Gesamtschule Schulmensa wird ein teures Vergnügen
Elf Millionen Euro hatte die Stadt in ihrem Etat veranschlagt. Jetzt ist je nach Variante von 13 bis 18 Millionen die Rede.
Als Bürgermeisterin Bettina Warnecke im September vergangenen Jahres die Gesamtschule Haan besuchte, ging es nicht nur um deren Umzug in andere Räumlichkeiten. Im Rahmen der Erweiterung war ein wichtiges Thema auch die Mittagsverpflegung am Schulstandort Walder Straße. Zurzeit werde ein sogenanntes Betreiberkonzept erstellt, das es der Stadt ermöglichen soll, mit einer Frischkochküche am Standort Walder Straße weitere Schulstandorte mit zu verpflegen, verkündete Warnecke damals. Schulleitung, Schulpflegschaft und Stadt waren sich einig, dass – bei frisch zubereiteter Mittagsverpflegung – deutlich mehr Schüler als bisher das Angebot annehmen und auf den schnell gekauften Döner mit Pommes verzichten werden. Gesamtschulleiter Christian Hoffmann, seit dem 29. Mai 2019 offiziell im Amt, betonte: „Diese Schule hat optimale Voraussetzungen, dass sich die Kinder bei uns wohlfühlen.“
Ein knappes halbes Jahr später steht fest: Wenn die Mensa künftig einen wesentlichen Beitrag zu diesem Wohlfühl-Effekt beitragen soll, wird die Stadt deutlich mehr Geld in die Hand nehmen müssen, als ursprünglich gedacht. Elf Millionen Euro waren im städtischen Etat für 2020 in Sachen Mensa eingeplant. Mindestens 18 Millionen würden auf Haan zukommen, wenn sich der Stadtrat tatsächlich für die Frischküchen-Variante entscheiden sollte. Dies ergibt sich aus einer Vorlage, die die Verwaltung für die Sitzung des Fachausschusses BKSA am Mittwoch auf die Tagesordnung gesetzt hat.
Die elf Millionen, so teilt die Stadt darin mit, seien „ohne tiefere Vorplanung auf einem ersten groben Layout-Konzept“ zustande gekommen. Allein durch die Rückrechnung aktueller Angebote ergebe sich heute gegenüber dem Anfang 2019 ermittelten Kostenansatz eine Steigerung von rund 1,5 Millionen Euro.
Die S & F-Gruppe, die als Küchenfachplaner für das Betreiberkonzept zuständig ist, hat als Projektkosten zwei Varianten zur Auswahl bewertet. Die Frischkochküchen-Variante hat dabei eine Kostenprognose von rund 18 Millionen Euro. Eine sogenannte Regenerier-Küche, bei der die Speisen nur noch thermisch behandelt werden (siehe auch Info-Kasten) wäre für 13 Millionen Euro zu haben, wie sich aus der Berechnung der Experten ergibt.
Damit läge Haan zwar rund 5 Millionen Euro günstiger als mit der Frischkoch-Ausführung, aber immerhin noch 2 Millionen über dem ursprünglichen Ansatz, zumal es bei der kleineren Variante auch ein deutlich kleineres Mensageschoss geben würde. Der Erweiterungsbau betrüge dann nicht 3550 Quadratmeter, sondern nur 2725.
Für die Bürgermeisterin steht fest: „Wir haben jetzt die zwei Varianten auf dem Tisch – nun muss der Stadtrat entscheiden, ob er lieber den klassischen Mercedes oder doch einen Porsche möchte.“
Sollte es am Ende allerdings tatsächlich die teurere Variante werden, käme die Stadt um einen Nachtragshaushalt nicht herum. Zumal es noch ein zusätzliches Risiko gibt, das in den 13 respektive 18 Millionen noch gar nicht enthalten ist: Wegen der entfallenden Schulhoffläche im Bereich des Erweiterungsbaus, aber einer insgesamt größeren Schüler- und Lehrerzahl am voll ausgebauten Gesamtschul-Standort muss nun der Stadt zufolge die Planung der Schulhof- und Stellplatzflächen vermutlich grundsätzlich überarbeitet werden. Wegen der Hanglage des Erweiterungsbaus könnte zudem der Bau eines Garagengeschosses erforderlich werden. Zusätzliche Kosten in beiden Varianten: Rund 2 Millionen Euro.
Angesichts dieser Kostenexplosion wird mit Spannung auf eine Stellungnahme der Kämmerei gewartet. Die Mensa soll laut Planung in der Zeit zwischen 2021 und 2023 gebaut werden.