Haan Flüchtlinge — Stadt Haan im Dilemma
Haan · Die räumlichen Reserven der Stadt Haan zur Unterbringung von Flüchtlingen sind bald ausgereizt. Neue Quartiere müssen her. Ungewiss bleibt das Schicksal der Grundschule Gruiten.
NRW: Hier kommen die Flüchtlinge als erstes an
Intensiver Beratungsbedarf ergab sich im Bildungsausschuss der Stadt Haan zum Thema Flüchtlinge. Mit Sorge nahmen die Mitglieder zur Kenntnis, dass die Stadtverwaltung als Notquartier die Turnhalle der Grundschule Unterhaan (Steinkulle) ins Auge fasst. Damit reagiert die Kommune auf eine drohende Notfallbelegung für so genannte Erstaufnahmefälle. In Hilden ist dies schon geschehen: Weil die Erstaufnahmelager des Landes NRW ausgelastet sind, weist das Land zurzeit Städte und Kommunen an, für in der Regel rund 150 Flüchtlinge innerhalb von 24 Stunden Plätze bereit zu stellen.
Die regulär ausgewiesenen Flüchtlingsquartiere der Stadt Haan bieten diesen Platz nicht mehr, führte die Erste Beigeordnete Dagmar Formella aus. Halten die Zuweisungen von 30 Flüchtlingen monatlich weiter an, so seien die Kapazitäten Ende September ausgereizt. "Wir haben Ende September keinen einzigen Platz mehr, um Flüchtlinge unterzubringen". Außerdem dürfen die Erstaufnahme-Flüchtlinge nicht mit bereits registrierten Flüchtlingen in einem Quartier untergebracht werden.
Nach wie vor steht die Überlastungsanzeige des Gebäudemanagements im Raum. Weil sich die Abteilung in erster Linie um die Herrichtung von Flüchtlingsquartieren kümmern muss, bleiben ihr wenig bis gar keine Zeit zum Bearbeiten anderer Projekte — so zum Beispiel die Modernisierung der Grundschule Gruiten. Ute Eden schränkte indes ein: "Wenn sich die Verhältnisse im nächsten Jahr bessern, hätten wir im Frühjahr wieder Kapazitäten." Doch Kämmerin Dagmar Formella betonte auch: Wenn das Projekt in diesem Jahr nicht haushaltswirksam begonnen wird, wird es im kommenden Jahr nicht wie eine Fortführungs-, sondern als neue Maßnahme behandelt.
Das heißt, im schlimmsten Fall ist die in diesem Jahr unter langen Diskussionen herbeigeführte Entscheidung zur Sanierung der Schule hinfällig und die Debatte beginnt von Neuem — bei offenem Ausgang. Daran aber hängt auch die von Schließung bedrohte Bücherei Gruiten: Nur, wenn die Schule Gruiten modernisiert ist, kann sie in deren Räumlichkeiten einziehen, betonte Schulleiter Markus Weikämper, weil sonst die Platzkapazitäten fehlen. Die Gemeindeprüfungsanstalt (GPA) hatte angeregt, die Bücherei Gruiten aus Kostenspargründen zu schließen. Die Gruitener machen sich allerdings für ihren Erhalt stark.
Baudezernent Engin Alparslan: "Wir möchten nicht den Eindruck erwecken, als hätten wir uns leicht getan mit der Priorisierung. Uns wäre es lieber, dauerhafte Infrastrukturen für unsere Bürger zu schaffen", sagte er. Aber die Verwaltung arbeite auch daran, "um die Gestellung von Zelten für Flüchtlinge drumherum zu kommen und ihnen eine menschenwürdige Unterbringung anzubieten". Hans Strerath, stellvertretender Vorsitzender des Sportverbands sagte, man sei zwar über die Aussicht einer möglichen Hallenbelegung "nicht glücklich", doch man sehe auch die Priorität der Flüchtlingsunterbringung. Das Problem, den Schul- und Vereinssport dann woandershin zu verlagern, sei zu lösen, das habe bei der Sanierung der Sporthallen Walder und Adlerstraße schließlich auch geklappt. "Ich bin sicher, dass wir einen akzeptablen Plan hinkriegen."
Eine Belegung auch des Bürgerhauses Gruiten lehnt Ute Eden ab. "Das Dach müsste komplett neu gemacht werden", außerdem sei der Zuschnitt der Räume ungeeignet. "Das macht keinen Sinn." Für den Sozialausschuss am Donnerstagabend, kündigte Ute Eden eine weitere Unterbringungsmöglichkeit an. Laut Informationen unserer Redaktion sucht die Stadt Haan Quartiere zurzeit auch in Gewerbegebieten, darunter auch eine große Gewerbeimmobilie in Gruiten. Sozialausschuss Sitzung Donnerstag, 20. August 2015 : 17 Uhr, Sitzungssaal Rathaus Haan, Kaiserstraße 85.
