Haan Geschichten aus 150 Kirchenjahren

Haan · Die Evangelische Kirche Haan feiert Jubiläum. Gemeindeglieder erzählen, was ihnen das Gotteshaus bedeutet.

 Der Gospelchor Taktvolk. Die Sängerinnen und Sänger bilden eine starke Gemeinschaft. Links steht Leiterin Kathrin Biermann.

Der Gospelchor Taktvolk. Die Sängerinnen und Sänger bilden eine starke Gemeinschaft. Links steht Leiterin Kathrin Biermann.

Foto: privat

Zu Weihnachten, da wollte sich Ulrike Genz einmal etwas Besonderes gönnen. Statt Heiligabend den Gottesdienst in der Evangelischen Kirche Haan - ihrer Kirche - zu besuchen, fuhr die heute 62-Jährige zum Altenberger Dom. Doch dort fühlte sie sich irgendwie fremd. "Ich bin nach Hause gefahren und habe am selben Abend noch die Christmette in Haan besucht", erinnert sie sich. Dort fühlte sie sich wieder wohl: "Ich finde unsere Kirche wunderschön. Irgendwie ist sie wie eine Heimat."

 Daniela und Sascha Ollmann heirateten in der Kirche, Tochter Clara wurde zugleich getauft.

Daniela und Sascha Ollmann heirateten in der Kirche, Tochter Clara wurde zugleich getauft.

Foto: Priv

Die Evangelische Kirche Haan feiert in diesem Jahr ihr 150-jähriges Bestehen. Die Gemeinde begleitet dieses Jubiläum mit einer Vielzahl von Veranstaltungen. Eine davon ist das "kleine" ökumenische Pfarrgemeindefest, das heute ab 16 Uhr rund um die Kirche gefeiert wird. Klein fällt das Fest in diesem Jahr deshalb aus, weil wegen der Bauarbeiten an der Königstraße der ursprüngliche Festplatz nicht genutzt werden kann. Dennoch soll auf die Feier, die in diesem Jahr zum 25. Mal stattfindet, nicht verzichtet werden. Weitere Veranstaltungen sind einem Faltblatt oder der Homepage der Gemeinde www.ev-kirche-haan.de zu entnehmen - wie zum Beispiel ein Vortrag mit "Dönekes", also humorigen Geschichten, ein Väter-Kinder-Fest oder die Nacht der offenen Kirchen.

Es sind Veranstaltungen, die zeigen, dass Kirche mehr als nur eine Ansammlung von Stuck und Steinen ist. Die Gemeindeglieder füllen sie mit Leben, machen sie mit ihren Gebeten und Gesängen zu Gottes Haus, bringen ihre Sorgen, Ängste und Nöte mit. So wie Conny Vieten. "Wenn es Zeiten gibt, in denen es mir nicht so gut geht, spendet mir die Kirche Trost und Ruhe", erzählt die 50-Jährige. Das war zum Beispiel so, als ihr Schwiegervater im vergangenen Jahr starb.

Doch nicht immer war die Beziehung so intensiv. "Zwischendurch war auch mal Flaute mit Kirche", sagt Ulrike Genz lachend. Und auch Conny Vieten erinnert sich noch gut an die Zeiten, in denen sie mit Kirche nicht viel anzufangen wusste. "Wir mussten früher in die Kindergottesdienste gehen, und die waren so was von stinklangweilig", sagt sie. "Erst, als ich mal wieder über das nachgedacht habe, was da gepredigt wurde, kam ich der Kirche wieder näher", erzählt die 50-Jährige. Die Themen der Predigten seien mit der Zeit auch "viel lockerer, lebendiger" geworden, beschäftigen sich mit der Lebenswirklichkeit. Das schätzt Conny Vieten an ihrer Kirche: "Nachdenklich gemacht zu werden. Und das Gemeindeleben. Das ist das, was Kirche ausmacht."

Und so wurde die Kirche ein steter Begleiter im Leben vieler evangelischer Gemeindeglieder in Haan. Zurzeit sind es 8400. Eines davon ist Daniela Ollmann. Vor 33 Jahren wurde sie in dem Gotteshaus an der Kaiserstraße getauft, mit 14 Jahren konfirmiert, vor drei Jahren heiratete sie in der Evangelischen Kirche Haan ihren Mann Sascha."Ich habe viele gute Erinnerungen und immer eine Verbindung zu dieser Kirche gehabt", erzählt Ollmann. Dabei wurde es vor ihrer Hochzeit im Jahre 2011 kritisch: "Mein Vater ist 2009 gestorben. Ich konnte mir eine kirchliche Hochzeit in Weiß nicht mehr vorstellen." Denn wer würde sie zum Altar führen, wenn nicht der Vater?

Mit Hilfe von Gabriele Gummel aber fand sie eine Lösung. Die Pfarrerin empfahl ihr, gemeinsam mit ihrem Mann in die Kirche zu gehen. "Eigentlich sollte auch unsere gerade geborene Tochter Clara den Weg in die Kirche begleiten", erinnert sich Daniela Ollmann. Die aber schlief schon vorher ein und wartete auf Mama und Papa am Altar auf ihren eigenen großen Auftritt. Denn am Tag der Hochzeit ihrer Eltern wurde auch Clara getauft. Daniela Ollmann erwartet nun ihr zweites Kind. Es wird ebenfalls in der Kirche getauft. Das ist aus allen Lebensgeschichten herauszuhören: Die Kirche gibt den Menschen Halt, Geborgenheit, Zuversicht. Als sich Ulrike Genz nach ihrer Scheidung neu orientieren musste, suchte sie Anschluss beim Gospelchor "Taktvolk". "Dort habe ich viele nette Menschen getroffen", sagt sie. In der Gemeinschaft wurde sie angenommen, wurde aufgefangen - und kam zu der Erkenntnis: "Man ist auch mit 50 Jahren noch in der Lage, neue Freunde zu finden und intensive Freundschaften zu pflegen."

Die Chorarbeit habe ihre Beziehung zur Kirche noch intensiviert. Das empfindet auch Conny Vieten so, die ebenfalls Sängerin bei "Taktvolk" ist. "Durch die Musik habe ich wieder zur Kirche gefunden", sagt sie. Welches Werk singt sie am liebsten? "Das Irische Segenslied", antwortet sie spontan. "Möge die Straße uns zusammenführen", mit diesen Worten beginnt es. Ähnlich sieht das Ulrike Genz: "Die Kirche gibt mir Halt. Ich weiß, dass ich immer wieder zurückkommen kann."

Pfarrfest Heute ab 16 Uhr im Kirchgarten. Um 18 Uhr Ökumenischer Gottesdienst. Am Abend spielt die Band "Reentry".

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort