Haan Gewaltbereitschaft auf Kirmes nimmt zu

Nachdem in der Nacht zu Sonntag drei Polizisten angegriffen worden sind, muss die Polizei am Dienstag 20 prügelnde Männer beim Autoscooter trennen.

 Die Haaner Kirmes ist am Dienstagabend zu Ende gegangen. Zuvor gab es aber noch einen Großeinsatz für die Polizei.

Die Haaner Kirmes ist am Dienstagabend zu Ende gegangen. Zuvor gab es aber noch einen Großeinsatz für die Polizei.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Die Haaner Kirmes ist nicht nur mit einem spektakulären Feuerwerk zu Ende gegangen, sondern auch mit einer großen Schlägerei. 20 junge Männer sind am Dienstagabend gegen 20 Uhr in der Nähe des Autoscooters aufeinander losgegangen und haben sich geprügelt. Dabei sollen Messer, Schraubenzieher und Reizgas zum Einsatz gekommen sein, teilt die Polizei mit.

Nach dem Notruf rücken die Beamten mit starken Kräften an, um die beiden rivalisierenden Gruppen zu trennen. „Mit dem Eintreffen beruhigte sich die Lage vor Ort“, berichtet Polizeisprecher Daniel Uebber.  Der Prügelei zuvor geht ein Streit zwischen zwei jungen Männern, bei dem ein Unbekannter einen 17-jährigen Erkrather mit einem Messer bedroht haben soll. Es folgt eine körperliche Auseinandersetzung zwischen den beiden, bei der sich immer mehr Freunde und Bekannte einmischen. „Ein bislang Unbekannter soll nach Angaben mehrerer Zeugen auch mit Reizgas gesprüht haben. Dadurch erlitten insgesamt acht Menschen Reizungen der Atemwege und Augen, darunter ein unbeteiligtes elfjähriges Mädchen aus Haan“, erklärt Uebber weiter. Zwei Verletzte kommen sogar ins Krankenhaus. Die übrigen Leichtverletzten werden vor Ort vom Rettungsdienst betreut. Die Polizei stellt keine Stich- oder Schnittverletzungen fest.

   Im Verlauf des Einsatzes nimmt die Polizei einen tatverdächtigen Haaner (19) fest. „Aktuell ist seine genaue Tatbeteiligung noch Gegenstand polizeilicher Ermittlungen. Ferner stellten die Beamten einen Schraubendreher in einer Mülltonne sicher, bei dem es sich vermutlich um eine der von den Zeugen beschriebenen Tatwaffen handelte“, so Uebber. Die Beamten fordern Unterstützung durch Kräfte einer Einsatzhundertschaft sowie der Landeseinsatzbereitschaft an. Die Lage beruhigt sich.

   Insgesamt stellt die Polizei im Laufe des Einsatzes bei 28 Personen die Identitäten fest. Fünfmal erteilen die Einsatzkräfte einen Platzverweis. Die Täter erwarten nun Anzeigen wegen Landfriedensbruchs sowie wegen eines Verstoßes gegen das Betäubungsmittelgesetz.

Der Einsatz am Autoscooter ist nicht die erste Großlage auf der Haaner Kirmes. Bereits in der Nacht zu Sonntag muss die Polizei eine sogenannte Tumultlage klären. Eine Frau fühlt sich von einem jungen Mann belästigt und alarmiert die Beamten. Als sie eintreffen und die Personalien eines Tatverdächtigen überprüfen wollen, prügeln mehrere Männer auf sie ein. Erst mit Verstärkung haben die Polizisten die Situation unter Kontrolle.

Eine Frage drängt sich angesichts dieser Ereignisse auf: Hat die Haaner Kirmes ein Gewaltproblem? „Nein“, sagt Daniel Uebber klipp und klar. „Überall dort, wo junge Männer viel Alkohol trinken, kommt es zu solchen Situationen.“ Da bilde Haan keine Ausnahme. Was die Beamten statistisch nicht erfassen, aber deutlich wahrnehmen, sei jedoch eine höhere Gewaltbereitschaft – nicht nur auf der Kirmes. Ein Indiz dafür: Der Einsatz von Schraubenziehern. „Wir rekapitulieren die Ereignisse der Haaner Kirmes in der Einsatznachbesprechung“, so Uebber weiter. Die Ergebnisse fließen dann in die Planung für die Kirmes 2020.

Ein besonders rücksichtsloser Fall sei noch erwähnt. Er ereignete sich laut Polizei am Samstag und macht fassungslos: Ein elfjähriges Mädchen wurde nach Streitigkeiten um eine Sitzgelegenheit auf einem Fahrgeschäft leicht verletzt. Ein 55-jähriger Haaner hatte versucht, das Mädchen aus dem Karussell zu ziehen, um sich und seiner Tochter die Mitfahrt zu ermöglichen. Gegen den Mann wurde ein Strafverfahren eingeleitet.

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