriele Römer, Geschäftsführerin der Haaner Felsenquelle. 50 Millionen Liter an Getränken verkauft das Familienunternehmen im Jahr an Kunden im Umkreis von 50 bis 60 Kilometern um den einzigen bergischen Mineralbrunnen – und zwar zu 73 Prozent in Glasflaschen, den Rest in PET-Flaschen im Kasten. „Alle Rohstoffe werden bei uns recyclet“, betont Römer, und fährt fort: „Billiges Einweg ist nicht unser Geschäft.“ Die Kunden der Haaner Felsenquelle legten zudem Wert auf eine gute Ökobilanz

Die NGG setzt sich derweil für eine bessere Kennzeichnung im Pfandsystem ein – und kann immerhin eine erbauliche Zahl vermelden: Beim Bier liege der Mehrweg-Anteil bei 82 Prozent. „Und der Käufer weiß“, sagt Zayde Torun, „dass es aus der Glasflasche eben auch besser schmeckt.“

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