Haan Flüchtlinge auch an Kampheider Straße

Haan · Die Politik legte weitere Standorte fest, die teilweise keine dauerhafte Lösung darstellen. Die Stadt ist in der Zange.

 Auf dieser Wiese an der Kampheider Straße sollen Container-Heime für 60 Flüchtlinge aufgestellt werden. Für das Vorhaben sind rund 2,9 Millionen Euro nötig.

Auf dieser Wiese an der Kampheider Straße sollen Container-Heime für 60 Flüchtlinge aufgestellt werden. Für das Vorhaben sind rund 2,9 Millionen Euro nötig.

Foto: Olaf Staschik

Sozial- sowie Haupt- und Finanzausschuss haben jetzt grünes Licht für die Herrichtung weiterer Standorte zur Unterbringung von Flüchtlingen in Haan gegeben. Unter großer Anteilnahme von Haaner Bürgern stimmten beide Ausschüsse einem von der Verwaltung ausgearbeiteten Konzept zu. Die letztgültige Entscheidung fällt der Stadtrat am 6. Mai.

Welche Standorte wurden beschlossen? Als Provisorien sollen die ehemalige Musikschule Dieker Straße sowie ein zurzeit noch brach liegendes Grundstück an der Kampheider Straße hergerichtet werden.

Wie viele zusätzliche Plätze kann die Stadt Haan so bereit halten? An der Dieker Straße sind es 40 Plätze, an der Kampheider Straße 60 Plätze.

Wie viel kostet das? Für den Umbau der ehemaligen Musikschule sind 175 000 Euro, für den Bau einer Container-Siedlung mit massivem (also gemauertem) Sanitär- und Küchenkern sind 2,88 Millionen Euro eingeplant.

Können in Haan damit auf Dauer genügend Plätze vorgehalten werden? Nein, denn hält der prognostizierte Flüchtlingsstrom so an, dann sind auch diese Plätze ausgebucht und weitere vonnöten. Schon durch den Freizug der Häuser an der Kreuzung "Polnische Mütze" mit 23 Plätzen wird ein Teil der neu zu schaffenden Übergangsquartiere belegt. Außerdem verzichtet die Stadt aus Kostengründen auf den einst angedachten Standort an der unteren Landstraße und ersetzt ihn durch die Kampheider Straße. Das zeigt: Die Decke ist immer noch zu kurz. Daher haben beide Ausschüsse auch an die Stadtverwaltung den Auftrag erteilt, die Standorte Neandertalweg und Ellscheid III so weit planungstechnisch vorzubereiten, wie dies die Stadt Haan kein Geld kostet - denn das ist im ohnehin schon strapazierten Haushalt (noch) nicht eingeplant.

Gibt es Haken? Der Standort Dieker Straße war zum Entsetzen der SPD zunächst als Provisorium auf sechs Jahre angelegt. Die Sozialdemokraten drängten darauf, ihn für nur zwei Jahre einzuplanen. Das heißt, nach zwei Jahren müssen sich Verwaltung und Politik erneut Gedanken um dieses Provisorium machen. Gegen den Standort Kampheider Straße gibt es von Nachbarn Bedenken. Wird der Bebauungsplan für dieses Gebiet geändert und wird in diesem Verfahren eine Bürgerbeteiligung durchgeführt, werden sich spätestens dann die Gegner massiv zu Wort melden. Wie die Stadtverwaltung in ihrem Konzept außerdem zu bedenken gibt, wird der Standort Bachstraße nach wie vor gebraucht. "Sollte der prognostizierte Anstieg des Bedarfs eintreten, blockiert dieses Szenario dauerhaft die Vermarktung der Standorte Bachstraße und Dieker Straße", warnen die Verfasser.

Das ruft wiederum die Private Kindergruppe, also den Betreiber-Verein der Kita Bachstraße, auf den Plan: Sie unterstreicht ihre Forderung nach einem Neubau für eine fünfgruppige Kita auf diesem Gelände mit einer Unterschriftensammlung, die sie Bürgermeister Knut vom Bovert am Donnerstag, 8. Mai, übergeben will. Dieser wiederum will am Montag, 5. Mai, in einem Pressegespräch an die Privateigentümer von Immobilien appellieren, für Flüchtlinge Wohnraum bereit zu stellen. Denn auch das prognostiziert die Verwaltung: Ohne die Unterbringung von Flüchtlingen in Wohnungen - der von allen Beteiligten gewünschten, weil dezentralen Wohnform, die die ausländischen Mitbürger am ehesten integriert - kann die Stadt Haan ihrem Versorgungsauftrag nicht gerecht werden. Und die sich abzeichnenden Bürgerproteste nehmen die Stadt zunehmend in die Zange. Das Ende der Fahnenstange ist indes noch nicht erreicht: Für mögliche weitere Unterkünfte stehen Baukosten von 2,58 Millionen Euro im Raum.

(RP)
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